Am Montag war Kanye West, oder auch Ye genannt, auf der Fashion Week in Paris zu sehen. Dort stellte der Rapper, Musikproduzent und Modedesigner seine neue "Yeezy"-Linie vor, die sogenannte "YZY Season 9". Allerdings hat das Outfit, das er dabei trug, viel mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen als die Kollektion, die im Fokus stehen sollte.
West trug nämlich während des Events ein langärmeliges Shirt mit der großen Aufschrift: "White Lives Matter". Ein Slogan, der in sozialen Netzwerken bereits große Kreise gezogen hat – immerhin stuft die Anti-Defamation-League den Satz als rassistisch ein.
"White Lives Matter" ist als Steigerung des Slogans "All Lives Matter" zu verstehen. Dieser wiederum wurde in den USA von konservativen bis teils rechtsextremen Kreisen ins Leben gerufen, als Reaktion auf die "Black Lives Matter"-Bewegung.
Letztere hat mit dem "Black Lives Matter"-Slogan ein Statement etabliert, das auf die rassistisch motivierten Morde der Polizei gegenüber People of Colour hinweist. Immer wieder wird mit dem Satz zu Demonstrationen gegen eben diese Missstände aufgerufen.
"All Lives Matter" impliziert den Vorwurf gegenüber dieser Bewegung, zur Gesellschaft zählten weiße Menschen genauso wie dunkelhäutige. Dabei wird also ignoriert, dass weiße Menschen nicht mit derartigen Diskriminierungen zu kämpfen haben, als es bei den wirklich Betroffenen der Fall ist.
Im Web kamen bereits erste Interpretationen auf, wie der Slogan gemeint gewesen sein könnte. Der "Musikexpress" hat etwa die Möglichkeit eingeräumt, West könnte den Spruch als eine "ultimative Satire" einer leidlichen Debatte gemeint haben, ohne dieser Möglichkeit jedoch eine hohe Wahrscheinlichkeit zuzuschreiben. Zwei Punkte, die dagegen sprechen, stechen nämlich ins Auge:
Zunächst ist Kanye West bereits öfter durch seine Nähe zu Rechtskonservativen aufgefallen. So hat er sich etwa als Fan und Unterstützer Donald Trumps bekannt und trug auch öffentlich dessen "MAGA"-Caps ("Make America Great Again).
Der zweite Punkt betrifft die Begleitung, mit der sich der Musiker auf der Fashion Week gezeigt hat – teils Hand in Hand: Hierbei handelte es sich nämlich um Candace Owens, die als eine der bekanntesten Kritikerinnen der "Black Lives Matter"-Bewegung gilt.
Schon im April 2018 hat West für Aufsehen gesorgt, indem er schrieb, er liebe die Art, wie Owens denkt. Auch sie trug auf dem Event am vergangenen Montag ein Shirt mit der Aufschrift "White Lives Matter".
Auf der Vorderseite der beiden Longsleeves war übrigens Papst Johannes Paul II. abgebildet, dazu die Aufschrift: "Seguiremos Tu Ejemplo", was bedeutet: "Wir werden Deinem Beispiel folgen."
Interpretationen wie den obigen, das Outfit von Kanye West sei möglicherweise satirisch gemeint gewesen, hat der Rapper mittlerweile selbst verworfen. Er hatte sich zunächst zwar nicht zu der Sache geäußert, während Candace Owens bereits Fotos der beiden Shirts über ihre Instagram-Stories teilte.
Nun veröffentlichte jedoch auch der Modedesigner selbst eine Instagram-Story, in der er sich kurz und knapp, jedoch vollkommen eindeutig gegen die "Black Lives Matter"-Bewegung positionierte. Darin schrieb er: "Alle wissen, dass Black Lives Matter ein Betrug war. Jetzt ist es vorbei. Gern geschehen."