Joshua Kimmich ist ehrgeizig und äußert immer wieder auch öffentlich seine Meinung, auch wenn er damit aneckt. Das hat er bereits mehrfach bewiesen. Als der FC Bayern München im Mai Meister wurde und am gleichen Tag bekannt wurde, dass die damaligen Vorstände, Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić, ihren Job verlieren, bezeichnete er diesen Schritt als "komisch".
Gleichzeitig kritisierte er die Vereinsführung dafür und sagte: "Ich finde, da hätte man jetzt auch noch zwei, drei Tage warten können." Eine sehr umstrittene Meinung vertrat er in der Hochphase der Corona-Pandemie. Damals verkündete er, dass er sich nicht geimpft hatte, was eine öffentliche Diskussion auslöste. Später ruderte er allerdings zurück.
Nun enthüllt die vierteilige Amazon-Doku "All or Nothing: Die Nationalmannschaft in Katar", die ab 8. September abrufbar ist, dass Kimmich mit verschiedenen DFB-Stars vor der Weltmeisterschaft in Katar aneinander geraten ist.
Eine Szene zeigt beispielsweise, dass sich Kimmich und Niklas Süle nach dem Nations-League-Spiel in Wembley (3:3) im September 2022, also rund zwei Monate vor der WM, gestritten haben. Kimmich redet in dieser Szene wutentbrannt auf Süle in der Kabine ein: "Wie redest du mit mir auf dem Platz? Du beleidigst mich. Ich sag dir was ganz Normales, was Inhaltliches."
Hier siehst du im Video: Stefan Effenberg kritisiert Hansi Flick harsch:
Süle entgegnet daraufhin nur genervt: "Rede nicht von Respekt. Labere mich nicht voll! Ich bin der Letzte, der nicht respektvoll redet. Laber mich nicht voll, ich sag es dir!" Kurze Zeit später sprechen beide über ihre grundsätzliche Freundschaft und was zum Beginn des gemeinsamen Verhältnisses nicht gut lief.
Süle stellt klar: "Wir hatten kleine Turbulenzen am Anfang unserer Beziehung. Dann rutscht ihm auch mal was raus, um die andern zu motivieren. Da hatte ich ein bisschen Probleme mit am Anfang. Da hat es auch mal gekracht!" Kimmich wiederum erzählt, dass er Süle mal geraten habe, sich etwas mehr zu bewegen: "Und dann war sein Kommentar dazu: 'Was die kleinen Fische hier sagen, interessiert mich nicht'."
Der Streit mit Süle ist aber nicht der einzige, der in der Doku thematisiert wird. Auch mit Verteidiger und Real-Madrid-Star Antonio Rüdiger gerät der 28-Jährige aneinander. Bereits während der Vorbereitung in Herzogenaurach knallt es zwischen beiden. In einer Episode ist zu sehen, wie die beiden emotional nach einer Trainingseinheit miteinander sprechen. Kimmich fragt seinen Teamkollegen, ob er nicht glaube, dass er für die Mannschaft spiele.
Rüdiger entgegnete daraufhin: "Man sagt dir Sachen ..." Er wird dann allerdings von Kimmich unterbrochen, der ihn fragt: "Was sagst du mir?" Beide schaukeln sich dabei hoch. Rüdiger antwortet: "Ich gebe dir Anweisungen ..." Das bringt offenbar für Kimmich das Fass zum Überlaufen: "Du sagst es nie ins Gesicht. Du sagst es immer so hintenrum: 'Der macht, was er will!' Sag mir: 'Jo, mach nicht, was du willst!'", fordert Kimmich von ihm.
Den Streit moderiert wenig später Hansi Flick in einer Teamsitzung vor der gesammelten Mannschaft ab: "Es kann vorkommen – ohne Frage – es gibt aber ein paar Dinge, die wichtig sind. Es muss in der Sache respektvoll sein. Nach dem Training, das haben sie gemacht, haben sie miteinander gesprochen und es geklärt. Das ist mir wichtig." Flick betonte, dass alle Spieler für das Team wichtig seien, um am Ende erfolgreich zu sein.
Der Ausgang der WM war allerdings nicht erfolgreich. Das DFB-Team schied zum zweiten Mal in Folge bei einer WM in der Gruppenphase aus und ist seitdem in einer Krise.