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Meghan und Harry: Royal-Experte sieht klare Probleme – "vereinbart sich nicht"

JOHANNESBURG, SOUTH AFRICA - OCTOBER 02: Prince Harry, Duke of Sussex and Meghan, Duchess of Sussex attend a Creative Industries and Business Reception on October 02, 2019 in Johannesburg, South Afric ...
Harry und Meghan sind nach ihrem royalen Rückzug erstmals wieder als Familie nach England gereist.Bild: Chris Jackson/Getty Images
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Harry und Meghan in England: Royal-Experte urteilt über Wiedersehen – "Gang in die Normalität"

06.06.2022, 15:44
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Anlässlich des Platinjubiläums der Queen reisten Harry und Meghan mit ihren Kinder wieder nach England. Nachdem das Paar am Freitag bei der "Trooping The Colour"-Parade von einem nahegelegenen Gebäude des Buckingham Palasts abgelichtet wurde, sollen die zwei nun am Freitag einen größeren Auftritt bekommen. Doch beim Dankgottesdienst werden sie sich in jedem Fall nicht zusammen mit der Queen zeigen. Denn wie der Palast mitteilte, wird Königin Elizabeth II. aufgrund von "Unwohlseins" nicht erscheinen.

Prinz Andrew musste aufgrund einer Corona-Infektion ebenfalls den Termin absagen. Für Harry und Meghan wird es in jedem Fall eine aufregende Zeit sein, denn die Queen bekommt erstmals die Möglichkeit, ihr Urenkelkind Lilibet Diana kennenzulernen. Was dieser Moment seit ihrem royalen Rückzug bedeutet, erklärt im Interview mit watson der renommierte Adelsexperte Jürgen Worlitz.

watson: Es gibt ein Wiedersehen mit Harry und Meghan. Seit ihrem royalen Rückzug sind sie erstmals wieder gemeinsam als Familie da.

Jürgen Worlitz: Dass Harry und Meghan nach Großbritannien wollen, ist verständlich. Sie leben als Royals in Amerika, was sie zweifelsfrei in eingeschränktem Maße auch sind. Da stellt sich die Frage: Wieso sieht man sie eigentlich nie mit der Queen zusammen? Sie müssen also liefern und das wollen sie. Das könnte dadurch gestützt werden, dass es nach außen heißt: Die Queen möchte ihr Urenkelkind, das sie noch nicht gesehen hat, vorgestellt bekommen. Man wird sicherlich auch für das Kind versuchen, was sehr wichtig ist, mit der Urgroßmama ein Foto zustande zu kriegen. Dieses Foto wird Lilibet später sehr verehren.

Jürgen Worlitz
Adelsexperte Jürgen Worlitz ist bereits verschiedenen Mitgliedern der Königsfamilie begegnet.Bild: Jürgen Worlitz

Wie ist die Stimmung im Palast zu bewerten?

Es wird eine Möglichkeit des normalen Umgangs sein. Ich rede da nie von Versöhnung, weil es auch keinen Streit gab, wo man sagen kann: "Dann kehren wir das mal unter den Tisch und dann sind wir alle zufrieden." Sondern es geht darum, dass verschiedene Lebenswege da sind. Der Lebensweg von Harry und Meghan und der Lebensweg von William und Kate. Das ist wie bei einer Stimmgabel: Es gibt zwei Wege, die durch die Geburt zusammenführen, aber sich danach parallel entwickeln. Dazwischen gibt es keine Möglichkeit der Verbindung.

Also lassen sich die zwei Lebenswelten nur schwer vereinbaren.

Der eine muss in Großbritannien zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern die traditionelle Königsrolle einnehmen und der andere will mit seiner Frau in Amerika Show machen. Das vereinbart sich einfach nicht. Harry will und muss Geld verdienen, will sich aber auch geleitet durch Meghan in die Berühmtheit katapultieren. Der andere will in Ruhe sehen, dass er seine königlichen Aufgaben gelenkt kriegt.

"Es geht darum, dass die Queen überhaupt das Kind sieht."

Die Queen soll wohl den ersten Geburtstag von Lilibet, im Gegensatz zu William und Kate, mitfeiern. Die beiden sind zu dieser Zeit in Wales.

Man muss wissen, dass die königliche Familie sehr groß ist. Es finden laufend Geburtstage statt. Dass nun William und Kate den ersten Geburtstag nicht wahrnehmen, weil sie Pflichten haben, ist eigentlich löblich. Es sollte nicht sein, dass man einen Termin, wo das Volk Anspruch darauf hat, absagt. Das Wort feiern ist auch ein wenig überzogen, weil die Queen eher das Kind in den Arm gelegt bekommt. Danach werden sie wohl zusammensitzen, "Happy Birthday" singen und eine Kerze auspusten. Ich denke, der kleine Archie hat von dem Geburtstag seiner Schwester mehr, als sie selbst.

Wie wichtig ist dem Prinzenpaar, dass die Queen am ersten Geburtstag da ist?

Es geht darum, dass die Queen überhaupt das Kind sieht. Der Geburtstag hat da eher einen zweitrangigen Stellenwert. Ich weiß nicht, wenn ich die Fülle von Enkeln und Urenkeln bei ihr sehe, ob sie, wenn man sie schlagartig fragen würde, alle aufzählen könnte und von allen wüsste, wann sie Geburtstag haben. Das ist aber im bürgerlichen Lager genauso.

