
Lena Klenke und Maximilian Mundt spielen in "How to Sell Drugs Online (Fast)" Lisa und Moritz.Bild: imago images / F. Kern
Doppelinterview
Maximilian Mundt und Lena Klenke sind ab 8. April noch einmal in der vierten und letzten Staffel von "How to Sell Drugs Online (Fast)" zu sehen. Hier wurden Drogen aus dem Kinderzimmer verkauft, als Zwischenstation ist der Knast der neue Alltag. Im watson-Interview sprechen die Netflix-Stars über weirde Fan-Momente, Cannabis-Legalisierung und darüber, wie es weitergeht.
07.04.2025, 14:5707.04.2025, 14:57
watson: Stars gelten als Vorbilder. Hattet ihr überlegt, deshalb die Serienanfrage nicht anzunehmen?
Lena Klenke: Nein, wir hatten zu Beginn alle keine klare Vorstellung, was das wird. Wir wurden mit der ersten Staffel nach Cannes auf das Serienfestival eingeladen. So schlimm konnte es also nicht geworden sein (lacht). Heute bin ich sehr stolz auf uns.
Maximilian Mundt: Netflix steht für Innovation. Wenn Netflix das macht, dann wird es gut.
Mit der neuen Regierung steht die Cannabis-Legalisierung auf der Kippe: Wie blickt ihr darauf?
Maximilian: Ich finde das absurd. Ich weiß nicht, was mit der Kriminalitätsrate seit der Legalisierung passiert ist, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sich das Alltagsleben dadurch verändert hat und jetzt alle bekifft rumlaufen oder alles nach Gras riecht.
Lena: Es gibt wichtigere Dinge, als die Legalisierung von Gras wieder abzuschaffen. Das sollte man erstmal hinten anstellen.
Wann habt ihr gemerkt, dass die Serie größer ist als eure bisherigen Produktionen?
Lena: Netflix hat den internationalen Faktor, den man sonst nicht kennt. Auf einmal habe ich auf Instagram gemerkt, dass ich Fanpost aus sämtlichen Ländern bekomme, in denen wir überall auf Platz eins waren. Damit haben wir gar nicht gerechnet.
Habt ihr verrückte Fan-Momente erlebt?
Maximilian: Am verrücktesten ist es, wenn man im Urlaub im Ausland ist und erkannt wird. Man sitzt beim Italiener in Italien und wird angesprochen. Auch in Amerika ist das so.
Lena: Man kann sich gar nicht vorstellen, dass die Leute das wirklich alle geguckt haben. Ich habe Gott sei Dank noch nie eine doofe Erfahrung gemacht. Es ist immer ein sehr großes Kompliment, wenn sich jemand überhaupt traut, dir zu sagen, dass er das gut fand, was du gemacht hast.
Maximilian: Es ist verrückt, wie die Leute mit den Charakteren sympathisieren. Teils waren sie wütend auf Lena, weil Lisa in der zweiten Staffel mit Moritz Schluss gemacht hat. Ich werde auch gefragt, ob ich im Gefängnis bin beziehungsweise, wann ich rauskomme.
Wie haben Familie und Freunde auf den plötzlichen Ruhm reagiert?
Maximilian: Meine Mutter ist Krankenschwester, jetzt Pflegeleitung in einem Krankenhaus. Sie hätte sich am liebsten aufgeregt, weil ich an drei Tagen verdient habe, was sie im Monat verdient. Ich muss aber länger davon leben und kriege das nicht regelmäßig im Monat rein. Wir hatten jetzt vier Jahre eine Durststrecke. Es kamen zwischendrin andere Projekte, man muss sich trotzdem das Geld gut einteilen. Dadurch, dass meine Eltern gar nicht in der Kulturbranche sind, finden sie das alles sehr absurd. Sie freuen sich aber für mich.
Lena: Man ist privat trotzdem immer die gleiche Person. Insofern ändert sich etwas, aber auch gar nichts. Man frühstückt das gleiche und schläft im gleichen Bett.
Während einer Serienproduktion gibt es ein geregeltes Einkommen. Habt ihr Ängste, wenn das wegfällt?
Lena: Das gehört auf jeden Fall zum Beruf dazu. Man weiß nie, wie es weitergeht. Oft heißt es, wir drehen, dann doch nicht, das Projekt wird verschoben und es gibt keine Förderung. Ich lerne, dass ich mit Geld umgehen muss, weil ich nicht festangestellt bin, wie es andere Personen sind. Wir hatten das Glück, dass wir immer tolle Sachen machen durften.
Maximilian: Mit 21 kam "How to Sell Drugs Online (Fast)", davor habe ich Minijobs gemacht. Seitdem kann ich von dem Job leben, aber ich weiß nie, wann das vorbei ist. Deshalb muss ich wirklich sehr gut haushalten, anlegen, sparen. Ich kann jetzt nicht alles auf einmal ausgeben.
