
Die Augsbuger Puppenkiste hat Jim Knopf und seine Abenteuer aufgeführt. Bild: imago images / imago stock&people
Unterhaltung
Ein Junge freundet sich mit einem Lokomotivführer auf einer Insel an. Die hat zwei Berge, klar. Denn die berühmte Abenteuergeschichte um Jim Knopf und die Insel Lummerland kennt jeder. Nun wird sie 60 Jahre alt. Und sie wird auch kritisch gesehen.
09.08.2020, 12:3409.08.2020, 12:34
Lummerland, Frau Waas, Besserwisser Ärmel: Die
Geschichte fängt auf einer Insel mit zwei Bergen, einem Päckchen und
einem Baby darin an und sie endet in einem Abenteuer. In diesem Jahr
wird das Kinderbuch "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" 60
Jahre alt. Bekannt ist es wie eh und je: Die Geschichte um den
kleinen Jungen und den Lokführer begleitet noch heute viele
Heranwachsende und begeistert auch Jahre später Erwachsene.
Dabei war es zu Beginn nicht klar, ob das Werk überhaupt jemals
erscheinen wird. Der Autor Michael Ende (1929-1995), ein Künstlersohn
aus München, schrieb das Buch und hatte damals nicht mehr viel Geld,
wie sich Literaturagent und Freund Roman Hocke erinnert. Sein erstes
Buch um Jim Knopf musste sofort erfolgreich werden. Doch die Verlage,
denen Ende das mehr als 500 Seiten starke Manuskript anbot, waren
skeptisch: Diese Länge in einem Kinderbuch? Für viele sei das
undenkbar gewesen.
"Die Art des Erzählens und diese fantastischen Welten gab es damals nicht."
Freund des Autors, Roman Hocke
Ein Dutzend Verlage lehnten das Manuskript ab. Doch Lotte Weitbrecht
vom Thienemann-Verlag in Stuttgart erkannte das Potenzial der
Geschichte mit dem Scheinriesen Tur Tur und dem Halbdrachen Nepomuk.
Die Bedingung war aber, dass Ende das bereits Geschriebene in zwei
Teile aufspaltet. Am 9. August 1960 erschien der erste Band. Zwei
Jahre später folgte der zweite: "Jim Knopf und die Wilde 13".
Ende habe sich viel von seinem malenden Künstler-Vater abgeschaut,
erzählt Hocke. "Für den Vater war es ein Qualitätszeichen, dass sich
Bilder nicht erklärten. Als Kind sollte Ende den Bildern Titel
geben." Daher sei die Interpretation des Buches vielleicht nicht
immer ganz so einfach, scherzt er. Als Ende damals mit dem Schreiben
angefangen hatte, wusste er nach eigenen Angaben nicht, wie der
zweite Satz heißen und worauf das Ganze hinauslaufen wird.
Auszeichnung für Ende
Aber das hat der Geschichte nicht geschadet, denn sie wird nach dem
Erscheinen gefeiert – Ende wird zum gefragten Autor. Das erste
Jim-Knopf-Buch erhält 1961 den Deutschen Jugendliteraturpreis. Später
wird es von der Augsburger Puppenkiste verfilmt und von einem großen
Publikum im Fernsehen gesehen. Mittlerweile haben die beiden Bände
eine Auflage von 5,5 Millionen Exemplaren und sind in 33 Sprachen
übersetzt worden – darunter Arabisch, Estnisch und Hebräisch.
Einiges stößt heute auf Kritik
Auch in dem Buch werden viele verschiedene Ethnien thematisiert. Die
damals als "Indianerjunge" und "Eskimokind" bezeichneten Personen
stoßen heute teils auf Kritik: Eine Kita-Leiterin aus Hamburg
kritisierte in einem Interview der "Zeit", wie die Geschichte um den
dunkelhäutigen Jim Knopf in vielen Kitas noch unkritisch gelesen
werde. Sie sagte, dass die Geschichte viele Klischees reproduziere
zum angeblich typischen Wesen und Äußeren von Schwarzen. "Jim Knopf
ist so, wie sich Weiße ein lustiges, freches, schwarzes Kind
vorstellen."
Vor allem die Passage, in der Jim als "Neger" bezeichnet wird, ist
umstritten. Der Verlag will das heute für schwarze Menschen als
rassistisch geltende Wort vorerst erhalten. "Grundsätzlich hat der
Autor die Hoheit über seinen Text; das bringt der urheberrechtliche
Schutz mit sich. Kein Verlag kann und wird ohne Rücksprache und
Zustimmung des Autors oder seiner Erben in einen Text eingreifen",
sagt Verlegerin Bärbel Dorweiler.
Na, habt ihr auch schon einen Ohrwurm?
Für den Verlag sei auch die Gesamtaussage des Kinderbuchs
entscheidend: Mit der Befreiung einer "bunten Gruppe von Kindern
unterschiedlichster Herkunft aus der Herrschaft des bösen Drachen"
werde eine Gegengeschichte zur nationalsozialistischen
Rassenideologie aufgezeigt. Außerdem komme das Wort nur in einer
Szene vor, sagt Hocke.
"Man muss sich doch fragen, warum er das Wort bei einem schwarzen Kind nur einmal auf siebenhundert Seiten benutzt. Ich denke, Ende hat ein Gespür gehabt, dass man das Wort nicht zu oft benutzen sollte."
Roman Hocke
Hocke deutet Jim als typisches Kind mit Unklarheiten, Fragen und
Abenteuerlust - unabhängig davon, ob es schwarz ist. Liest man das
Werk Endes noch in 60 Jahren? "Ich weiß es nicht, ob man ihn in 60
Jahren noch liest. Das wird unsere Gesellschaft entscheiden, aber ich
finde, das Buch ist ein Plädoyer fürs Miteinander." Zumindest
entsteht in einem Augsburger Neubaugebiet demnächst ein
Puppenkisten-Viertel – auch Jim Knopfs Name wird dort eine Straße
zieren. Im Oktober erscheint zudem mit "Jim Knopf und die Wilde 13"
der nächste Kinofilm.
(lin/dpa)
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