Meinen Sie, die Royal-Fans bekommen das erste Bild von der Queen und Lilibet zu sehen?

Ich würde sagen, die Chancen stehen gut, weil es üblich ist, dass Oma, Uroma, Papa und Mutter sich mit einem Kind fotografieren lassen. Ich weiß nicht, ob auch dort eine Taufe angedacht ist. Vielleicht macht man das unangekündigt in einem Abwasch mit. Breitgetreten werden müsste das nicht, weil Harry und Meghan offiziell Privatpersonen sind. Privat muss kein Mensch seine Taufe bekannt geben und vor allem nicht die Gästeliste.

"In dem Sinne kann es keine Versöhnung geben."

Angeblich sollen auch Harry und William an ihrer Versöhnung arbeiten und per Videokonferenz regelmäßig miteinander sprechen.

Ich halte in diesem Fall das Wort Versöhnung in Großbritannien für eine reine Medienerfindung. Das klingt gut und alle Menschen sagen, sie müssen sich doch wieder vertragen. Das kann nicht stattfinden, wenn Harry danach wieder Interviews gibt, weil die vertraglich eingefordert werden. Genauso sieht es mit den Manuskripten aus, die er liefern muss. In dem Sinne kann es keine Versöhnung geben. Man könnte vielmehr sagen: "Mach was du willst und pass auf, dass du uns nicht zu sehr in die Quere kommst."

Halten Sie es für glaubwürdig, dass es eine Annäherung zwischen William und Harry gab?

Ich glaube nicht, dass es so eine Entzweiung gab. Es geht aber natürlich auch darum, dass wenn in Amerika Anschuldigungen ohne Beweise und ohne, dass jemand angehört worden ist, erhoben werden, man zurecht sein Missfallen darüber äußern kann. Anstatt einer Annäherung halte ich es für einen Gang in die Normalität, sofern man dabei die Richtlinien beachtet. Ich habe Bedenken, dass Harry und Meghan das können. Die Erwartungshaltung in Amerika ist bei den beiden eine andere als hier bei William und Kate.

Meghan und Kate sollen im Gegensatz dazu bisher keine großen Annäherungsversuche gestartet haben.

Es kann natürlich ganz generell eine gewisse Stutenbissigkeit geben. Dann kommt hinzu, dass Meghan glaubt, einiges in der Monarchie besser zu wissen, obwohl sie von der Monarchie nicht die geringste Ahnung hat. Damit ging es auch damals los. Sie wollte alles modernisieren und umkrempeln. Das funktioniert nicht, weder bei der Kleiderordnung noch beim Auftreten in der Öffentlichkeit.

"Es ist sicher auch so, dass sie nicht wollen, dass damit Geld verdient wird."

Harry und Meghan sollen am 3. Juni am Dankgottesdienst in der St.-Paul-Kathedrale teilnehmen sowie bei der "Platinum Party" am Buckingham Palast. Verwundert Sie das?

Das ist nicht ungewöhnlich, der Dankgottesdienst ist zunächst eine Familienangelegenheit. Das Musikkonzert mit Weltstars ist natürlich eine tolle Sache. Das kennen wir von früheren Veranstaltungen. Die beiden feiern sicherlich auch aus eigenem Interesse und für ihren eigenen Spaß mit. Das ist natürlich für Harry und Meghan die Gelegenheit, den Show-Glamour auszukosten.

Meghan und Harry soll während ihres Besuchs untersagt sein, mit einem Kamerateam aufzuschlagen. Warum ist es besonders wichtig, dass es keine Aufnahmen aus den Palästen und den königlichen Residenzen geben wird?

Weil es schlichtweg privat ist und sie nicht mehr in Frogmore Cottage leben, sondern vielmehr dort Gäste sind. Die Queen oder Charles könnten da sicherlich Ausnahmen machen, aber jetzt stellt sich die Frage nicht. Wenn vorher gesagt wurde, es wird nicht fotografiert, dann wird nicht fotografiert. Es ist nicht unüblich, dass neuerdings auch Handys eingesammelt werden oder auf die Einhaltung der Regeln geachtet wird. Es ist sicher auch so, dass sie nicht wollen, dass damit Geld verdient wird.

Somit müssen sie sich zurückhalten.

Es ist spannend zu sehen, ob sie sich daran halten oder ob sie in dem Moment, wo die Tür zugeht, vielleicht doch mal das Handy zücken. Es ist völlig normal, dass das Königshaus Filmaufnahmen abzusegnen hat. Beim Gottesdienst oder bei der Parade ist es genauso. Da hat die BBC den Vorzug und die Aufgabe, die Bilder, die genehmigt werden müssen, rauszugeben. Da filmt nicht jeder mit seiner Kamera selbst mit. Man darf nicht vergessen: Die Royals in Großbritannien sind kein Zirkus.

Harry und Meghan sollen vor allem das Thronjubiläum nicht überschatten und auch nicht unangemeldet auf Veranstaltungen kommen.

Es ist wünschenswert, dass sie sich an die Regeln halten. Das bedeutet, dass sie nicht die Show stehlen. Es ist dasselbe, dass eine Frau bei einer Hochzeit nicht in einem langen weißen Kleid kommt.

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