Das RTL-Dschungelcamp befindet sich in der zweiten Halbzeit. Drei Kandidatinnen bestimmten bis dato ausnahmslos die aktuelle Staffel: Claudia Norberg, die ausführlich über ihren Ex Michael und das Wendler-Laura-Beziehungsdreieck sprach. Elena, die gegen das RTL-Kamerateam austeilte und auch sonst nicht gerade mit Gelassenheit herausstach. Und dann war da noch Danni Büchner.
Die Kult-Auswanderin hatte ebenfalls ein großes Mitteilungsbedürfnis. Sie sprach über den Tod ihres Mannes Jens Büchner, die teils fatalen Folgen für sie und ihre Familie. Plötzlich alleinerziehend, kein festes Einkommen. Danni weinte Tränen um ihren verstorbenen Mann, ihren "Seelenmenschen", die ihr selbst der abgehärteste Trash-TV-Zuschauer abkaufen konnte.
Danni packte weiter aus, über ihren prügelnden Vater, ihren prügelnden (und ebenfalls verstorbenen) Ex-Mann, ihre psychische Erkrankung. Nicht immer war es leicht, ihr dabei zuzusehen. Und dann war da noch ihre Dschungelprüfungs-Dauerschleife.
Eine Schicksals-Story, einen hohen Trash-TV-Bekanntheitsgrad und mehr Sendezeit als jeder andere Kandidat klingen eigentlich nach einem Vorzeige-Dschungelcamper. Doch in Bezug auf Danni kippte die Stimmung bereits am Auftaktwochenende der RTL-Show.
Wohl, weil sie sich über zusätzliche Sendezeit für ihre "Danni-Show" freute und die sehr TV-erprobte Elena Miras deswegen an ihrer Authentizität zweifelte, wurden auch die übrigen Kandidaten hellhörig. Und dann rollte die Buh-Frau-Walze Danni Büchner nieder. Sie solle trotz Dschungelprüfungs-Dauerkarte nicht so "negative Stimmung" verbreiten, maulte Sonja Kirchberger. Selbst Hobby-Psychologe Markus hatte etwas zu mosern: "Ich wäre an ihrer Stelle gar nicht hergekommen."
Nicht besser macht es Danni, wenn sie anderen Campern Erfolge nicht gönnt. So geschehen in der ersten Dschungelprüfung, in der nicht die Zuschauer den Kandidaten bestimmen durften, sondern die Stars selbst. Die Camper entschieden sich für Markus. Und dass der ausgerechnet in einer Prüfung brillierte, die Danni vor Tagen abgebrochen hatte, gefiel ihr überhaupt nicht. Mit gehässigen Kommentaren über Markus, die RTL mit Vergnügen ausstrahlte, sammelte Danni keine Sympathiepunkte.
Zu weinerlich, zu schrill, zu mitteilungsbedürftig, zu omnipräsent und ein zu leichtes Opfer: Dieses Schicksal hatte im vergangenen Dschungel-Jahr auch Ex-"GNTM"-Kandidatin Gisele Oppermann ereilt. Neun Prüfungen in Folge musste sie bestehen, mehrere davon brach sie ab.
Rückblickend erklärt sie watson: "Ich stehe dazu, die Prüfungen waren zu viel verlangt. Im Nachhinein hätte ich die Unterwasser-Challenge vielleicht antreten sollen, das gebe ich zu. Aber ansonsten habe ich kein schlechtes Gewissen." Auch gegen die Show-Macher, die ihr mit dem Material-Zusammenschnitt nicht das beste Image aufdrückten, würde sie keinen Groll hegen.
Ein Kandidat ist am Ende immer das Läster-Opfer. Das hat auch der einstige Dschungelkönig Peer Kusmagk erkannt. Bereits 2014 sagte er im Interview mit "hna.de": "Es gibt natürlich auch immer einen Außenseiter, auf dem immer rumgehackt wird. Das wird von RTL aber auch dementsprechend besetzt." Da wären zum Beispiel Sarah "Dingens" Knappik, Larissa Marolt, Gisele Oppermann – und nun eben Danni Büchner.
Dass aber das im Fernsehen Dargestellte nicht zwingend der wahren Persönlichkeit eines Kandidaten entsprechen muss, haben nun auch Danni Büchners Kinder den RTL-Produzenten angekreidet. Der "Bild" sagten sie, dass der Sender "sich schämen" solle. Ihre Mutter sei ein herzlicher Mensch, die gezeigten Szenen seien "aus dem Zusammenhang" gerissen.
Ex-Dschungelkandidatin Kader Loth, die 2018 mit Dannis verstorbenem Mann Jens in den Dschungel zog, untermauerte im Gespräch mit watson diese These: "Ich habe Danni privat kennengelernt – so, wie keiner sie kennt. Durch den Verlust ihres Mannes sind wir uns menschlich noch näher gekommen. Als sie sich mir geöffnet hat, habe ich gemerkt, dass in ihr ein ganz anderer Mensch steckt. Sie hat Kinder, Danni ist eine starke Frau. Eine Löwin, eine Kämpferin."
Und weiter: "Ich habe kurz vor ihrem Einzug noch mit ihr telefoniert. Sie hat mir erzählt, dass sie zurücktreten wollte. Ich habe ihr gesagt: 'Halte bitte durch!'" Denn Kader weiß, dass das Dschungelcamp formattechnisch die größte Herausforderung sei, an der Danni je teilgenommen hätte.
Und vielleicht liegt genau da die Krux: Denn Danni Büchner ist mittlerweile TV-Profi. Seit viereinhalb Jahren dreht sie für die Vox-Auswanderer-Show "Goodbye Deutschland", mit Ehemann Jens zog sie 2018 ins RTL-"Sommerhaus der Stars". Sie gab zahlreiche Interviews, konnte während der Ausstrahlung der RTL-Show wohl auch feststellen, dass sie nicht immer als die fürsorgliche Partnerin und Fünffach-Mutter dargestellt wurde, sondern immer häufiger als mit Kalkül handelnder Reality-Star.
Deshalb dürfte Danni auch bekannt sein, dass die Dschungelcamp-Macher die täglichen 60 bis 165 Minuten Sendezeit nicht mit harmonischen "Kumbaya my lord"-Bildern von der trauten Lagerfeuer-Runde füllen, sondern mit dem, worauf sie sich am besten verstehen: Krawall und Knatsch. Und für den hat Danni, angestachelt von Kandidaten, die für nichts Spezielles bekannt sind, außer eben bekannt zu sein, gesorgt. Dass der Sender die Bilder beliebig zusammen schneiden und so jedem Kandidaten ein ganz anderes Image aufzwängen kann, sollte sie auch nicht verwundern.
So oder so, mit welchem Image auch immer: Die "Danni-Show" geht weiter. Am Freitagabend tritt Danni Büchner zusammen mit Elena Miras zur 8. Dschungelprüfung an. Am Donnerstagabend hatten ihr über fünf Millionen Menschen dabei zugesehen. Und das Volk giert bekanntlich immer nach mehr. The Show must go on.
(ab)