Stefan Raab feierte im vergangenen Jahr sein großes Comeback. Erstmals nach rund zehn Jahren trat er wieder vor die Kameras. Er gab an, mit RTL für fünf Jahre einen Exklusiv-Vertrag eingegangen zu sein. Seit dem 18. September läuft mittwochs um 20.10 Uhr beim dazugehörigen Streaming-Dienst seine Show "Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab". Derzeit befindet sich das Format in der Winterpause.
Nachdem die Quoten zunächst überzeugt hatten, schalteten immer weniger Menschen ein. Der Mediendienst "Quotenmeter" berichtete bereits Ende Oktober über einen Abwärtstrend. Die erste Ausgabe verfolgten noch 0,79 Millionen Menschen, doch die anfängliche Euphorie schwand schnell. Bei der zweiten Episode waren nur noch 0,42 Millionen Personen dabei.
Stephan Schmitter, CEO von RTL Deutschland, hält an dem Erfolg fest und betonte im Gespräch mit "Dwdl": "'Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab' hat bis Jahresende mit 14 Ausgaben acht Millionen Mediastarts erzielt!" Das Format sei das erfolgreichste Streaming only Showformat im Markt.
Nun kommt die Raab-Show ins Fernsehen. Ein Medienexperte zeigt jetzt auf, warum das auch Risiken für den Sender mit sich bringt.
Der Medienexperte Ferris Bühler erklärt gegenüber watson, wie er den Schritt bewertet, dass "Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab" ab 12. Februar zur Primetime bei RTL gesendet wird. "Das ist ein cleverer, strategischer Schachzug von RTL. Zunächst wurde die Show exklusiv auf RTL+ gezeigt, um die Streaming-Plattform zu stärken und neue Abonnenten zu gewinnen", führt er aus.
Nach der ersten Testphase bringt RTL das Format ins klassische Fernsehen, um eine breitere Zuschauerschaft zu erreichen, meint er. Bühler betont: "Das zeigt deutlich, dass RTL auf eine hybride Programmstrategie setzt: Erst ein exklusives Streaming-Angebot für die digital-affinen Zuschauer, dann die Platzierung im linearen Fernsehen, um Reichweite zu maximieren." Und weiter:
Programmchefin Inga Leschek sagte im Übrigen in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung": "Für alle unsere Inhalte erarbeiten wir vor dem Start einen strategischen Fahrplan. Im Fall von 'Du gewinnst hier nicht die Million' stand von Anfang an fest, dass die Show nach der Startphase auf RTL+ auch zu RTL kommt." Deshalb sei immer betont worden, dass 'DGHNDM' erstmal nur auf RTL+ zu sehen ist, das aber nicht für immer so bleiben müsse.
Die Frage, ob das Publikum womöglich dennoch in die Irre geführt wurde, verneint Ferris Bühler. Er merkt dazu an: "Aber es war ein geschicktes Kommunikationsmanöver." Zudem gibt er zu verstehen:
Trotzdessen gibt Bühler zu bedenken: "Die Kommunikation hätte meiner Meinung nach allerdings noch klarer sein können." Der Grund: "Viele Zuschauer könnten sich nun fragen, ob sie für ein vermeintlich exklusives Format ein RTL+-Abo abgeschlossen haben, das jetzt doch ins Free-TV kommt. Damit verärgert RTL natürlich sein Publikum."
Die Quoten nahmen nach dem Start bei RTL+ ab. Jetzt wird das Raab-Format im TV einem breiterem Publikum zugänglich gemacht. Startet der Sender damit den Versuch, die Show zu retten? Der Medienexperte sagt dazu: "Ich nehme dies so wahr. Die Abrufzahlen auf RTL+ haben nach einem starken Start nachgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Format zwar Aufmerksamkeit generiert hat, aber nicht dauerhaft genügend Streaming-Nutzer binden konnte."
Indem RTL das Format ins TV bringt, gebe man ihm eine zweite Chance, ein größeres Publikum zu erreichen. Hier kann sich laut Bühler zeigen, ob die Show wirklich Potenzial für eine langfristige Zukunft hat oder ob sie nach kurzer Zeit wieder aus dem Programm verschwindet. "In gewisser Weise ist das ein Testlauf: Schlägt die Show im linearen Fernsehen besser ein, kann RTL sie langfristig weiterentwickeln", meint er.
Andererseits stellt er fest: "Bleibt das Interesse gering, könnte sie sogar total verschwinden, was natürlich eine Schmach für Raab und RTL wäre." Ein bedeutender Faktor dabei ist auch, dass "Du gewinnst hier nicht die Million" nun parallel zu "TV total" läuft – das Format, welches der Entertainer einst auf ProSieben groß machte und entwickelte. Nun kommt es zu einem direkten TV-Duell. Die Frage, ob dieser Schritt auch nach hinten losgehen kann, bejaht der Medienexperte:
Da "TV total" bereits etabliert sei, könne es demnach für Raabs Show schwierig werden, sich durchzusetzen. Dies sei hier besonders der Fall, weil viele Raab-Fans mit "TV total" auf ProSieben großgeworden seien und aus Gewohnheit eher dort einschalten könnten.
Dennoch könnte es für den neuen Heimatsender von Stefan Raab auch ein großer Triumph werden. Bühler fügt nämlich zum Schluss hinzu: "RTL hat sicher eine Rechnung aufgemacht: Falls es gelingt, genug Zuschauer zu halten oder sogar von 'TV total' abzuziehen, wäre das ein großer Erfolg."
Für den Medienexperten bleibe es spannend zu beobachten, wie sich das direkte Duell entwickelt – und ob die Nostalgie für Raab ausreiche, um gegen sein eigenes Erbe bei ProSieben anzutreten.