Mit "Frag mich was Leichteres" moderiert Lea Wagner (l.) erstmals ein Quiz-Format.Bild: NDR Presse und Information
Meinung
Quiz-Formate haben im Fernsehen Tradition und boomen (zumindest gefühlt) so sehr wie schon lange nicht mehr. Während die ARD mit "Wer weiß denn sowas?" und "Gefragt – Gejagt" zuverlässig Top-Quoten einfährt, ist "Wer wird Millionär?" bei RTL seit Dekaden nicht totzukriegen.
In diesem Frühjahr muss Das Erste aber auch leidvoll erfahren: Nicht jede Quiz-Show ist ein Selbstläufer. Das neue Format "Frag mich was Leichteres!" mit Lea Wagner hat massive Probleme, ein großes Publikum zu finden. Dabei rühmten sich die Chefs mit dem angeblich originellen Konzept.
Nach zwei Wochen ergab sich eine triste Zwischenbilanz: In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen kommt das Format über einen Marktanteil von 3,3 Prozent nicht hinaus. Nur 670.000 Zuschauer:innen standen zwischenzeitlich zu Buche. "Wer weiß denn sowas?" erreicht an einem guten Tag das Vierfache.
Tatsächlich geben mehrere Aspekte an der Sendung Rätsel auf – und das nicht im positiven Sinne. "Frag mich was Leichteres!" ist ein Flop mit Ansage.
Der Quiz-Markt ist übersättigt
Ein wichtiger Faktor hat erst einmal nur wenig mit den konkreten Abläufen bei "Frag mich was Leichteres!" zu tun. Vielmehr drängt sich die Vermutung auf, dass der Quiz-Markt grundsätzlich langsam übersättigt sein könnte – vor allem bei der ARD. So startet die Show mit Lea Wagner werktags um 16.10 Uhr, um kurz vor 18 Uhr geht mit "Wer weiß denn sowas?" ein weiteres Quiz auf Sendung.
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Die Fans konzentrieren sich anscheinend aber nur auf eine Show pro Tag – nämlich auf die, die sie schon länger kennen. Hinzukommt: Nachmittags schalten grundsätzlich weniger Menschen den Fernseher ein, erst abends versammelt man sich unter der Woche auf dem Sofa.
Freitags ist das Quiz-Angebot noch einmal höher, denn dann folgt auf "Wer weiß denn sowas?" auch noch der "Quizduell-Olymp" mit Esther Sedlaczek. Aus Sicht der ARD könnte das bedeuten: Weniger ist mehr.
Das Konzept der ARD ergibt keinen Sinn
Die schwierigen Fragen werden bei "Frag mich was Leichteres!" zuerst gestellt. Dies bezeichnet die Produktionsfirma Ufa vollmundig als "Clou". Doch der verpufft in der Praxis recht wirkungslos und läuft nur darauf hinaus, dass die Teilnehmenden eine Frage, die sie lieber nicht beantworten möchten, dem gegnerischen Team zuschieben können.
Apropos Teams: "Ein Team aus drei Zuschauenden" tritt gegen ein "Expert:innen-Trio" an. Der Begriff "Expert:in" wird hier aber seltsam definiert, denn die Rede ist konkret von Marwa Eldessouky ("Brisant"-Moderatorin), Jens Riewa ("Tagesschau"-Sprecher) und Ralph Caspers ("Quarks"-Moderator).
Ist dieses Trio wirklich so viel klüger als die "Normalos"?Bild: NDR/UFA Show & Faktual/Uwe Ernst,
Sie alle mögen in ihren "heimischen" Shows einen hervorragenden Job machen, aber ohne ihnen zu nahe treten zu wollen: Woraus genau ergibt sich ihre besondere Expertise für ein Wissensformat? Ihre alltägliche Aufgabe besteht buchstäblich darin, Dinge abzulesen.
Zum Vergleich: In einer Ausgabe der Sendung treten die vorgeblichen "Expert:innen" gegen drei Richter an. Sind nicht vielmehr die Juristen die eigentlichen Experten, wenn man es genau nimmt? Zumindest auf einem klar abgesteckten Gebiet? Vollkommen verkehrte Welt in der ARD.
Dazu passen auch die sonderbaren Kategorien bei "Frag mich was Leichteres!". Eine heißt "Tagesschau", eine "Brisant", die dritte "Alles, was man wissen sollte". Schwammiger geht es kaum, denn "Tagesschau" kann theoretisch alles umfassen, das jemals in den Nachrichten war. Dementsprechend ist Jens Riewa als dafür "Zuständiger" eher zu bemitleiden.
Sollte ein Rest an möglichen Fragen verbleiben, wird der von "Alles, was man wissen sollte" aufgefangen. Bei so viel Wischiwaschi hätte man auf Rubriken auch gleich komplett verzichten können.
Und dann wäre da auch noch das komplett reizlose Finale. Bei einer Buzzer-Runde gewinnt das Team, das als erstes fünf Fragen richtig beantwortet. Die bis dahin erzielten Kontostände werden nicht in Form eines Vorteils verrechnet, was schon ein wenig missmutig stimmen kann.
Lea Wagner ist eine Fehlbesetzung
Zur schmerzhaften Wahrheit gehört zudem: Lea Wagner empfiehlt sich absolut nicht für weitere TV-Jobs in Quiz-Sendungen. Sie navigiert mutlos (nicht zu verwechseln mit: souverän) durch die Sendung, wiederholt oft nur die "Ereignisse" der letzten Minute. Interessante Dialoge mit den Promis oder Normalos: Fehlanzeige.
Ironischerweise bezeichnet sich Wagner in einem Interview bei "Die Rheinpfalz" als großer Fan von "Wer wird Millionär?". Die Moderatorin gerät regelrecht ins Schwärmen und meint: "Meine Schwester und ich durften nicht viel fernsehen, aber Quizshows haben wir immer geschaut. Pflichtprogramm war damals 'Wer wird Millionär?' mit Günther Jauch, das war immer etwas ganz Besonderes."
Viel abgeschaut hat sie sich von Günther Jauch offensichtlich aber nicht. Der 67-Jährige ist schlagfertig, weiß, wie er spannende Geschichten aus seinen Kandidat:innen herauskitzeln kann und haut hin und wieder auch persönliche Anekdoten raus. All das lässt "Wer wird Millionär?" nie langweilig werden – im Gegensatz zu "Frag mich was Leichteres!", das immerzu vor sich hinplätschert. Die Absetzung könnte nur eine Frage der Zeit sein, denn manchmal siegt Qualität eben doch.
Auch in diesem Jahr wird sich wieder einmal eine Truppe prominenter Persönlichkeiten der Herausforderung im wohl bekanntesten TV-Container Deutschlands stellen. Bei "Promi Big Brother" stehen die Stars unter ständiger Beobachtung. Dass es da wohl auch zu einigen Reibereien kommen wird, ist beinahe schon voraussehbar.