Zuschauer bei "Rock im Park" 2019. Bild: Getty Images Europe / Gina Wetzler
Musik
Bundesligaspiele in vollen Stadien sind verboten, aber bei "Rock am Ring" und "Rock im Park" sollen im Juni 155.000 Menschen feiern dürfen? Das klingt wie ein Scherz. Trotzdem halten viele Veranstalter an ihren Mega-Events fest.
11.04.2020, 19:4312.04.2020, 09:02
Für viele Menschen sind Musikfestivals das, was für
andere der lang ersehnte Sommerurlaub ist: Da werden Zelt und
Schlafsack eingepackt, mit den Freunden ein Kasten Bier im
Regionalzug geleert, und ab geht's in eine andere Welt.
Dass
Zehntausende Menschen Anfang Juni vor einer riesigen Bühne zusammen
Rockmusik feiern, erscheint angesichts der Corona-Pandemie und der
Kontaktsperren utopisch. "Rock am Ring" und "Rock im Park" sagen die
Veranstalter bislang trotzdem nicht ab. Für Fans bedeutet das
Ungewissheit.
Denn: Andere Länder verteilten schon jetzt Absagen. Ein Überblick zum bisherigen Stand des Festival-Corona-Sommers.
Rocken mit Virus?
Obwohl Lockerungen der Corona-Maßnahmen noch nicht in Sicht sind,
halten die Veranstalter an "Rock am Ring" und "Rock im Park" fest:
Die Festivals sollen vom 5. bis 7. Juni steigen.
Die Vorbereitungen
liefen auf Hochtouren, teilte eine Sprecherin der Agentur Live Nation
auf Anfrage mit. Vergangenes Jahr besuchten insgesamt 156.000
Menschen die Partnerfestivals am Nürburgring (Eifel) und in Nürnberg.
Es sei aber noch nicht absehbar, ob Festivals, die nach Ostern liegen,
stattfinden können, sagte die Sprecherin. Man werde die Vorgaben der
Gesundheitsbehörde befolgen. Konzerte per Livestream, also ohne
Publikum vor Ort, seien keine Option.
Wankt Wacken?
Vage Hoffnungen hegen auch die Veranstalter des Wacken Open Air in Schleswig-Holstein. Ab 30. Juli wollen dort wieder zehntausende
Metal-Fans ihre Mähnen im Takt von Bass und Schlagzeug schütteln.
Wacken im vergangenen Jahr.Bild: imago images / snapshot
Aktuell gebe es für das WOA keine Beschränkungen, teilte der
Veranstalter der Deutschen Presse-Agentur mit. "Entscheidend ist für
uns, dass die behördlichen Auflagen definiert werden."
Der
Veranstalter rechnet demnach wie in Österreich mit einer Entspannung
der Lage nach Ostern. Man tue "alles menschenmögliche", um Wacken wie geplant stattfinden zu lassen.
Veranstalter von "Hurricane" und "Southside" zurückhaltend
"Das Festival findet statt!", prangt es auf der Internetseite der
Zwillingsfestivals "Hurricane" und "Southside" (19. bis 21. Juni).
Ein Sprecher äußerte sich auf Anfrage aber vorsichtiger: Man sei sich
bewusst, dass der Verlauf der Pandemie nur schwer vorherzusehen sei.
Ihre Entwicklung gebe "noch keinen Grund gibt, die derzeitigen
Schutzmaßnahmen geschweige denn Veranstaltungsverbote zu lockern."
Die Vorbereitungen liefen, "soweit das in dieser besonderen Situation
möglich ist". Für den Fall, dass "unsere Sause ersatzlos ausfallen
muss, habt ihr als Ticketkäufer*in selbstverständlich ein Anrecht auf
eine Erstattung", heißt es auf der Seite.
Beim "Hurricane" (Scheeßel,
Niedersachsen) und "Southside" (Neuhausen ob Eck, Baden-Württemberg)
feierten vergangenes Jahr insgesamt 128.000 Menschen.
"Tomorrowland" wird wohl gestrichen
In Belgien macht man sich angesichts des "Tomorrowland"-Festivals mit
fast einer halbe Million Besucher keine Illusionen: "Leider müssen
wir mit einer Absage rechnen", sagte der belgische Minister für
Inneres, Wirtschaft und Finanzen, Pieter De Crem, dem Fernsehsender
RTBF.
Das "Tomorrowland" 2019.Bild: Rui Oliveira via www.imago-images.de
Die Entscheidung liege beim Nationalen Sicherheitsrat des
Landes; sie solle zügig gefällt werden. Das "Tomorrowland" sollte im
Juli im Städtchen Boom bei Antwerpen stattfinden. Mit 400.000
Besuchern gilt es als eines der größten Elektro-Festivals weltweit.
Das Roskilde-Festival ist schon abgesagt
Obwohl das größte Musikfestival Nordeuropas im dänischen Roskilde gut
einen Monat nach "Rock am Ring" angesetzt war, sagten es die
Veranstalter schon jetzt ab. Dänemark verbiete große Veranstaltungen
bis einschließlich August, heißt es in einer Mitteilung. Die Tickets
seien auch 2021 noch gültig; auch eine Erstattung sei möglich.
Festival-Besucher 2019 auf dem Roskilde.Bild: Helle Arensbak via www.imago-images.de
Das
Festival zieht jedes Jahr gut 100.000 Gäste in die kleine Stadt
unweit von Kopenhagen. Zur Absage der 50. Jubiläumsausgabe schrieben
die Organisatoren: "Obwohl wir dies befürchtet haben, haben wir bis
jetzt gehofft, dass es nicht so enden würde".
(ll/dpa)
Für Fans von Adele sollte es eigentlich ein großartiger Sommer werden. Die Sängerin gibt in Deutschland ihre einzigen Europakonzerte 2024. Gleich zehnmal tritt sie im August auf, in der Münchner Messe wird dafür eine spezielle Bühne für sie errichtet.