"A House of Dynamite" bei Netflix: Kathryn Bigelow reagiert auf Pentagon-Kritik
Immer wieder hat die amtierende US-Regierung ihre Meinung zu Musik oder zu aktuellen Filmen und Serien kundgetan. So äußerte sich Präsident Donald Trump wiederholt abfällig über Taylor Swift sowie den kommenden "Super Bowl"-Act Bad Bunny. Auch die Netflix-Serie "Boots" wurde vom Pentagon – dem Sitz des US-Kriegsministeriums – als "woker Müll" bezeichnet.
Doch da hört das plötzliche popkulturelle Interesse der Trump-Administration nicht auf: Zu "A House of Dynamite", dem neuen Netflix-Film von Kathryn Bigelow, hat das Pentagon ebenfalls eine Haltung.
Und die Regisseurin freut's, wie sie jetzt in einem Interview erklärte.
Aber worum geht es? Bigelow und Drehbuchautor Noah Oppenheim zeigen in "A House of Dynamite", wie die US-Behörden im Falle eines Atomangriffs innerhalb von 30 Minuten reagieren würden. Sie haben dafür intensiv recherchiert und mit Expert:innen gesprochen und kommen zu dem erschreckenden Ergebnis, dass es das aktuelle US-System nur in etwa der Hälfte der Fälle schafft, eine Atomrakete abzufangen.
Im US-amerikanischen Kriegsministerium nahm man das (natürlich) persönlich.
Wie ein Bericht von "Bloomberg" enthüllt hatte, verschickte das Pentagon ein internes Memo zu dem Film, in dem die Darstellung des US-amerikanischen Raketenabwehrsystems scharf kritisiert wurde. Laut "Bloomberg" betont das Ministerium darin, seine Systeme hätten "seit über einem Jahrzehnt in Tests eine hundertprozentige Trefferquote" erzielt.
Von "Hollywood Reporter" darauf angesprochen, zeigen sich Bigelow und Oppenheim erfreut über die Diskussionen, die ihr Film ausgelöst hat.
Kathryn Bigelow hält Diskussion über Raketenabwehr für wichtig
"Das ist interessant", sagt die Regisseurin über die Kritik des Pentagons. Sie findet: "Im Idealfall hat die Kultur das Potenzial, die Politik zu beeinflussen – und wenn es einen Dialog über die Verbreitung von Atomwaffen gibt, ist das Musik in meinen Ohren, ganz sicher."
Drehbuchautor Oppenheim verweist zudem auf die Fachleute, die sie für den Film konsultiert hätten: unter anderem die amerikanische Physikergesellschaft APS und Fachjournalist:innen wie Tom Nichols und Fred Kaplan, die sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Raketenabwehr befassen würden.
"Wir glauben all den Experten, die uns erklärt haben, dass das System eher einem Münzwurf gleicht, wie wir es im Film darstellen", sagt Oppenheim in dem Interview.
Aus Sicht der Macher:innen hilft es der Debatte, dass der Film einen fulminanten Start hingelegt hat. Allein am ersten Wochenenende nach seinem Release wurde "A House of Dynamite" laut Netflix 22,1 Millionen Mal aufgerufen. "Seit Jahrzehnten herrscht Schweigen über Atomwaffen. Meiner Meinung nach war diese Diskussion notwendig", sagt Kathryn Bigelow.
Es ginge darum, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass die Menschen auf der Erde von Atomwaffen umgeben sind. "Wir leben in einer extrem explosiven Umgebung, daher der Titel – wir leben in einem Haus aus Dynamit. Es ist an der Zeit, sich damit auseinanderzusetzen und, im Idealfall, Gespräche über die Reduzierung des Atomwaffenarsenals zu beginnen", sagt die Regisseurin abschließend.
