
Britney Spears sagte nun vor Gericht aus.Bild: dpa / Chris Pizzello
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Am Mittwochnachmittag (Ortszeit), mit einer Verzögerung von rund 45 Minuten, startete die Vormundschafts-Anhörung im Fall Britney Spears in Los Angeles. Die Sängerin sollte an diesem Tag vor Gericht aussagen, war dafür aber nicht live vor Ort, sondern wurde per Telefon dazugeschaltet. Britney Spears erhob in ihrer mehr als 20-minütigen Aussage schwere Vorwürfe gegen ihre Familie und Betreuer und forderte das Ende ihrer fast 13-jährigen Vormundschaft.
"Ich bin traumatisiert", sagte die Sängerin in der
Telefonschalte, wie der US-Sender CNN und andere Medien berichteten.
"Ich bin nicht glücklich, ich kann nicht schlafen. Ich bin so wütend,
das ist verrückt. Und ich bin deprimiert. Ich weine jeden Tag."
Die 39-Jährige stellte mehrfach
klar, dass sie die seit 2008 bestehende Vormundschaft über ihre
Person und ihre Finanzen satt ist und sich ein Ende dieser wünscht. Dies sei Missbrauch, erklärte die Sängerin in der Anhörung vor Richterin Brenda Penny in Los Angeles. Sie fühle sich von ihrer Familie und von Managern ausgenutzt. Sie werde von allen kontrolliert und könne selbst nicht über ihr Leben bestimmen.
Britney Spears will Vormundschaft komplett beenden
Zu dem Termin waren unter anderem Spears' geschiedene Eltern, Jamie
und Lynne Spears, ihr Anwalt Sam Ingham und die vom Gericht bestellte
Betreuerin Jodi Montgomery zugeschaltet. Im April hatte die Sängerin die Anhörung beantragt. In dem Rechtsstreit um
ihre Vormundschaft hatte sich Spears bis dahin selbst kaum öffentlich
geäußert.
Nachdem die Sängerin wegen beruflicher und privater Probleme
psychisch zusammengebrochen war, hatte ein Gericht 2008 entschieden,
ihrem Vater die Vormundschaft zu übertragen. Seither verwaltete Jamie Spears das Vermögen und andere Anliegen seiner berühmten Tochter.
2019 trat der Vater aus gesundheitlichen kürzer, er verwaltete
seither als Vormund nur noch das Vermögen seiner Tochter. Für deren
persönliche Belange, darunter auch medizinische Entscheidungen, wurde
Montgomery als Vormund eingesetzt. 2020 kam ein Finanztreuhänder
dazu.

Britney Spears will die Vormundschaft beenden lassen.Bild: ap / Steve Marcus
Zuletzt hatte sich die Sängerin über ihren Anwalt bemüht, den Vater
von seiner Vormundsrolle gänzlich zu entbinden. Bei der Anhörung am
Mittwoch machte Spears nun erstmals ihre komplette Ablehnung der
Vormundschaft deutlich.
Britney Spears will Vater im Knast sehen
Am Telefon las Spears das mit heftigen Vorwürfen gegen ihre Familie
und ihre Betreuer gespickte Statement ab. Sie wünsche sich, dass die
ganze Welt die Wahrheit erfahre. Ihren Eltern warf sie Ausbeutung
vor. Seit 13 Jahren würden sie von ihrem Geld profitieren und ihr
Privatleben kontrollieren. Das Vermögen der Sängerin wird auf 60
Millionen Dollar geschätzt. Am liebsten würde sie ihre Familie
verklagen, betonte Spears vor Gericht. Und sie wurde, wie die "Bild" berichtet, noch deutlicher:
"Mein Vater und mein Management gehören ins Gefängnis!"

Jamie Spears hat seit 13 Jahren die Vormundschaft für Britney.Bild: ap / Nick Ut
Ihr 68-jähriger Vater liebe es außerdem, Macht über sie auszuüben, stellte Spears dar. Sie sei unter der Vormundschaft wie eine Sklavin behandelt worden. Spears zufolge wurde sie dazu gezwungen, Konzerte zu geben. Man habe
sie zudem unter Druck gesetzt, das Medikament Lithium zu nehmen,
obwohl sie sich danach schlecht gefühlt habe. Lithium wird zur
Behandlung manischer Depressionen eingesetzt.
Auch in ihrem Privatleben dürfe sie keine eigenen Entscheidungen
treffen, lamentierte die Sängerin. Sie würde gerne heiraten und ein
weiteres Kind bekommen, doch ihr sei nicht erlaubt worden, einen Arzt
aufzusuchen, um ihre Spirale zur Empfängnisverhütung zu entfernen.
Seit 2016 ist Spears mit dem Tänzer und Fitnesstrainer Sam Asghari
liiert. Aus ihrer 2007 geschiedenen Ehe mit Kevin Federline hat
sie bereits zwei Söhne im Alter von 14 und 15 Jahren.
Jamie Spears beteuert Liebe zu Tochter Britney
Nach der Anhörung gab Jamie Spears über seine Anwältin Vivian Thoreen
eine kurze Erklärung ab. "Es tut ihm leid, zu sehen, dass seine
Tochter leidet und Schmerzen hat", zitierte "Variety" aus der
Mitteilung der Anwältin. "Mr. Spears liebt seine Tochter und vermisst
sie sehr."
Die nächste Gerichtsanhörung ist für Mitte Juli angesetzt. Zunächst
wurde nicht bekannt, ob die Sängerin nun formell einen Antrag auf die
Beendigung der Vormundschaft einreichen wollte.

In Los Angeles gingen zahlreiche Menschen für Britney Spears auf die Straße.Bild: ap / Chris Pizzello
Eine Anfang Februar veröffentlichte Dokumentation der "New York
Times" über Spears' Leben unter der Vormundschaft ihres Vaters hatte
heftige Diskussionen vor allem in den sozialen Netzwerken entfacht.
Die Doku fragt unter anderem, ob jemand gleichzeitig ein weltweiter
Superstar und eine kaum zurechnungsfähige Person sein könne, die
unter Kontrolle gestellt gehört.
Viele Prominente und Fans bekundeten unter dem Hashtag "#FreeBritney"
daraufhin ihre Unterstützung für die Sängerin. Dutzende Fans hatten
sich am Mittwoch mit Postern und Protestschildern vor dem Gericht
aufgestellt.
Sogar Justin Timberlake, der einst mit Britney Spears zusammen war,
schrieb auf Twitter, dass er und seine Frau Jessica Biel der Sängerin
ihre Liebe und "volle Unterstützung" senden würden. "Wir hoffen, dass
das Gericht und ihre Familie dies wieder in Ordnung bringen und sie
leben lassen, wie sie es sich wünscht." Später ergriff er erneut Partei für Britney Spears und erklärte, dass niemand gegen seinen eigenen Willen festgehalten werden solle.
(jei/dpa)
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