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Noch bevor Schiedsrichter Sven Jablonski den Schlusspfiff ertönen ließ, hielt es kaum einen Kieler Fan auf den Sitzen. Der Platz war bereit, gestürmt zu werden, und als das Spiel dann tatsächlich vorbei war, ergoss sich die Welle der blau-weißen Anhängerschaft förmlich auf dem Rasen und dem Dach der Trainerbank.
Durch ein 1:1-Unentschieden gegen Fortuna Düsseldorf ist Holstein Kiel erstmalig in der Vereinsgeschichte, und als erstes Team aus Deutschlands nördlichstem Bundesland Schleswig-Holstein, am Samstagabend in die Bundesliga aufgestiegen.
"Erstmal ein Flens, ne!", sagte Geschäftsführer Uwe Stöver auf die Frage, ob er es schon begreifen könne, und Lewis Holtby stand alsbald auf der Tribüne und verteilte Bierflaschen an die Fans. Er selbst, sagte Holtby wenig später, "habe noch nicht viel Bier getrunken". "Ich habe mehr verteilt."
Schließlich werde es noch ein langer Abend, er sei ein bisschen erfahrener, "da darf man nicht direkt am Anfang Vollgas geben, sonst wird es ein kurzer Abend". Außerdem habe er eine Vorbildfunktion, seine Tochter schaue gerade zu, "die darf ja auch nicht glauben, dass ich ein Depp bin".
Nachdem Kiel 2018 und 2021 in der Aufstiegs-Relegation knapp gescheitert war, erst gegen Wolfsburg, dann gegen Köln, hat es nun im dritten Anlauf über den direkten Weg geklappt. Der frühere Nationalspieler Holtby erinnerte einen Bundesligisten schon einmal an die bevorstehenden Begegnungen.
"Ich glaube, wir sind der Angstgegner von Bayern München", sagte Holtby scherzhaft. "Hier war schon einmal ein Schneesturm-Spiel. Wenn Thomas Müller hier wieder herkommt, dann kriegt er Flashbacks. Und Harry Kane nehme ich in Manndeckung."
Im tiefsten Corona-Winter 2021 konnte Holstein Kiel den großen FC Bayern nach Elfmeterschießen bereits aus dem DFB-Pokal befördern, damals allerdings ohne Fans und auch ohne Lewis Holtby. Erst zur Saison 2021/22 wechselte Holtby nach Kiel und schaffte nun im dritten Jahr den Aufstieg.
"Ich bin extrem dankbar, dass ich das erleben darf", sagte Holtby. "Mit Holstein Kiel etwas Historisches zu schaffen, das ist einmalig. Man sieht es an den Menschen, man hat die Atmosphäre heute erlebt, die Menschen wollten es unbedingt und ich bin sehr dankbar und froh, dass ich mit fast 34 noch einen Aufstieg mitmache und dann nochmal in der Bundesliga spielen darf."
Etwas unmittelbarer äußerte sich der von seinen Kieler Mannschaftskollegen zum "Bierkapitän" ernannte Timo Becker über den Aufstieg in die Erstklassigkeit. "Ich werde mir geisteskrank einen hinter die Binde kippen", sagte Becker. "Ich werde das Stadion einmal abreißen und haue hier alles kurz und klein."
