Die Mini-Serie "Sie weiß von dir" geht seit dem 17. Februar so richtig auf Netflix durch die Decke – hierzulande ist die britische Produktion mit Simona Brown, Tom Bateman und Ewe Hewson, deren Figuren sich in einer Dreiecksbeziehung befinden, auf Platz eins der Streaming-Charts. Hewson ist übrigens die Tochter des U2-Sängers Bono.
Kein Wunder, dass der Hype entstanden ist, überzeugt die Romanverfilmung doch mit wachsender Spannung, Geheimnissen, offenen Fragen und einem atmosphärischen Soundtrack. Und ganz sicher scheint auch: Das schon von Anfang an viel beschworene Ende könnte einige Binge-Watcher ordentlich entsetzen.
Die alleinerziehende Mutter Louise (Simona Brown) sehnt sich nach Abenteuern – und die ergeben sich mit ihrem charmanten Chef und Psychiater David (Tom Bateman). Mit ihm beginnt sie eine ungeplante Affäre. Doch schon bald tritt seine mysteriöse Ehefrau Adele (Ewe Hewson) auf den Plan, mit der sich Louise schnell anzufreunden scheint. Die beiden Frauen plagt nämlich die gleiche Angst vor der Nacht, in der Louise immer wieder mit Albträumen zu kämpfen hat.
Adele kann Louise helfen, indem sie ihr beibringt, ihre Träume zu kontrollieren. Das tut sie mithilfe von Anweisungen aus dem Tagebuch eines alten Freundes namens Rob. Durch das Buch lernt Louise schließlich, ihre Seele an ausgewählte Orte zu denken. So weit, so gut. Doch in der Ehe von Adele und David scheint einiges schief zu laufen. Adele ist drogenabhängig und wird scheinbar von ihrem Mann kontrolliert.
Und dann kommt noch hinzu, dass Rob, von dem das Tagebuch mit der Traumanleitung kommt, tot ist – die Frage, wer die Schuld an seinem Ableben hat, treibt Louise innerhalb der geheimnisvollen Dreiecksbeziehung immer mehr in den Wahnsinn. Der Spannungsaufbau von "Sie weiß von dir" macht klar, am Ende muss ein großer Knall erfolgen, nachdem die vielen offenen Fragen hoffentlich geklärt werden.
So einfach ist das mit dem Serienfinale allerdings nicht. "Sie weiß von dir" beruht auf der Buchvorlage von Sarah Pinborough – und als der Thriller 2017 erschienen ist, sammelten sich auf Social Media bereits ungläubige Reviews von den verwirrten Lesern. Kurze Zeit später wurde das Buch sogar mit dem unglaublichen Ende beworben. Und auch Netflix versucht nun auf die Serie mit diesem Marketing-Versuch neugierig zu machen:
Natürlich macht das viele Zuschauer neugierig: Was ist DAS Schock-Ende? An dieser Stelle sei schon mal verraten, dass sogar die Hauptdarsteller des Thrillers ungläubig vor den Skripten saßen. Wie "Oprah Mag" berichtete, gab die Louise-Darstellerin Simona über das Finale zu verstehen:
Tom Bateman, den man vor allem aus dem Remake von "Mord im Orientexpress" kennt, drückte es noch drastischer aus:
Wer nun also nicht erfahren möchte, was die Darsteller so sehr am Serien-Ende aufregt, sollte ab hier nicht weiterlesen. Nur so viel vorab: Im Finale sollte man als Zuschauer den Kopf für ein Verwirrspiel sondergleichen frei haben.
In der Linie steht das Traumreisen im verworrenen Finale im Fokus. Adele ist mit der Zeit so gut darin geworden, dass sie ihren Körper verlassen kann, um sich an andere Orte zu begeben – deswegen weiß sie auch von der Affäre zwischen ihrem Mann David und Louise. Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass Adele durch diese Astralprojektionen nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Und noch kurioser: In ihrem Körper steckt jemand ganz anderes...
Zumindest muss man "Sie weiß von dir" lassen: Mit diesem Finale hätte wohl niemand gerechnet und auch vorherzusehen ist es wohl kaum. Die Kritiken fielen bislang jedoch sehr unterschiedlich aus. Zumindest hätte man durch die Romanvorlage schon einmal vorgewarnt sein können, was das Ende betrifft, die Umsetzung bemängeln die Kritiker allerdings teilweise scharf.
So überzeugen die sechs Folgen unter anderem nicht, weil sich eben doch viele Handlungslücken ergeben. Wieso Louise die Affäre mit ihrem Chef überhaupt beginnt, bleibt unklar. Auch das Identifikationspotenzial mit der alleinerziehenden Mutter hält sich in Grenzen. Auf Youtube unter dem Trailer schreiben einige aufgebrachte Leser, dass vor allem eine Person zu kurz zu kommen scheint: "Ihr armes Kind. Das hat mich am allermeisten beschäftigt."
All die Aufregung hin oder her: Im Gegensatz zu vielen anderen erfolgreichen Serien wird "Sie weiß von dir" womöglich keine zweite Staffel bekommen. Die Romanvorlage ist mit den Episoden der ersten Staffel auserzählt und sie ist auch nur als Mini-Serie ausgewiesen. Obwohl die Streaming-Zahlen eigentlich für eine Erweiterung sprächen – die Drehbuch-Schreiber müssten hierzu kreativ werden, und das ist zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht geplant.
(cfl)