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Dschungelcamp zum ersten Mal schauen: eine Erkenntnis, sehr viele Fragen

rotes Riesenkanguruh, Macropus rufeus, Victoria, Australien, Juli 2006 mcpins *** red giant kangaroo, Macropus rufeus, Victoria, Australia, July 2006 mcpins mcpins
Sooo, aufstehen bitte, wir schauen jetzt Dschungel-Camp zusammen.Bild: imago images / Ingo Schulz
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Wenn man zum ersten Mal Dschungelcamp schaut: unser persönlicher Fiebertraum

05.02.2025, 14:4005.02.2025, 15:32
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Wenn zwei Redakteurinnen den Weg in die gleiche Redaktion gefunden haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man auch ein paar andere Dinge teilt, relativ groß: Man lebt in der gleichen Stadt, hat etwas Ähnliches studiert, unter Umständen mag man die gleichen Sportarten und ganz eventuell haben beide noch nie eine Folge Dschungelcamp gesehen.

Letzteres grenzt fast schon an eine Bildungslücke, die vor allem dann sehr deutlich wird, wenn man es wagt, diese Tatsache offen auszusprechen. Die Frage "Waaaas, du hast noch nie Dschungelcamp gesehen?" war uns in den letzten Wochen ein treuer Begleiter.

Nach und nach wird uns klar: Diese Bildungslücke müssen wir schließen. Und da geteiltes Leid halbes Leid ist, haben wir uns verabredet, um die 12. Folge der 18. Staffel "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" gemeinsam anzusehen.

Bereits im Vorhinein merkten wir: die Namen, die unsere Unterhaltungskolleg:innen in der morgendlichen Themeplanung nennen und die in Artikeln hoch und runter zitiert werden, sagen uns nicht so richtig viel. Wir gehen also ganz unvoreingenommen rein und lassen uns überraschen. Film ab für Dschungelcamp Folge 12: eine Premiere!

Nathalie: "Da schau ich doch lieber '7 vs. Wild' – oder Kika"

Ich habe das Schlimmste erwartet. Jeder noch so kleine Clip, den ich bisher von Trash-TV aufgeschnappt hatte, war ein für sich stehender Beweis, entsprechenden Formaten fernzubleiben. Halbnackte und/oder stinkende Menschen, Dummheit und eklige Tiere kann ich schließlich auch in der Berliner U-Bahn hautnah erleben.

Nach meinem ersten Mal Dschungelcamp aber fällt es mir wirklich schwer, Worte zu finden. Aus einer gewissen Naivität heraus hatte ich gedacht, die Teilnehmer:innen wären dem Dschungel in der Show tatsächlich ausgesetzt. Ganz ohne Essen, Dusche oder zivilisatorische Gadgets eben.

Dass dort einfach ein Dutzend mir völlig unbekannter Personen im Kreis sitzt und sich vor laufender Kamera beinahe zu Tode langweilt, hat mich mindestens genauso schockiert wie die an Banalität ja beinahe nicht mehr zu überbietende "Moderation" durch Sonja Zietlow und Jan Köppen.

An dieser Stelle muss ich kurz gestehen, dass ich mehr oder weniger heimlich Fan des Survival-Formats "7 vs. Wild" bin – jede:r hat eine Schwachstelle. Auch die Show von Fritz Meinecke gehört zweifelsohne nicht zum Bildungsfernsehen. Aber die dortigen C-Promis und Survival-Experten müssen immerhin buchstäblich in der Wildnis überleben und dürfen nicht rauchend Bierpong spielen.

Und dann bekommen die "IBES"-Teilnehmer:innen fürs Langweilen auch noch eine nicht zu verachtende Gage – ganz im Gegensatz zu jenen, die den Überlebenskampf bei "7 vs. Wild" nur für Ruhm und Ehre durchstehen.

Dennoch ein letztes Wort zu Zietlow und Köppen: Schon beim Intro der Show fragte ich mich, ob die beiden im Kinderfernsehen nicht besser aufgehoben wären. Ihre übertriebene Mimik, der Pipi-Kaka-Humor und die zugehörige Sprache in Zeitlupentempo jedenfalls, kämen bei meinen sechs- bis zehnjährigen Neffen richtig gut an.

