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WM 2022: 6 Fakten, die du über Halbfinal-Teilnehmer Marokko nicht wusstest

221206 -- AL RAYYAN, Dec. 6, 2022 -- Players of Morocco celebrate victory after winning the Round of 16 match between Morocco and Spain of the 2022 FIFA World Cup, WM, Weltmeisterschaft, Fussball at E ...
Die marokkanische Mannschaft ist das erste afrikanische Team, das in ein WM-Halbfinale eingezogen ist.Bild: IMAGO / Xinhua
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WM 2022: Fußball-verliebter König und Allianzen mit Deutschland – das wusstest du noch nicht über Marokko

14.12.2022, 10:4214.12.2022, 12:05
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Marokko hat schon jetzt – vor dem Halbfinal-Spiel gegen Frankreich – Geschichte geschrieben. Das Land steht zum ersten Mal in einem WM-Viertelfinale, als einziges afrikanisches und arabisches Land bei dieser WM und als viertes afrikanisches Land überhaupt – nach Kamerun (1990), dem Senegal (2002) und Ghana (2010). In ein Halbfinale hat es in der Geschichte der Fifa-Weltmeisterschaften noch kein afrikanisches Land geschafft.

"Es ist verrückt, was Sport mit einem Land machen kann", sagte Maroua, eine junge Marokkanerin, nach dem Viertelfinal-Einzug im Gespräch mit watson. In Marokko feierten nach den vergangenen Spielen nicht nur Fußball-Fans. Das ganze Land war im Ausnahmezustand: Der marokkanische König setzte sich nach Abpfiff in sein Auto und stellte sich damit – ganz ohne Security, wie normalerweise – in die Menschenmenge, um sich zu unterhalten, zu lachen, zu feiern.

Morocco soccer fans celebrate after their national team beat Canada 2-1 and qualified to the knockout stages at a World Cup soccer match played in Qatar, in Rabat, Morocco, Thursday, Dec. 1, 2022. (AP ...
Tausende Fans feierten nach den vergangenen WM-Spielen auf den Straßen Marokkos.Bild: AP / Mosa'ab Elahmy

"Sogar meine Großmutter sieht sich den ganzen Tag Sportvideos an, Interviews mit den Spielern und solche Sachen. Dabei versteht sie kaum die Regeln des Spiels", erzählte Maroua.

Watson hat sechs Fakten, die du noch nicht über Marokko wusstest und mit denen du bei deinen Freunden glänzen kannst.

Fünf Mal auf eine WM beworben

Dass Marokko das in Katar vorherrschende WM-Feeling auch im eigenen Land spüren möchte, ist nachvollziehbar. Bereits fünf Mal hat sich der nordafrikanische Staat auf eine Fußball-Weltmeisterschaft beworben – und ist fünfmal gescheitert. Nach 1994, 1998, 2006, 2010 und jetzt auch für 2026 soll es 2030 endlich mit der marokkanischen WM klappen.

Allerdings womöglich im Verbund mit anderen Ländern – ähnlich, wie es auch 2026 der Fall ist. 48 Mannschaften werden erstmals an der kommenden WM teilnehmen, die das Länder-Trio USA, Mexiko und Kanada ausrichten wird. Der marokkanische Sportminister Rachid Talbi Alami sagte der Nachrichtenagentur afp dazu: "Auf Anweisung seiner Majestät König Mohammed VI. werden wir uns für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft 2030 bewerben."

Verkauf grüner Energie an Deutschland

Afrikanische Staaten sind vor allem für ihr hohes Uran-Aufkommen, sowie ihre großen Reserven an Gold, Diamanten und Platin bekannt. Außerdem liegen dort rund zwölf Prozent der weltweiten Ölreserven und sieben Prozent des Erdgases.

Dass Marokko allerdings zu den globalen Vorreitern der erneuerbaren Energien zählt, wissen die wenigsten. Im Klimaschutz-Index 2022 liegt Marokko auf Platz acht – dicht hinter Schweden und Norwegen. (Zum Vergleich: Deutschland liegt auf Platz 13.) Aktuell deckt das nordafrikanische Land bereits 20 Prozent seines Energiebedarfs mit grünem Strom aus Wasserkraft, Wind und Sonne. Bis 2030 will Marokko das auf mindestens 52 Prozent erhöhen. Im besten Fall sogar auf 86 Prozent.

Bereits seit 2012 gibt es deshalb eine Energiepartnerschaft mit Deutschland, die im Rahmen der 2021 verabschiedeten Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung noch einmal vertieft wurde.

