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Israel-Krieg: ARD-Reporterin Sophie von der Tann mit emotionalen Worten

Sophie von der Tann am 8. Oktober 2023. Seit rund zwei Wochen berichtet sie über den Krieg in Israel.
Sophie von der Tann am 8. Oktober 2023. Seit rund zwei Wochen berichtet sie über den Krieg in Israel.bild: screenshot x / @sophie_tann
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ARD-Reporterin Sophie von der Tann erzählt emotional, wie sie die Lage in Israel erlebt

20.10.2023, 10:35
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Wer sich für News von jungen Menschen für junge Menschen interessiert, kennt Sophie von der Tann vielleicht schon ein Weilchen: Die Journalistin war Gründungsmitglied der "News-WG", einem Nachrichtenformat des Bayerischen Rundfunks auf Instagram, und später auch Co-Host des Tagesschau-Zukunftspodcasts "Mal angenommen".

Seit knapp zwei Wochen ist ihr Name allen Menschen ein Begriff, die die ARD einschalten, um Nachrichten zu konsumieren. Die 32-Jährige berichtet für den Sender aus Israel. Vor etwas mehr als zwei Jahren zog sie in den Nahen Osten, um dort als Korrespondentin zu arbeiten.

Im August 2021 postete sie dieses Bild auf Instagram und zeigte ihren israelischen Presseausweis:

Von der Tann studierte vor ihrem Volontariat beim BR, das schreibt sie auf tagesschau.de, Theologie, Orientalistik und Internationale Geschichte an der Oxford University, der Columbia University New York und der London School of Economics. Sie lernte unter anderem Hebräisch und Arabisch – alles ziemlich gute Voraussetzungen, um aus dem Nahen Osten zu berichten.

"Ich muss manche Sachen sehen, um zu verstehen, was passiert ist. Aber es hat irgendwo eine Grenze."

Die 32-Jährige (sie stellte selbst klar, dass sie nicht 31 ist, wie's überall im Internet steht) war nun im Podcast "Deutschland 3000" ihrer Kollegin Eva Schulz zu Gast und erzählte dort, wie sie als junge Reporterin die Situation erlebt – und wie sie die Erlebnisse als Mensch verarbeitet.

Denn: Zu ihrem Job gehört es nicht nur, vor Ort so gut wie möglich zu recherchieren, was grundsätzlich schwierig ist, weil Journalist:innen aktuell nicht in den Gaza-Streifen reisen dürfen. Sie muss auch Videos, "die wir nicht im Fernsehen zeigen würden", sichten und verifizieren, die kaum vorstellbare Brutalität und Grausamkeit zeigen.

"Ich habe angefangen, manche Videos nicht mehr anzuschauen, weil das ja auch was mit einem macht, wenn man immer nur diese Grausamkeit sieht", sagte sie im Gespräch mit Schulz.

Gleichzeitig könne sie sich natürlich nicht immer selbst schützen. "Ich muss manche Sachen sehen, um zu verstehen, was passiert ist. Aber es hat irgendwo eine Grenze."

Was sie erlebe, sei schwer zu verarbeiten: "Das ist für alle hier eine Dimension, die es vorher nicht gab und unvorstellbar war."

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Dennoch sei sie vor zwei Jahren nicht blauäugig als Korrespondentin in die Region gezogen: "Wenn man hier als Journalistin hingeht, weiß man: Das ist eine Konflikt- und Krisenregion, da kann's auch mal zu heftigen Auseinandersetzungen kommen." Aber: "Auch ich hatte mit so einem Szenario nicht gerechnet. Das geht einem sehr nahe."

Privat beschäftige sie dabei auch die Situation von Freund:innen, die sie in ihrer Zeit dort gefunden hat – sowohl in Israel als auch in Gaza. "Bei einer ist seit zwei Tagen nur noch ein Haken auf Whatsapp. Ich hoffe, dass sie keinen Strom mehr hat. Das wäre das beste Szenario."

"Man wird total paranoid. Das verfolgt einen."

Auch die Arbeitsbelastung setze ihr zu. "Ich habe 24/7 durchgearbeitet. Ich war hier alleine als Fernsehkorrespondentin, mein Kollege war nicht im Land. Ich habe fast fünf Tage von morgens 7 Uhr bis nachts um 1 Uhr Live-Schalten gemacht." Man sei dann im Modus, einfach zu funktionieren, "auch wenn neben dir die Raketen vom Raketensystem abgefangen werden – hoffentlich".

Was sie vor Ort erlebt, könne sie erst richtig realisieren, "wenn man sich mal hinsetzt". Kolleg:innen hätten sie gezwungen, irgendwann mal eine Pause zu machen. An ihrem freien Tag hat sie mit Freund:innen geredet, saß bei ihnen in Wohnzimmern und Küchen, unterhielt sich zudem mit anderen Journalist:innen.

Wie hoch die psychische Belastung in solch einer Situation sein muss, ist vielleicht an dieser Situation zu erkennen, die sie bei "Deutschland 3000" schilderte: Sie sei morgens nach wenig Schlaf aufgewacht, hörte etwas im Treppenhaus. Sofort habe sie gedacht, das sei die Hamas, die nun in Tel Aviv sei. "Man wird total paranoid", sagt sie. "Das verfolgt einen. Das Sicherheitsgefühl ist schon sehr beeinträchtigt, wenn nicht sogar zerstört bei einigen."

Und dann ist da noch die Frage der eigenen Sicherheit. "Wir machen hier Evakuierungspläne", sagte von der Tann. Denn man könne nicht ausschließen, dass die Situation noch mehr eskaliere. "Wohin gehen wir dann? Auf dem Landweg nach Jordanien?" Neben ihr stehe ein gepackter Rucksack, um sofort aufbruchsbereit zu sein. "Über so etwas habe ich vor zehn Tagen noch nicht nachgedacht."

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