Was bitte war das? So oder so ähnlich erging es wohl vielen Rammstein-Fans im Frühsommer dieses Jahres, als sie das endgültige Video zum Song "Ausländer" sahen. Rammstein hatte wieder einen lupenreinen PR-Skandal geschaffen – nun erklärt die Band in einem Making-of-Video ihre Beweggründe für die Ästhetik.
Nochmal zur Erinnerung: In "Ausländer" ist zu sehen, wie die Mitglieder der Band auf dem Meer in einem Schlauchboot fahren und das erinnert an Geflüchtete, die die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer auf sich nehmen, um nach Europa zu gelangen. Dabei sind in den vergangenen Jahren Tausende ums Leben gekommen. Dazu sagt Jörn Heitmann, der Regisseur des Videos im Making-of:
Das Motiv des Flüchtlingsbootes war es dann auch, das dem Musikvideo den Rahmen gab. Denn es beginnt damit, dass Rammstein im Schlauchboot auf einer Insel ankommen und es endet damit, dass alle Bandmitglieder, mit Ausnahme von Flake, der erst vergessen und dann zurückgehalten wird, die Insel wieder auf dem Schlauchboot verlassen.
Angekommen auf der Insel geben Rammstein bei einem Stamm schwarzer Ureinwohner die weißen Kolonialisten. Und dabei lassen sie kein Klischee aus.
Was ganz schön viel Klischee ist, passt verdammt gut zum Text des Songs und der damit verbundenen Metaebene. Denn: Auf textlicher Ebene ist der Song eindeutig. Es geht um Globalität statt Nationalität. Um den deutschen Weltenbürger auf Reisen im Ausland. Um den deutschen Globetrotter als Feindbild. Um einen, der die Damen in den fremden Ländern mit pseudo- weltgewandten Kauderwelsch beeindrucken will.
Genau das wollte man durch die Nutzung authentischer Materialien auf beiden Seiten deutlich hervorheben, wie im Making-of-Video weiter erklärt wird. Beispielsweise stand im (historischen) Seidenanzug von Flake noch "Deutsch-Südwest-Afrika", eine deutsche Kolonie auf dem Gebiet des heutigen Namibia.
Das alles bezweckt beim Zuschauer vor allem eins: Der weiße Mann im neuen Video kommt da genauso unsympathisch und rüpelhaft daher, wie er schon im Text beschrieben wird.
Im Video verrät Heitmann außerdem etwas, das für Fans der Band wenig überraschend, aber dennoch ein netter Zusatz sein dürfte: "Die Side-Story mit Richard und Flake ist aus der Idee heraus geboren, dass Flake auch auf der Bühne immer der ist, der auf der aktuellen Tour mit dem Flammenwerfer über die Bühne gescheucht wird."
Auch kein Zufall übrigens: Geschossen wird auf Flake mit einer russischen Kalaschnikow – eine Anspielung auf seine ostdeutsche Herkunft.
Das Fazit: "Klar ist das ein Funride – wir wollten Spaß haben bei dem Video. Das ist ein Spaßsong. Aber da steckt auch ganz viel Spaß drin, der einem im Hals stecken bleibt, weil wir uns halt über Jahrhunderte wie die Axt im Wald benommen haben."
(hd)