Eigentlich hätte König Charles III. erste Auslandsreise den neuen Monarchen nach Frankreich führen sollen. Doch wegen der anhaltenden Proteste im Land waren die Sicherheitsbedenken letztlich so groß, dass der Besuch abgesagt werden musste. Dem Staatsbesuch in Deutschland steht allerdings nichts im Wege.
1962 kam Charles zum ersten Mal nach Deutschland. Als 14-Jähriger begleitete er seine Mutter Queen Elizabeth II. zu vielen offiziellen Anlässen, darunter auch ein Besuch in Frankfurt und im Schloss Kronberg.
Und Charles hat zu Deutschland ohnehin eine sehr spezielle Beziehung.
Dass Charles nur wenige Monate nach dem Tod seiner Mutter nach Deutschland kommt, ist etwas ganz Besonderes. So sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Vorfeld:
Mit seinem Besuch setzt der König wohl auch ein Zeichen dafür, dass die deutsch-britischen Beziehungen trotz des Todes von Queen Elizabeth II. und dem Brexit eng bleiben sollen.
Den letzten Staatsbesuch des Oberhaupts des britischen Königshauses erlebte Deutschland 2015. Damals wurde die Queen von Joachim Gauck empfangen, hatte ein Vieraugengespräch mit Angela Merkel und unternahm eine Bootstour.
Ungefähr 30 Mal war Charles bereits offiziell in Deutschland, zahlreiche private Besuche nicht mitgerechnet. Bei seiner Reise nach Berlin, Brandenburg und Hamburg erwartet ihn ein buntes Programm. Auch dieses Mal soll Charles eine Rede im Bundestag halten, wie er es 2020 zuletzt getan hatte.
Das britische Königshaus ist eng mit dem deutschen Adel verbunden, sogar mit dem Haus Hannover verwandt, schreibt der "stern". Queen Victoria heiratete 1840 den deutschen Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, danach nannte sich die Königsfamilie sogar eine Zeit lang "Saxe-Coburg and Gotha".
Das änderte sich allerdings 1917: Damals gab es wegen des Ersten Weltkriegs in ganz Großbritannien eine große Abneigung gegen Deutschland. Georg V. sorgte daraufhin dafür, dass die Königsfamilie sich Windsor nannte, benannt nach dem gleichnamigen Schloss in der Grafschaft Berkshire.
Noch ein wenig bekannter als Charles' Verbindungen nach Deutschland mütterlicherseits sind die über seinen Vater. Prinz Philips Vater, Andreas von Griechenland und Dänemark, entstammt einem deutschen Hochadelsgeschlecht namens Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Prinz Philip sprach fließend Deutsch.
Und auch Charles selbst hat bei seinen Deutschlandbesuchen immer wieder bewiesen, dass er die Sprache beherrscht. Bei seinem Besuch im Bundestag am 15. November 2020 hielt er seine Rede teilweise auf Deutsch, als er 2019 von Markus Söder in Bayern empfangen wurde, sprach er dort ebenfalls Deutsch. Bei seinem damaligen Besuch sagte er auch: "Wir formen die Zukunft unserer Beziehung und was auch immer verhandelt und abgestimmt wird zwischen unseren Regierungen und Institutionen, es ist für mich klarer, als es jemals war, dass das Band zwischen uns andauern wird und muss."
Das Zitat zeigt: Charles' Beziehung zu Deutschland ist eng. Das liegt allerdings nicht nur an seiner Familiengeschichte, sondern auch an anderen Dingen. So interessiert sich Charles sehr für die Homöopathie, die von Deutschland aus nach Großbritannien kam. Auch die Balance von menschlicher Gesundheit und Natur und wie sie in Deutschland gelebt wird, findet der König spannend, sagte seine Biografin Catherine Mayer der Deutschen Presse-Agentur.
Besonders Trimm-Dich-Pfade hätten es Charles demnach angetan. Auch für deutsche Philosophen habe Charles ein großes Interesse, sagt sie. Sie fügt hinzu: "Charles hat sich auf eine Weise mit der deutschen Kultur auseinandergesetzt, wie es vermutlich wenige seiner Landsleute getan haben", erklärt sie.
Die Absage seines Frankreich-Besuchs dürfte den Staatsbesuch in Deutschland für Charles nun noch einmal aufwerten. In Deutschland wird er am 29. März am Brandenburger Tor empfangen. Dabei werden auch die Menschen die Möglichkeit haben, Charles und seine Frau Camilla zu sehen.