Kathrin: "Schießt mich bitte von diesem Planeten"

Essens-Challenge gleich Würgereiz. Warum man sich das freiwillig antut, wird mir für immer und ewig ein Rätsel sein. Saudarm am Spieß? Ich bin raus. Strandwürmer? Ich packe meine Sachen und verlasse das Land. ZIEGENANUS? Schießt mich bitte von diesem Planeten, ich möchte hier nicht mehr sein.

Zum halben Hirn, dem Schafsbockhoden, dem Krokodilherz, dem Lammmagen, der Schweinezunge und der Büffelvagina hab ich dann auch keine Worte mehr. Ich schweb' lieber glücklich in einer anderen Galaxie, in der es den Begriff Essens-Challenge nicht gibt.

Ich greife in eine Tüte mit Fruchtgummi – wir haben natürlich Nervennahrung besorgt – und frage mich, ob der Hoden vielleicht ähnlich zäh ist wie das bunte Häschen, das ich mir gerade zwischen die Zähne geschoben habe. Dann muss ich würgen und lasse das mit dem Snacken doch lieber wieder.

Am Ende hab ich nur eine Frage: Hat die Dschungelcamp-Produktion schon einen australischen Stamm-Metzger, bei dem sie all diese abartigen Sachen bestellt und die denken sich nur "Ach schön, die Deutschen sind wieder da. Dann legen wir schon mal alle Geschlechtsteile der nächsten Schlachtungen auf Eis"?

Liebes Dschungelcamp, wir haben Fragen

Im Laufe der Folge kamen Fragen auf. Viele Fragen. Wir wollen gar nicht unbedingt, dass diese beantwortet werden. Wir wollen nur mal unsere Gedanken teilen, wenns recht ist:

  • Warum genau wird so getan als wäre Karl Lauterbach am Telefon mit Sonja Zietlow?
  • Was hat es mit dem australischen Elton auf sich?
  • Warum steht da eine Band und warum darf die nicht ein paar schöne Töne spielen?
  • Warum bekommt man für die ekelhafteste Challenge auf diesem Planeten nur einen halben Stern?
  • Wie krass ist bitte Lilly Becker?
  • WARUM witzelt man im Dschungelcamp noch über KI? (Es ist 2025.)
  • Was hat Bierpong mit Dschungel zu tun?
  • Warum kann Maurice ein paar nett gemeinte Worte nicht einfach annehmen?
  • Und wie viele Dschungelcamp-Teilnehmer:innen braucht es, um herauszufinden, wie viele Seiten ein Spielwürfel hat?

Fazit: Danke, wir haben genug gesehen

Dass das Konzept vom Dschungelcamp jetzt nicht gerade von durchdachten Plots und Wendungen, interessanten Spielen und aufwendigen Effekten strotzen wird, war uns schon klar. Auch dass die ganze offensichtliche Dummheit der Kandidat:innen zum Konzept gehört, ist im trüben Tal des Trash-TV nichts Neues.

Aber dass diese Show inhaltlich so flach wird, dass auf einem – zugegebenermaßen sehr lauten und nachdrücklichen – Rülpser von Lilly Becker herumgeritten wird, als wäre es das vielversprechendste Pferd im Rennen um den Prix de l’Arc de Triomphe, zeigt, wie wenig Inhalt es sonst gibt, den man verwerten kann. Wirklich, Leute, es ist 2025. Darf eine erwachsene Frau, die sich gerade die räudigsten Dinge auf diesem Planeten reingefahren hat, einfach in Ruhe rülpsen? Wäre nett.

Ansonsten haben wir auch eine durchaus positive Erkenntnis mitgenommen. Wenn uns irgendwann mal wieder das Gefühl beschleicht, wir hätten bisher in unserem Leben noch nichts erreicht, können wir uns zumindest einer Sache sehr sicher sein: Egal was kommt, wir werden nie ins Dschungelcamp müssen. Und für die Moderation sind wir uns glücklicherweise auch zu schade. Darauf, da sind wir uns einig, darf man schon auch stolz sein.

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Jörg Dahlmann gehört noch immer zu den bekanntesten Sportstimmen Deutschlands. Verschiedene Skandale katapultierten ihn jedoch ins mediale Abseits. Mittlerweile verfolgt der Sport-Kommentator eine Reality-Karriere, die ihn bis ins Dschungelcamp bringt.

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