Wer hat zuerst geschossen? Kaum eine Frage wird unter "Star Wars"-Fans so leidenschaftlich diskutiert, wie diese. War es Han Solo, Weltraumschmuggler und Kapitän des Millennium Falken? Oder der gierige Kopfgeldjäger Greedo?
Aufgeworfen hat die Frage eine Änderung an der Ur-Version des "Krieg der Sterne", der 1977 in die Kinos kam. Damals, als Frankreich Verbrecher noch mit der Guillotine enthauptete, war es Han Solo, der den Kopfgeldjäger Greedo in der Kantine des Raumhafens von Mos Eisley über den Haufen schoss.
Der erging sich gerade in einem selbstgefälligen Monolog darüber, wie er Solo dem Verbrecherboss Jabba ausliefern würde, da zückte Han heimlich seinen Blaster – und der ahnungslose Greedo war Geschichte.
Schon mit der ersten digital überarbeiteten Version von 1997 aber war es nicht mehr Han Solo, der das Feuer eröffnete, sondern Greedo.
Nun könnte man einwenden, na und, was soll's, hat Solo das grüne Männchen halt in Notwehr erschossen, weiter im Text. So einfach ist das aber nicht.
Schließlich macht es für die Charakterentwicklung der Figur Han Solo durchaus einen Unterschied, ob er den Kopgeldjäger in hinterlistiger Art exekutiert – oder sich lediglich zur Wehr setzt. 1977 war Solo ein nicht gerade vertrauenserweckender Schmuggler, mit den späteren Versionen wurde die Figur, so sehen es die Fans, weichgespült. Zudem stellte sich die Frage, wie Greedo sein Ziel über den Tisch hinweg verfehlen konnte? Alles unglaubwürdig, "Han shot first!"(engl. für "Han hat zuerst geschossen").
Lucas selbst äußerte sich zu der Diskussion, etwa 2015, als er der "Washington Post" sagte:
Seit 1977 hat "Der Krieg der Sterne", mittlerweile umbenannt in "Episode IV: Eine neue Hoffnung" drei verschiedene Release-Versionen bekommen, jede mit – mal mehr, mal weniger – umstrittenen Änderungen und Zusätzen.
Auch die Szene mit dem Kopfgeldjäger änderte sich mit jeder Fassung, zuletzt schossen die beiden ungefähr zeitgleich.
Auch weil Lucas die Filme aus Sicht vieler Fans mit seinen ständigen Änderungen nicht gerade verbessert hatte, waren die "Star Wars"-Anhänger doch froh, dass es nach der letzten Fassung von 2011 keine weiteren Zusätze mehr geben würde. Schließlich hatte der Regisseur die Rechte an seinem Werk 2012 an Disney verkauft.
Doch nun stellt sich heraus: George Lucas hat "Krieg der Sterne" noch ein viertes Mal geändert – und das an eben jener entscheidenden Szene aus der Kantine des Raumhafens.
Ein Twitteraccount veröffentlichte am Dienstag einen kurzen Ausschnitt aus der Version von "Episode IV: Eine neue Hoffnung", die in Disneys neuem Streaming-Angebot Disney+ zu sehen ist. Und in der stellt sich die Schießerei wieder ganz anders dar: Nun darf Greedo noch einen Satz in einer Aliensprache sagen, bevor er schießt und daraufhin von Han erschossen wird.
Was genau der Kopfgeldjäger sagt, ist unklar, die Szene hat an dieser Stelle keine Untertitel. Es könnte sich aber um eine Drohung handeln, die den Ernst der Situation verdeutlichen soll. Eines aber bleibt: Auch in dieser neuen Fassung schießt Han nicht zuerst.
Das Tech-Magazin "The Verge" fragte bei Disney nach, von wem die Änderung gekommen sei? Antwort: der neue Schnitt der Szene komme von Lucas selbst, sei noch vor dem Kauf des Franchise durch Disney angefertigt worden.