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WM 2022: Harte Lionel-Messi-Kritik – "Hat sich dem Teufel verkauft"

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Lionel Messi schoss beim argentinischen 2:0-Sieg gegen Mexiko in der Gruppenphase den ersten Treffer. Bild: www.imago-images.de / imago images
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WM 2022: "Hat sich dem Teufel verkauft" – die zwei Seiten von Argentiniens Superstar Lionel Messi

16.12.2022, 16:15
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Lionel Messi und Argentinien stehen vor dem großen Wurf. Im vermutlich letzten WM-Spiel seiner Karriere könnte Messi mit seinem Heimatland am Sonntag (16 Uhr) gegen Frankreich seinen ersten WM-Titel holen. Für Argentinien ginge eine Durststrecke seit 1986 zu Ende.

Für Messi würde sich ein Kreis schließen. Schon vor dem Turnierbeginn hatte der 35-Jährige angekündigt, dass die WM in Katar seine letzte sei. Deshalb musste und wollte er liefern. Immer wieder wird ihm nachgesagt, in der Nationalmannschaft nicht erfolgreich zu sein. Bisher gewann er mit Argentinien lediglich 2021 die Copa América. Dazu kam noch Olympia-Gold 2008. Sonntag hat er nun die Möglichkeit, die Titelausbeute auszubauen.

Messis überragende sportliche Bilanz

Mit einem WM-Titel würde Messi in seiner Heimat wohl auf einer Stufe mit Diego Maradona stehen, der in Argentinien vergöttert wird. Die sportliche Bilanz von Messi lässt sich ohnehin sehen. In 853 Klub-Spielen hat er 701 Tore erzielt und weitere 333 vorbereitet. In der Nationalmannschaft sind es 96 Tore nach 171 Spielen. Allein zum aktuellen Final-Einzug trug er mit vier Toren und drei Vorlagen bei.

Bei einer Final-Niederlage könnte es Kritik für den 35-Jährigen hageln, für den es nicht nur wegen seiner sportlichen Leistung unangenehm werden könnte. In Zukunft könnten auch seine Werbemaßnahmen kritisch gesehen werden – besonders in der Heimat.

"Die Öffnung zur Unterhaltungs- und Sport-Szene ist ein großer Bestandteil der Vision 2030."
Dennis Horak, ehemaliger kanadischer Botschafter in Saudi-Arabien über das Sportswashing des Wüstenstaats

Der siebenmalige Ballon d'Or-Gewinner steckt in einer Zwickmühle. Einerseits bewirbt sich Argentinien gemeinsam mit Uruguay, Paraguay und Chile um die Austragung der Weltmeisterschaft 2030. Andererseits will auch Saudi-Arabien gemeinsam mit Ägypten und Griechenland das Turnier organisieren. Messi befindet sich nun im Zwiespalt. Einerseits will er, dass das Turnier in seiner Heimat stattfindet, andererseits tritt er als Werbe-Ikone für den Tourismus in Saudi-Arabien auf.

Denn: Im Mai dieses Jahres wurde bekannt, dass Messi einen lukrativen Werbedeal mit dem saudi-arabischen Staat geschlossen hat. Seitdem tritt der Argentinier als Werbefigur für den Tourismus des arabischen Lands auf – und könnte damit Teil der großen saudischen "Vision 2030" werden.

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Lionel Messi wechselte im Sommer 2021 ablösefrei vom FC Barcelona nach Paris.Bild: www.imago-images.de / imago images

Gegenüber der englischen Sportseite "The Athletic" erklärte Dennis Horak, der ehemalige kanadische Botschafter in Saudi-Arabien (2015 bis 2018), diese Vision so: "Die Öffnung zur Unterhaltungs- und Sport-Szene ist ein großer Bestandteil der Vision 2030. Mit dem 'LIV Golf' [Anm.d.Red.: professionell gegründete Golf-Tour von Saudi-Arabien] und jetzt mit den hochrangigen Partnerschaften versuchen sie ihr Engagement auf ein anderes Niveau zu heben und globaler aufzustellen."

Messis Werbemaßnahmen könnten also im Widerspruch zu den Interessen von Argentinien stehen. Dabei sagt Fernando Marín, Mitinitiator der WM-Bewerbung, gegenüber "The Athletic": "Messi wird ein fundamentaler Bestandteil für die Südamerika-Bewerbung für 2030 sein."

Sein ehemaliger Nationalmannschaftskollege, Maxi Rodríguez, will sich deshalb bei "The Athletic" nicht klar äußern. Auf die Frage, ob er das Engagement von Messi in Saudi-Arabien komisch finde, sagte der ehemalige Linksaußen: "Ja, ehrlicherweise, aber ... man weiß nie, wie es enden könnte."

Neben der Zwickmühle wegen der WM-Bewerbung seines Geschäftspartners und seiner Heimat wird Messi allerdings auch kritisiert, weil er nun hauptsächlich Geld von Staaten annimmt, die immer wieder wegen Menschenrechtsverletzungen kritisiert werden.

"Womit ich ein Problem habe, ist, dass Messi als Individuum sich zum Werkzeug für saudi-arabisches Sportswashing macht. Er hat sich dem Teufel verkauft."
Khalid Al-Jabri, Saudi, der Messi heftig kritisiert

Hinter seinem Klub, Paris St. Germain, steckt der katarische Staat. Messi kassiert demnach von einem Land, das die Menschenrechte missachtet und Homosexualität unter Strafe stellt, rund 30 Millionen Euro pro Jahr. Dazu kommt nun der Werbevertrag mit Saudi-Arabien. Jenes Land, dessen Kronprinz Mohammed bin Salman für die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi verantwortlich ist.

Aufgrund dieser beiden Deals wird Messi kritisiert. Unter anderem von Khalid Al-Jabri, einem Saudi, dessen Geschwister aktuell im Gefängnis sind. In einem Interview mit "The Athletic" hatte er beklagt, dass die Geschwister festgehalten werden, um seinen Vater Dr. Saad Al-Jabri unter Druck zu setzen. Er war ehemaliger Geheimdienstgeneral. Sein Sohn geht Messi nun heftig an: "Womit ich ein Problem habe, ist, dass Messi als Individuum sich zum Werkzeug für saudi-arabisches Sportswashing macht. Er hat sich dem Teufel verkauft."

(mit Material der dpa)

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