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Formel 1: Vettel-Boss mit deutlichen Worten zu Abschied

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Sebastian Vettel bestritt in Monza sein letztes Formel-1-Rennen in Europa. Bild: www.imago-images.de / imago images
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Formel 1: Sebastian Vettels stiller Abschied von der europäischen Motorsport-Bühne

14.09.2022, 09:41
lukas grybowski aus monza
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Im Autodromo Nazionale di Monza schloss sich für Sebastian Vettel am vergangenen Wochenende ein Kreis. Am 13. September 2008 ging auf der italienischen Traditionsstrecke mit seiner ersten Pole Position und seinem ersten Rennsieg der Stern des Heppenheimers am deutschen Motorsporthimmel auf.

Und dort, wo seine große Erfolgskarriere an Fahrt aufgenommen hatte, fand 14 Jahre später sein letztes Rennen als Formel-1-Fahrer in Europa statt.

Für ihn sei die Rückkehr nach Monza immer emotional, erzählte der vierfache Weltmeister. Besonders in den fünf Jahren als Ferrari-Fahrer sei er auf der Heimstrecke der Italiener immer gefeiert worden. Dabei war es ganz egal, wie gut oder schlecht seine Leistungen waren.

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Sein letztes Rennen als Formel-1-Fahrer auf europäischem Boden im Aston Martin war ein stiller Abschied. Großen Jubel gab es nicht. Auch wenn man im Team nur lobende Worte für den Weltmeister übrig hatte, war das Wochenende sinnbildlich für Vettels vergangene Jahre im Formel-1-Zirkus, in dem es ihm nicht immer um den Sport ging.

"Es wird traurig sein, aber ich werde solche Tage wie heute nicht vermissen."
Sebastian Vettel während des verpatzen Rennwochenendes in Monza

Vettel stichelt gegen Italiens Präsidenten

Seit seinem Wechsel von Ferrari zum britischen Autohersteller Anfang 2021 ist es sportlich gesehen um den heute 35-Jährigen ruhig geworden. Vettel macht eher Schlagzeilen mit seinem Engagement in Sachen Umwelt- und Klimaschutz.

So kritisierte er nach dem Rennen, dass vor dem Start Kampfjets über die Strecke flogen und die Farben der italienischen Flagge in den Himmel sprühten.

"Ich hoffe, das hört irgendwann auf", sagte er und stichelte gegen Italiens Präsident Sergio Mattarella. "Aber der Präsident von Italien bestand wohl darauf. Er ist gefühlt 100 Jahre alt, da ist es schwierig, diese Ego-Nummern wegzulassen", sagte er in einer Medienrunde.

Bei den Medienrunden in Monza waren aber meist nur wenige deutsche Journalist:innen vor Ort, um die Einschätzungen des 35-Jährigen zu den Sessions zu hören. Immerhin: Die ARD schickte ein Reporterteam in den Vorort von Mailand, um ein Auge auf den Heppenheimer zu haben.

"Vielleicht ist er ein bisschen entspannter."
Tom McCullough, Perfomance-Manager bei Aston Martin, über Sebastian Vettel

Auch ein paar deutsche Fans machten sich auf den Weg nach Italien. Unter den zahlreichen Ferrari-Fahnen der fast 200.000 Zuschauer:innen stachen einige wenige Deutschland-Fahnen mit der Aufschrift "Danke Seb" heraus.

Die weiteste Reise hatte dabei wohl Eileen Thung, die extra aus Taiwan angereist war. Sie kam mit einer großen Deutschland-Fahne (mit der Aufschrift "Immer an Sebastian Vettel glauben" und vier Sternen für seine WM-Titel) an die Strecke und überreichte ihm zudem noch einen handschriftlichen Brief.

Vettel-Fan Eileen Thung aus Taiwan
Vettel-Fan Eileen Thung aus Taiwanbild: watson/lukas grybowski

Vettel enttäuscht über die Performance des Aston Martin

Dass es ein sportlich schwieriges Wochenende werden würde, war Vettel schon nach dem Training am Freitagnachmittag klar: "Unser Auto ist wirklich schwer zu bändigen. Wir haben über Nacht noch einige Hausaufgaben vor uns."

Diese konnten sie aber über das gesamte Wochenende nur ungenügend erledigen. Seine Hoffnung, im Qualifying zumindest an den ersten zehn Plätzen zu kratzen, wurde durch Probleme an der Karosserie schnell zerschlagen. Er landete nur auf Startplatz 17.

Durch die Strafversetzung anderer Fahrer rückte er jedoch auf Platz elf vor. Nach einem vernünftigen Start ins Rennen hielt er diese Position elf Runden, ehe er sein Auto vorzeitig abstellen musste.

In einer Medienrunde nach dem Rennen erklärte Aston-Teamchef Mike Krack, dass ein Problem am Energierückgewinnungssystem das Problem war und man größeren Schaden am Auto vermeiden wollte.

