Unterhaltung
Analyse

Charlie-Kirk-Attentat: Stephen King löscht Post und legt nach

September 6, 2024, Toronto, On, Canada: Stephen King arrives on the red carpet ahead of the film The Life of Chuck , during the Toronto International Film Festival, in Toronto on Friday, September 6,  ...
Stephen King schaltete sich in die Debatte um Charlie Kirks Tod ein. Das hatte Folgen. Bild: IMAGO/ZUMA Press
Analyse

Stephen King löscht Charlie-Kirk-Post – warum das keine Entschuldigung ist

Nach einem Kommentar zum Tod des rechten Aktivisten Charlie Kirk geriet Stephen King in die Kritik. Es stellte sich heraus, dass seine Aussage auf einer ungenauen Interpretation beruhte. Der Autor entschuldigt sich, änderte aber an seiner ursprünglichen Kritik nichts.
13.09.2025, 13:0513.09.2025, 13:05
Mehr «Unterhaltung»

Am Tag nach dem tödlichen Attentat auf Charlie Kirk entbrannte eine Debatte, wie man auf den Tod des Rechtsaktivisten nun reagieren darf. Im rechten Maga-Lager der USA dominierten Trauer und Ehrerbietungen. US-Präsident Donald Trump nannte Kirk einen "Märtyrer der Wahrheit". Es folgten scharfe Vorwürfe an die politische Linke, die er für die Gewalttat verantwortlich machte.

Auch bekannte Repräsentanten der Demokraten, etwa Barack Obama, stellten respektvoll ihre Trauer und Bestürzung über das Attentat aus.

Nach Charlie-Kirk-Post steht Stephen King im X-Kreuzfeuer

Auf Social Media hingegen, vor allem bei X, begegneten viele Nutzer:innen dem Tod mit beißendem Spott: Das Attentat auf Kirk, der den freien Zugang zu Waffen stets verteidigt hatte, war die perfekte Pointe für das liberale, demokratische Lager.

Der Trauer der Maga-Anhänger:innen hielten Kritiker:innen Kirks radikale Überzeugungen entgegen, die mit gemäßigtem Konservatismus nichts mehr zu tun hatten.

Auch der Autor Stephen King ("Es", "Carrie"), ein reger X-User, schaltete sich in die Debatte ein und sah sich später gezwungen, einen Post zu löschen. Dies wird in der US-Medienlandschaft weithin als umfassende Entschuldigung ausgelegt. Tatsächlich aber bleibt King inhaltlich standhaft. Was ist passiert?

King hatte kurz nach Kirks gewaltsamem Tod einen Beitrag auf der Plattform X veröffentlicht, in dem er dem rechten Influencer unterstellte, sich für die Todesstrafe von Homosexuellen eingesetzt zu haben. Die Aussage erwies sich als fehlerhaft oder zumindest ungenau.

Bild
Bild: Stephen King / X

Anlass für Kings ursprüngliche Aussage war ein Beitrag von Fox-News-Moderator Jesse Watters, in dem dieser schrieb: "Charlie Kirk war keine kontroverse oder polarisierende Figur. Charlie war ein Patriot." King kommentierte dies mit dem inzwischen gelöschten Satz: "Er setzte sich dafür ein, dass Homosexuelle gesteinigt werden. Ich sag's nur."

Am Freitagvormittag folgte die Korrektur. King schrieb: "Ich entschuldige mich dafür, gesagt zu haben, Charlie Kirk habe sich für das Steinigen von Schwulen ausgesprochen. Was er tatsächlich gezeigt hat, war, wie manche Menschen Bibelstellen selektiv herausgreifen."​

Was Stephen King eigentlich sagt

King bezog sich auf Kommentare, die Kirk 2024 getätigt hatte. Der Influencer hatte die Youtuberin Ms. Rachel dafür attackierte, dass sie das Gebot "Liebe deinen Nächsten" aus der Bibel zitierte, um Pride-Feiern zu verteidigen.

Kirk sagte daraufhin, wie "Entertainment Weekly" berichtet: "Ms. Rachel, vielleicht sollten Sie mal Ihre Bibel aufschlagen, denn in einem weniger bekannten Teil derselben Schriftstelle, in Levitikus 18, steht, wer mit einem anderen Mann schlafe, solle zu Tode gesteinigt werden. Ich sag's nur."

Man muss hier also trennen: Wofür sich Stephen King in der Tat (mehrfach) entschuldigte, ist nur die Ungenauigkeit in seiner Wortwahl. Von seiner Kernaussage rückt er nicht ab: Kirk missbrauchte den Bibeltext zur Legitimierung rechter, menschenverachtender Propaganda.

Der Fall Stephen King zeigt, wie sensibel die US-amerikanische Öffentlichkeit auf Kritik an Kirk reagierte.

Der politisch gemäßigte Fernsehsender MSNBC hatte zuvor etwa die Zusammenarbeit mit dem Kommentator Matthew Dowd beendet, nachdem dieser eine Linie gezogen hatte von den "Hassreden" Kirks zu "hasserfüllten Taten", also dem Attentat auf ihn. Das war schon zu viel.

Der Streit um Stephen Kings Kommentar belegt nun erneut, wie schnell sich in der aufgeheizten politischen Atmosphäre der USA Fakten und Zuschreibungen vermischen und wie wichtig es gerade jetzt ist, nicht von berechtigter Kritik in ungenaue Polemik abzugleiten.

Zugleich bleibt der Grundkonflikt bestehen: Wie viel Respekt schuldet man einem politischen Gegner, dessen Rhetorik selbst Grenzen des Respekts überschritten hat?

ARD und ZDF: Kritik an Format wächst – "das darf nicht der Weg sein"
Die Öffentlich-Rechtlichen sprechen mit ihrem Netzwerk Funk die junge Zielgruppe an. Ein Format gerät in die Kritik, das erst vor wenigen Wochen an den Start ging.
Der Titel der ersten Folge des Funk-Podcasts "Brave Mädchen" lautet: "Wie viele Folgen schaffen wir, bis wir gecancelt werden?" Damit scheinen sich die beiden Frauen am Mikrofon bewusst über ihren polarisierenden Content zu sein.
Zur Story