David Raum, Lukas Klostermann, Manuel Neuer und Niklas Süle (v.l.) ärgern sich über das Gegentor gegen Costa Rica.Bild: www.imago-images.de / Matthias Koch
WM 2022
Mit einem 9:2 (oder 8:1) hätte die DFB-Elf das WM-Achtelfinale aus eigener Kraft noch erreichen können. "Es wäre sehr vermessen und respektlos Costa Rica gegenüber, davon auszugehen, dass wir acht Tore schießen", hatte Bundestrainer Hansi Flick dieses Szenario im Vorfeld abgetan. Letztendlich standen für Deutschland ganze 32 Torschüsse zu Protokoll, eine effektivere Offensive hätte also die nötigen Tore erzielen können.
Trotzdem waren die Defizite im Abschluss nicht ursächlich für das deutsche WM-Aus: Die Nationalmannschaft hat in allen drei Vorrundenspielen getroffen, gleichzeitig aber auch immer mindestens ein Gegentor kassiert, insgesamt fünf Stück.
Im Nachhinein steht daher insbesondere die Abwehr in der Kritik, auch die individuelle Qualität einzelner Verteidiger wird dabei infrage gestellt.
Van der Vaart schimpft über Süle: "Der deutsche Harry Maguire"
"Wir haben in der Abwehr nur einen Spieler der internationales Niveau hat, nämlich Rüdiger", urteilte noch am Mittwoch ARD-Experte Bastian Schweinsteiger. "Der Rest ist höchstens Bundesliga-Durchschnitt", findet der Weltmeister von 2014.
Rafael van der Vaart, inzwischen ebenfalls TV-Experte, pflichtet ihm bei. "Deutschland hat ein Problem in der Abwehr", erklärt der Ex-HSV-Star im niederländischen Fernsehen.
TV-Experte Rafael van der Vaart ist für seine vernichtenden Kritiken bekannt.Bild: www.imago-images.de / Pro Shots
Insbesondere einen Verteidiger hat er als Schwachstelle ausgemacht: "[Niklas] Süle ist nicht weltklasse. Er ist der deutsche Harry Maguire", meint van der Vaart herabschätzend.
Maguire war durch starke Leistungen bei der WM 2018 zum Hoffnungsträger der Engländer geworden, ein Jahr später verpflichtete ihn Manchester United für ganze 87 Millionen Euro. Den damit einhergehenden Erwartungen konnte Maguire jedoch nicht gerecht werden, inzwischen erntet er statt Sympathien meist nur noch Häme. Im Internet wird jeder Fehler seinerseits umgehend zum Meme.
Süle spielt unterirdische WM, verschuldet drei Gegentore in drei Spielen
Was van der Vaart mit seinem Vergleich also sagen will: Süle ist ein Witz. Mit so harter Kritik ist der BVB-Profi dieses Jahr schon häufiger konfrontiert worden. Süle habe einen "Antritt wie eine Wanderdüne", hatte beispielsweise Ex-Mainz-05-Profi Guido Schäfer zu Saisonbeginn geschätzt.
Tatsächlich hat Süle eine unterirdische WM gespielt: Er genoss zwar das Vertrauen des Bundestrainers und war in allen drei Spielen gesetzt, leistete sich dabei aber reihenweise Stellungsfehler, immer wieder liefen ihm die Stürmer davon.
Morata schießt zum 1:0 gegen Deutschland ein. Süle kam zu spät. Bild: www.imago-images.de / Matthias Koch
Zudem ging in jeder Partie mindestens ein Gegentor auf sein Konto: Beim spielentscheidenden 1:2 gegen Japan hatte Süle das Abseits aufgehoben, im Spanien-Spiel konnte sich Álvaro Morata vor seinem Tor in Süles Rücken davonschleichen. Auch gegen Costa Rica ließ Süle Anfang der zweiten Hälfte Kendall Waston aus kurzer Distanz völlig frei aufs Tor köpfen, wodurch Manuel Neuer den Ball nur noch prallen lassen konnte – der Nachschuss bedeutete das zwischenzeitliche 1:1.
Rund um den FC Bayern ist Jamal Musiala in dieser Saison das Gesprächsthema Nummer eins.