Frank Fussbroich, Mike Heiter und Zoe Saip konnten ihre Zeit im Tiny House mehr oder weniger genießen.Bild: screenshot tvnow
Analyse
Jetzt hat Zoe Saip es wohl offiziell gemacht: Die Kandidaten des Dschungelcamp-Ersatzes sind sehr viel komfortabler untergebracht als es in Australien jemals der Fall gewesen ist. Bislang gehörte es bei "Ibes" einfach zum guten Ton: Die prominenten Bewohner des alljährlichen Pritschenlagers im australischen Urwald müssen sich in der Show in Verzicht üben. Reis und Bohnen stehen in begrenzten Mengen auf dem Speiseplan, auf einem zugigen Plumpsklo muss die Notdurft verrichtet werden, ein Wasserfall dient als Duschen-Ersatz und das Einzige, was entfernt an das gewohnte Leben erinnert, sind abgezählte, persönliche Luxusgegenstände.
Make-up und Luxus im Tiny House
Weil das Dschungelcamp 2021 nicht wie gewohnt Down Under stattfinden kann, verlegte RTL das Format in TV-Studios nach Hürth. Dort treffen zunächst immer drei Kandidaten im 18 Quadratmeter großen Tiny House aufeinander und fristen dort ein sehr viel angenehmeres Dasein als ihre Vorgänger im "echten" Dschungel. Die ersten Bewohner Zoe Saip, Mike Heiter und Frank Fussbroich scheinen das jedenfalls bewiesen zu haben.
Denn wirklich hart traf es sie in der Behausung nicht. Abgesehen vom mangelnden Platzangebot dürften nur das Klo und die Hängematte eine Umstellung für die Stars bedeutet haben. Es ist eine simplere Camping-Toilette, bei der mit Sägespänen "gespült" werden muss. Ansonsten gibt es einen Herd, auf dem Essen zubereitet werden kann, eine Art Raucherterrasse und Luxusgüter wohin das Auge reicht. Zumindest sind die Kandidaten imstande, sich komplett herzurichten und zu schminken. Ein Umstand, auf den sicher viele Ex-Kandidaten liebend gern zurückgekommen wären.
Zoe enthüllte im Gespräch mit watson nun (unfreiwillig), was das eigentliche Problem der Sendung ist, den Kandidaten geht es einfach zu gut:
"Das Tiny House war an sich ja mehr als in Ordnung. Gefehlt hat es uns an nichts. Die Toilette war natürlich gewöhnungsbedürftig, aber auch nicht so dramatisch, dass man es nicht aushalten könnte."
Diese Einschätzung klingt wohl eher nach einer etwas schlechteren Jugendherberge, nicht aber nach dem gefürchteten Dschungelcamp. Wie gut es den Kandidaten im Haus wirklich geht, zeigen auch die täglichen Goodies.
Das Tiny House der "Dschungelshow" bietet einigen Luxus.Bild: dpa / Stefan Gregoworius
"Dschungelshow"-Kandidaten bekommen es von RTL schön gemacht
Denn selbst wenn die "Dschungelprüfungstauglichkeitsprüfungen" vermasselt werden, können sich die Tiny-House-Bewohner noch über Aufmerksamkeiten des Senders wie Bier, Wein und Schaumküsse freuen. Klar, dass bei diesen Annehmlichkeiten wohl kaum die Nerven bei den Kandidaten wie normalerweise blankliegen (außer bei Bea Fiedler), was zur Folge hat, dass auch mal gähnende Langeweile im Format aufkommt.
Matthias Mangiapane, der 2018 Teil der Sendung war, stellte gegenüber watson gleich zu Beginn der Staffel unmissverständlich klar, was er von den Änderungen hält: "Das, was in dem Haus in Hürth abgeht, ist eine Weichspüler-WG. Man muss ganz klar sagen, dass das nicht vergleichbar ist mit den Zuständen und Umständen, die wir im Dschungelcamp haben."
Das vergleichsweise luxuriöse Tiny House und der zunächst fehlende Beef darin, ist auch den Zuschauern immer wieder ein Dorn im Auge:
Rückblicke und Alkohol als Notlösung
Dass das, was im Tiny House zunächst abging, nicht gerade Unterhaltungsshow-füllend war, hatte RTL womöglich in letzter Sekunde ebenfalls bemerkt. Denn der Sender beschäftigte sich zunächst lieber mit der Vergangenheit als mit den aktuellen Geschehnissen im Tiny House und gab den Ex-Dschungelcampern wahnsinnig viel Sendezeit. Langweile brachte das zwar trotzdem, aber womöglich mehr Spannung als das, was die Kandidaten selbst lieferten.
Da wirkt es fast schon etwas konstruiert, wenn mithilfe von Alkohol etwas Stimmung in die Bude gebracht werden soll. So zumindest jetzt geschehen: Bea Fiedler, die momentan zusammen mit Lydia Kelovitz und Lars Tönsfeuerborn das Tiny House bewohnt, ist seit zehn Jahren trocken. Die fand die ins Haus geschickte Weißweinflasche deswegen nicht nur vollkommen daneben, der Alkohol wurde dadurch sogar nur auf zwei Leute aufgeteilt.
Bea Fiedler freut sich nicht, dass Weißwein eines von vielen Goody im "Dschungelshow"-Tiny-House ist.Bild: screenshot tvnow
Noch ist Hopfen und Malz aber nicht verloren: Was letztlich im Halbfinale passieren wird, in dem acht verbliebene Promis aufeinandertreffen, ist bislang noch ein gut gehütetes Geheimnis. Vielleicht hat das Wohlfühlprogramm bei RTL dann ja ein Ende.
(cfl)
Bei "The Masked Singer" geht es mittlerweile wohl nur noch darum, den Absturz einigermaßen abzubremsen. Die ProSieben-Show hat seit längerem Probleme, ihr Publikum zu halten. Dass der Sender den Abwärtstrend nicht tatenlos hinnimmt, zeigt sich in seinem Bemühen, das Format einigermaßen frisch zu halten.