Nutzt ihr den weltweiten Erfolg der Serie, um international durchzustarten?
Maximilian: Die Staffel kam 2019 raus, war ein Erfolg und dann kam ein Jahr später Corona dazwischen. Es wurde sehr wenig gereist, sehr wenig produziert. Das war ein Hindernis. Aber ich habe durch die Serie ein amerikanisches Management bekommen. Auswandern für den Job würde ich aktuell aber nicht.
Lena: Ich würde gerne mal wieder irgendwo im Ausland drehen, aber ich bin auch gerne hier Zuhause. Ich bin potenziell für alles offen, aber auch immer wieder sehr dankbar, dass man überhaupt in Deutschland so viel drehen darf.
"Es sind sehr viele Tränen geflossen."
Lena Klenke
Nach der vierten Staffel ist Schluss. Wie viele Tränen sind am Set geflossen?
Lena: Es sind sehr viele Tränen geflossen, Maxi weint gerne. Das Ende war mit vielen Emotionen verbunden.
Maximilian: Das Staffelfinale haben wir Ende April 2024 gedreht. Ich war auf dem Abschlussfest sehr emotional. Da habe ich sehr viel geweint. Aber auch Freudentränen waren das für so eine Dankbarkeit, das gemacht haben zu dürfen.
Wenn ihr die Entscheidung gehabt hättet: Wäre es weiter gegangen?
Maximilian: Es soll weitergehen, ich würde morgen schon wieder anfangen zu drehen.
Lena: Im Zweifel würde ich mich auch dafür entscheiden.
Damian Hardung feiert mit "Maxton Hall" einen weiteren Serien-Hit. Wo seht ihr euch als Nächstes?
Lena: Bei mir kommt es auf tolle Geschichten an – ob die fürs Kino, fürs Fernsehen oder für Streamer sind, ist egal. Ich möchte mich weiterentwickeln und mit meinen Projekten wachsen.
Maximilian: "How to Sell Drugs Online (Fast)" war ein ganz besonderer Fall. Was soll denn jetzt noch kommen? Nach so einer Serie, bei der man sich austoben konnte und die so viele Menschen begeistert hat. Es ist alles gut, ich brauche jetzt nicht gleich den nächsten Hit.
"'Tatort' ist auf alle Fälle Kult."
Maximilian Mundt
Die Öffentlich-Rechtlichen orientieren sich immer mehr an der jungen Zielgruppe. Hättet ihr Lust auf "Tatort"?
Lena: Ich habe schon öfter als Leiche in sämtlichen Städten mitgespielt. Natürlich ist das auch immer wieder cool und hat einen großen Kultfaktor. Aber Tatort-Kommissar muss ich jetzt nicht mehr werden.
Maximilian: "Tatort" ist auf alle Fälle Kult. Ich habe jetzt noch nie einen "Tatort" gemacht, auch nicht als Episodenrolle.
Was muss sich im TV ändern?
Lena: Wenn sie unsere Generation als Zielgruppe behalten oder überhaupt wieder begeistern wollen, müssen sich die Sender einfach mal was trauen.
Im Vergleich zum Streaming: Guckt ihr noch Fernsehen?
Maximilian: Ich erwische mich manchmal, dass ich mich gar nicht entscheiden kann, was ich streamen möchte und ich dann lineares Fernsehen anmache.
Lena: Aber dann denkt man doch auch nach fünf Minuten, ach Mist, es läuft gar nichts.
Maximilian: Dann mache ich aus und gucke lieber gar nichts. "Wer stiehlt mir die Show?" auf ProSieben gucke ich aber gerne. Das macht Spaß. Ich finde das Format immer witzig, wenn es gerade läuft. Aber die ewig lange Werbung nervt. So eine Sendung dauert dreieinhalb Stunden. Ich gucke es lieber auf Joyn nach.
Auf Social Media findet euer Privatleben nicht statt. Warum nicht?
Maximilian: Das mache ich, um meine Familie zu schützen. Die wollen nicht in die Öffentlichkeit.
Lena: Man muss sich einen Teil für sich bewahren. Wir sind dankbar für alles, was wir erleben dürfen, aber wenn man sonst vor der Kamera in seinen Rollen steht, ist man froh, wenn man einen Teil hat, der da nicht stattfindet.
Maximilian: Man merkt, dass die Follower sinken, wenn man weniger produziert. Ich habe seit der dritten Staffel 40.000 Follower verloren.
Wegen der rund vierjährigen Pause?
Maximilian: Ja, die Leute folgen mir, weil sie Moritz cool finden. Ich bin so gar nicht Moritz. Trotzdem frage ich mich, soll ich mehr in die Richtung machen? Mittlerweile ist es schon eine Währung. Wenn es um Werbedeals oder Kooperationen geht, wird hauptsächlich darauf geschaut. Ich habe aber nicht die Muße dafür, mir dann mehr Mühe zu geben, weil das nicht meine Leidenschaft ist.