Wie konnte es passieren, dass Schauspieler Alec Baldwin bei den Dreharbeiten für den Western-Film "Rust" versehentlich die Kamerafrau Halyna Hutchins mit einer Requisitenwaffe erschoss? Der tödliche Unfall ist inzwischen fast sechs Wochen her, doch noch immer ist unklar, wer die Schuld daran trägt. Am Donnerstagabend, um 20 Uhr Ortszeit (Ostküste), hat der amerikanische Sender ABC ein einstündiges Interview mit Baldwin ausgestrahlt, indem der 63-Jährige hochemotional Rede und Antwort steht.
"Alle, die mit ihr gearbeitet haben, haben sie geliebt, gemocht und sogar bewundert", sagt Alec Baldwin mit tränenerstickter Stimme über die tote Kamerafrau. "Ich kann immer noch nicht glauben, dass das passiert ist, es wirkt so falsch für mich." Baldwin beteuert gegenüber Moderator George Stephanopoulos mehrmals, dass er den Abzug der Waffe nicht betätigt habe. "Ich habe nicht abgedrückt. Ich würde nie eine Waffe auf jemanden richten und dann den Abzug drücken." Er habe nur den Hahn der Waffe ein Stück zurückgezogen und wieder losgelassen. Die Pistole sei dann losgegangen.
Wie eine echte Patrone in den Lauf der Waffe gelangen konnte, könne er sich nicht erklären. An jenem Tag sollte eine Szene in einer kleinen Holzkirche gedreht werden. Kamerafrau Hutchins habe ihn dabei aufgefordert, seine Waffe in ihre Richtung zu halten, sagt Baldwin, um so den besten Winkel für eine Aufnahme zu bekommen. Plötzlich habe sich dann ein Schuss aus der Waffe gelöst und Hutchins sei zusammengebrochen.
In weiteren Verlauf des Interviews konfrontiert Moderator Stephanopoulos Baldwin auch mit Aussagen von Schauspielern wie George Clooney, die angeblich jede Filmwaffe vor dem Gebrauch eigenhändig prüfen würden. "Ich habe bei Dreharbeiten schon so viele Waffen in den Händen gehalten und es ist nie etwas passiert", sagt Baldwin. "Ich konnte mich immer darauf verlassen, dass die für Waffen zuständigen Mitarbeiter ihren Job ordentlich gemacht haben."
Der Regieassistent, der Baldwin die Waffe reichte, ließ durch seinen Anwalt Baldwins Aussage, dass der Schauspieler nie den Abzug betätigt habe, bestätigen. Wie konnte sich also dann ein Schuss lösen? Der "Spiegel" beruft sich auf amerikanische Waffenexperten, die erklären, dass sich bei bestimmten Revolvern aus der Westernzeit schon vorher versehentlich Schüsse gelöst hätten, ohne dass der Abzug betätigt wurde. Eine leichte Berührung am Hahn könne schon ausreichen.
Beim Dreh für den Western "Rust" wurde Kamerafrau Halyna Hutchins am 21. Oktober tödlich verletzt. Auch der Regisseur Joel Souza wurde an der Schulter getroffen. Inzwischen befindet er sich wieder auf dem Weg der Besserung. Wie es zu den tödlichen Schüssen kommen konnte und wer dafür verantwortlich dafür ist, wird von der Polizei derzeit ermittelt.
(nik)