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Ein Teil der marokkanischen Energie-Strategie: Riesige Solaranlagen in Ouarzazate (Archivbild).Bild: imago stock&people / Xinhua

14 Spieler kommen aus anderen Ländern

Etwa 15.000 Marokkaner:innen leben in Katar, es wurden Flüge von der marokkanischen Regierung subventioniert, sodass noch mehr Fans in das Wüsten-Emirat reisen können, um die Mannschaft zu supporten. Die Familien der Spieler wurden nach Katar eingeladen. Seit den letzten Siegen ist die Zahl der Fans noch größer geworden. Auch Tunesier:innen gehören zum Beispiel nun dazu.

Diese vielfältige Fan-Basis spiegelt auch die Nationalmannschaft selbst wider. Nicht nur Sofyan Amrabat, Abdelhamid Sabiri und Sofiane Boufal wuchsen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland auf. Insgesamt 14 Spieler sind in einem anderen Land als Marokko geboren. Das sind mehr als bei jedem anderen Team der Weltmeisterschaft.

Dafür musste sich Trainer Walid Regragui – der selbst in Frankreich geboren und aufgewachsen ist – schon Vorwürfe anhören, die Mannschaft sei nicht marokkanisch genug.

Nach dem Viertelfinal-Einzug sagte er dazu: "Jedes Land hat seine Fußballkultur, daraus machst du einen Milchshake und ziehst ins Viertelfinale ein. Damit bin ich sehr glücklich."

Politische Kontroverse im Land

Der Einzug Marokkos in das WM-Halbfinale hatte auch eine politische Diskussion zur Folge. Einige fragen sich, ob das Weiterkommen gefeiert werden sollte oder nicht. Denn das Land hält ein ehemaliges spanisches Kolonialgebiet, die Westsahara, besetzt. Dort leben die Menschen als Minderheit in ihrem eigenen Land.

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Sahwari, Menschen aus der Sahara, protestieren in Spanien für die Befreiung des Landes von der Besetzung.Bild: IMAGO / Pacific Press Agency

Währenddessen unterstützt nicht nur die Nationalmannschaft mit Palästina-Flaggen in Katar die Menschen in Palästina, sondern auch ihre Fans. Zwar ist die Solidarität mit den Palästinensern im arabischen Raum weit verbreitet. Aber Marokko hält – anders als der WM-Gastgeber Katar – diplomatische Beziehungen zu Israel.

"Herzlichen Glückwunsch an unsere marokkanischen Freunde für ihren großartigen Sieg", schrieb Israels Verteidigungsminister Benny Gantz nach dem Sieg gegen Spanien auf Twitter.

Marokko auch in EU-Korruptionsskandal verwickelt

Und Marokko spielt auch eine Rolle im Korruptionsskandal rund um die ehemalige Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Eva Kaili.

Eine zentrale Rolle spielt dabei auch der ehemalige italienische EU-Abgeordnete Antonio Panzeri. Er soll laut "Spiegel" gegen Bezahlung Abgeordnete zugunsten Katars und Marokko beeinflusst haben. Während seiner Zeit als Abgeordnete von 2004 bis 2019 war er Vorsitzender des Unterausschusses für Menschenrechte und der Delegation für Beziehungen mit den nordafrikanischen Maghreb-Staaten.

König Marokkos setzt sich für Fußball ein

Der König Marokkos, Mohammed VI. hat vor 15 Jahren, im Jahr 2007, zwölf Millionen Pfund investiert, um den Fußball im Land zu fördern. Es entstand die Mohammed-VI-Fußballakademie mit acht Fifa-konformen Spielfeldern, einem klimatisierten Hallenfeld, vier Fünf-Sterne-Hotels und einem medizinischen Zentrum mit einem Zahnarzt. Alles zum Wohle und zur Entwicklung der Athleten.

Denn eigentlich ist Marokko nicht unbedingt als Fußballnation bekannt und auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen sind vielerorts nicht die besten. Speziell im Fußball fehlte es an guten Einrichtungen und Fördermöglichkeiten.

Ziyech spendet WM-Prämien

Um dagegen anzukämpfen, liefert Hakim Ziyech für Marokko nicht nur auf dem Platz konstant ab. Er spendete laut dem marokkanischen Journalisten Khaled Beydoun auch bisher jede Prämie, die er seit seinem Nationalmannschaftsdebüt im Jahr 2015 erhalten hat.

Das Geld geht an die Teammitarbeiter:innen und arme Familien in Marokko. Bereits vor dem Viertelfinal-Spiel gegen Portugal sollen das rund 350.000 Dollar bei dieser WM gewesen sein.

FC Bayern: Sky-Reporter kritisiert Trikotwahl gegen Köln deutlich

Manche Sachen ändern sich dann doch nicht. Nachdem der FC Bayern gegen den 1. FC Köln nach zuletzt drei Spielen ohne Sieg wieder gewinnen konnte, ging die Auseinandersetzung von Thomas Tuchel mit Experte Didi Hamann, die sich schon durch die ganze Saison zieht, in die nächste Runde.

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