
Kevin Costner erzählt die Geschichte von "Horizon" in vier Filmen.Bild: Invision / Chris Pizzello
Interview
22.08.2024, 15:1522.08.2024, 18:57
Was lange währt, wird endlich gut: Kevin Costner hatte bereits in den 1980er Jahren die Idee zu seinem Western "Horizon", doch bis zur Umsetzung war es ein langer Weg. Zahlreiche Studios lehnten das Projekt ab, zugleich wurde es in Kevin Costners Kopf immer größer: Gleich vier Filme hat er nunmehr angedacht, der erste Teil startet am 22. August in den deutschen Kinos – mit einer stolzen Laufzeit von 180 Minuten. Dabei erzählt Kevin Costner die Geschichte der USA vor und nach dem Sezessionskrieg.
Der Star fungiert als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Produzent. Er investierte große Teile seines eigenen Vermögens in das Epos. Von den 100 Millionen US-Dollar der Produktionskosten der ersten zwei Teile hat Kevin Costner 58 Millionen US-Dollar aus eigener Tasche beigesteuert.
Im Interview mit watson erklärt der 69-Jährige, warum er bei diesem Projekt über Dekaden hinweg stur blieb – und was ihn an anderen Western stört.
watson: Warum wurde "Horizon" eigentlich von so vielen Studios abgelehnt?
Kevin Costner: Dafür habe ich nicht wirklich eine Erklärung. Ich kenne ihre Gründe nicht. Ich finde jedenfalls, es ist ein wirklich schöner Film. Ich habe für diesen Film wahrscheinlich mehr positive Zuschriften bekommen als für jeden Film, den ich davor gemacht habe. Die Leute mögen den Film, gleichwohl er bei den Kritikern eher weniger gut ankommt.
Hat dir zwischenzeitlich jemand aus deinem engen Umfeld geraten, das Projekt einfach fallen zu lassen?
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mir jemand geraten hat, aufzugeben. Enge Freunde verstehen einander. Ich habe oft "aufgegeben" in dem Sinne, dass ich zwischendurch etwas anderes gemacht und dann gar nicht an "Horizon" gedacht habe. Aber ich bin einfach immer wieder auf "Horizon" zurückgekommen. Es ist in etwa so, als wolle jemand zum ersten Mal Italien besuchen. Die Idee gibt man ja auch nicht auf. Man weiß erst einmal nur nicht, wann genau man die Reise antritt. Irgendwann muss man den Zeitpunkt festlegen – oder man sieht das Land nie.
"Ich mag die meisten Western nicht. Der Grund dafür ist, dass meistens keine Frauen darin vorkommen."
Warum hast du nicht aufgegeben?
Natürlich ist mir der Film sehr wichtig. Aber noch dominanter war der Gedanke, dass er auch für andere von Bedeutung sein könnte. Für Menschen, die es immer noch genießen, ins Kino zu gehen, ohne zu wissen, welche Richtung die Geschichte einschlägt. Und die sich dann in die Charaktere verlieben.
Apropos Charaktere: Bei "Horizon" stechen die zahlreichen Frauenfiguren hervor, die für das Genre nicht gerade üblich sind.
Ich mag die meisten Western nicht. Der Grund dafür ist, dass meistens keine Frauen darin vorkommen. Und wenn doch, sind sie nicht authentisch dargestellt.

Jena Malone zählt zum weiblichen "Horizon"-Cast.bild: tobis
Gilt das auch für die indigene Bevölkerung?
Indigene Menschen sind [in den meisten Filmen, Anm. d. Red.] nicht so gekleidet und reden nicht so, wie es eigentlich der Fall ist. Sie haben nichts, keine Persönlichkeit. Sie sind einfach nur für Weiße bequem zu töten. Aber sie sind Menschen.
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Also war es früher nicht, wie wir es aus Western kennen?
Es war eine reale Epoche in der amerikanischen Geschichte, als Menschen auf dem Rücken von Pferden gelebt haben. Und sie lebten die ganze Zeit in Gefahr. Das Wetter konnte sie töten, ein Tier oder eben ein anderer Mensch. Western sind nicht wie Disneyland.
"Meiner Meinung nach kann 'Horizon' mit jedem Film aus diesem Jahr mithalten. Und die Leute können mir das glauben."
Gab es auch etwas, dass du bei "Horizon" anders machen wolltest als bei deinen eigenen Western?
Nicht wirklich. Ich wollte in die "Horizon"-Filme genauso viel Energie stecken wie ich es bei "Der mit dem Wolf tanzt" oder "Open Range" getan habe. Ich habe alles in den Film gesteckt, was ich konnte. Jede Nuance, jedes Detail. Es waren lange Drehtage. Ich habe diese Vorstellung, dass ich den Menschen eine Überraschung serviere, wenn sie im Kinosessel sitzen und der Saal dunkel wird.
Einer deiner Darsteller, Michael Rooker, sagte kürzlich bei "TMZ", junge Menschen, die mit Tiktok-Videos aufwachsen, müssen lernen, lange Filme mit komplexen Geschichten wertzuschätzen. Stimmst du zu?
Das ist nicht mein Problem. Die Herausforderung für mich besteht darin, eine Geschichte zu finden, die die Zeiten überdauert – und nicht nur ein (Kino-)Wochenende. Die Kritiker beurteilen den Film anhand seiner Einspielzahlen, aber Filme sind eine emotionale Angelegenheit. Meiner Meinung nach kann "Horizon" mit jedem Film aus diesem Jahr mithalten. Und die Leute können mir das glauben. Aber ich weiß nicht, ob sie den Kritikern glauben, wenn die sagen, was sie sagen.

Kevin Costner ist in "Horizon" zu Pferd unterwegs.Bild: Tobis
Wirst du langsam an Ruhestand denken, sobald du das "Horizon"-Projekt mit allen vier Filmen beendet hast?
Willst du denn, dass ich aufhöre?
Nein, ich will sichergehen, dass du weitermachst!
Vielen Dank! Ich habe über die Jahre hinweg Geschichten gesammelt, die ich gern erzählen würde. "Horizon" war eine davon. Ich hatte die Idee 1988 und es hat einfach Zeit gebraucht, sie als Film umzusetzen. Ich bin sehr glücklich, dass das geklappt hat. Vermutlich werde ich manche der anderen Ideen nicht realisieren können, aber in meinem Kopf habe ich die Filme schon gedreht.
Inzwischen gibt es zahlreiche Streaming-Dienste im Angebot. Neben Netflix, Disney+ und Amazon bieten auch die Mediatheken und eigens erstellten Plattformen vieler Sender heute eine große Bandbreite an Formaten. Wer in den vergangenen Tagen auf Joyn unterwegs war, wird jedoch ein ungewohntes Bild aufgefunden haben. So sind neben den gewohnten Produktionen plötzlich auch Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen verfügbar.