F1 Grand Prix Of The Netherlands Mike Krack of Aston Martin Aramco before the Formula 1 Grand Prix of The Netherlands at Zandvoort circuit in Zandvoort, Netherlands on September 4, 2022. Zandvoort Net ...
Aston-Martin-Teamchef Mike KrackBild: www.imago-images.de / imago images

Der 50-Jährige wollte nicht zu emotional werden, was den Abschied Vettels aus dem europäischen Motorsport angeht.

"Wir sind nicht auf einer Abschiedstour und denken: Das ist das letzte Mal Monza, das ist das letzte Mal in Europa, das ist das letzte Mal dieses oder jenes. Wir werden definitiv einen Abschied in Abu Dhabi haben. Bis dahin denken wir nicht darüber nach, dass wir um die Welt reisen und die Stopps unsere letzten sein werden", sagte er auf watson-Nachfrage.

Performance-Manager von Aston Martin lobt Vettels Einfluss

Und obwohl Vettel mit Aston Martin eher Durchschnitt statt gehobenes Formel-1-Niveau ist, zeigte sich Tom McCullough, Performance-Manager bei Aston Martin, zufrieden damit, wie der Deutsche das junge Team in den vergangenen 18 Monaten vorangebracht hat.

"Er geht enorm durchdacht an die Dinge heran, ist sehr neugierig und herausragend, was die Ingenieursarbeit betrifft. Seine grundsätzliche Arbeitseinstellung hat dem Team viel gegeben und enorm geholfen, wie wir bestimmte Dinge sehen und angehen", sagte McCullough auf watson-Nachfrage. Zudem lobte er, dass Vettel ein gutes Gespür dafür hätte, die Moral im Team hochzuhalten.

Formula 1 2022: Italian GP AUTODROMO NAZIONALE MONZA, ITALY - SEPTEMBER 10: Tom McCullough, Performance Director, Aston Martin, in the team principals press conference, PK, Pressekonferenz during the  ...
Performance-Manager Tom McCulloughBild: www.imago-images.de / imago images

Dass sich seine Einstellung zum Sport nach seinem angekündigten Rücktritt Ende Juli verändert habe, nimmt der Brite nicht wahr. "Vielleicht ist er ein bisschen entspannter, aber er ist ein super professioneller Rennfahrer. Daher ist er, was seinen Umgang mit den Ingenieuren angeht und wie er das Auto fährt, weiterhin ein wahres Arbeitstier."

In Monza feierte er vor 14 Jahren seinen ersten von 53 Rennsiegen. Es ist fast ausgeschlossen, dass in den verbleibenden sechs Rennen noch ein weiterer Triumph hinzukommt – egal, wie viel Einsatz er zeigt.

Vettel blickt Karriereende gelassen entgegen

Dafür konnte das Team das Auto im Laufe der Saison zu wenig weiterentwickeln. "Ich habe noch nie ein Team gesehen, das am Anfang der Saison eher hinten dran war und am Ende plötzlich ganz vorn steht. Wenn man kein Geld mehr ausgeben kann, holt man den Rückstand nicht mehr auf", sagte Vettel.

Abgesehen von den tollen Fans konnte er so keine positiven Aspekte für die verbleibenden Rennen in Singapur, Japan, USA, Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi aus Italien mitnehmen.

Formula 1 2022: Italian GP AUTODROMO NAZIONALE MONZA, ITALY - SEPTEMBER 11: Sebastian Vettel, Aston Martin, with his engineer during the Italian GP at Autodromo Nazionale Monza on Sunday September 11, ...
Sebastian Vettel (r.) im Gespräch mit seinem IngenieurBild: www.imago-images.de / imago images

Dennoch wisse er, dass er unter anderen Umständen auch bessere Resultate erreichen kann. Und ab und an gibt es auch noch positive Ausschläge nach oben. Vettel steht im Gesamtranking mit 20 Punkten auf Platz 12.

Eine gewisse Enttäuschung über die Leistungen war ihm das gesamte Wochenende anzumerken, doch gleichzeitig erkannte man auch die gewisse Entspannung, auf die Tom McCullough anspielte.

"Am Ende wird die Sonne nach meinem letzten Rennen auch wieder aufgehen. Es wird traurig sein, aber ich werde solche Tage wie heute nicht vermissen", sagte er mit einem Lachen bereits nach dem verpatzten Qualifying am Samstag.

HSV und Bruno Labbadia verhandeln wohl nur noch über ein Vertragsdetail

Nach der Trennung von Steffen Baumgart wurden beim HSV kurzzeitig viele Namen gehandelt: Ruud van Nistelrooy, Raphael Wicky, Urs Fischer oder auch Friedhelm Funkel wurden öffentlich diskutiert. Schnell aber kristallisierte sich ein anderer Topfavorit heraus: Bruno Labbadia.

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