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Von Eko Fresh bis Das Bo: Die irritierendsten Werbe-Kampagnen im Deutschrap

Eko Fresh bei Family-Charity-Event Wir wollen mobbingfrei!! - Gemeinsam laut für starke Kinder im E-Werk. Köln, 31.08.2019 *** Eko Fresh at Family Charity Event We want mobbingfrei Together loud for s ...
Der Rapper Eko Fresh warb für das Bahnfahren.Bild: imago images/ Future Image
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Von Globuli bis Leberwurst: Die irritierendsten Werbe-Kampagnen im Deutschrap

02.12.2023, 10:46
watson-Redaktion
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Große Verwunderung machte sich vor Kurzem breit, als Snoop Dogg mit einem Instagram-Post klarstellte: "I'm giving up smoke". Der Rapper, der Jahrzehnte lang als menschgewordenes Cannabis-Sinnbild galt, hört mit dem Rauchen auf? Alles an seinem Post, von der klaren Aussage bis zur seriösen Aufmachung, schien dafür zu sprechen, dass diese Ära nun ein Ende nehmen würde.

Wenige Tage später stellte sich jedoch heraus: Snoop Dogg hat Millionen Menschen aufs Glatteis geführt. Er hört nämlich gar nicht mit dem Rauchen auf, sondern mit Rauch. Wie das geht? Ist doch klar: mit den rauchfreien Öfen von Solo Stove. Eine Werbeaktion, die im Nachhinein betrachtet so clever durchgeführt wurde, dass wir nicht mal enttäuscht davon sein können, darauf hereingefallen zu sein.

Auch in Deutschland gibt es einige Überschneidungen zwischen der Rap-Szene und der Werbeindustrie – in vielen Fällen allerdings mit deutlich weniger eleganter Ausführung.

EstA: Vom Saarland- zum Globuli-Botschafter

Vor über zehn Jahren war EstA einer der bekanntesten und größten Teilnehmer des damals sehr beliebten VBTs – ein Youtube-Turnier, bei dem Rapper:innen gegeneinander angetreten sind. Aus heutiger Sicht wissen wir: Das war ganz ohne Frage der Zenit seiner Rap-Karriere. Vor allem, wenn man bedenkt, dass EstA sein Gesicht seither für gleich zwei Werbekampagnen hergehalten hat.

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2017 wurde er zum Botschafter des Saarlands gekürt und hat mit einem Musikvideo die Lanze für das kleine Bundesland im äußersten Südwesten Deutschlands gebrochen. Der dazugehörige Track ist kein allzu großer Hit, es hätte aber auch deutlich schlimmer kommen können. Beispielsweise mit einem Werbesong für die AOK Rheinland-Pfalz. Zufällig hat EstA genau das im darauffolgenden Jahr umgesetzt – und dafür eine Menge Gegenwind kassiert.

In seinem Song für die Krankenkasse hat EstA nämlich munter über Globuli gerappt – homöopathische Mittel, deren medizinische Wirksamkeit wissenschaftlich nicht belegtwerden kann. Warum sich der "Gesundheitsrap" im Internet heute nicht mehr finden lässt, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung.

Immerhin: In einer Folge von Jan Böhmermanns "ZDF Neo Magazin Royale", die sich auf das Thema Homöopathie fokussiert hat, hatte EstA einen kleinen Live-Auftritt, bei dem er seine Aussagen aus dem AOK-Song revidiert: "Alles nur Dreck, alles Placebo und heut' erfährt die Welt davon – und nein, ich sag' das nicht nur, weil ich dafür sehr viel Geld bekomm'."

Das Bo ruft das "Wurst Case Scenario" aus

"Feierabend, wie das duftet": Wohl kaum ein Slogan der deutschen Werbeindustrie hat sich so sehr in die Köpfe ganzer Generationen gebrannt wie der von der Rügenwalder Mühle. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis der Werbeslogan, so „"kräftig, deftig, würzig, gut" er nun einmal ist, eine hippe Rap-Version spendiert bekommt.

2014 ist genau das passiert: Das Bo hat den Feierabend-Song im Zuge einer Rügenwalder-Werbekampagne in die unterschiedlichsten Musikgenres gepresst und dabei auch vor Hiphop keinen Halt gemacht.

Seine Rügenwalder-Lines sind dabei von einem ganz eigenen Kaliber. Nicht nur wird in dem kurzen Werbesong "the most wanted Wurst (...) gesucht per Steckbrief", nein, Das Bo erklärt dort auch, warum er immer Wert auf einen großen Wurstvorrat legt: weil die Ladies "Leberwurst auf ihrem Wurstbrot" lieben. Da darf auch ein noch so naheliegendes "Wurst Case Scenario"-Wortspiel natürlich nicht fehlen. 2014 war einfach noch eine andere Zeit.

Übrigens: Auch Samy Deluxe hat vor einigen Jahren mal einen Rügenwalder Mühlen-Gig gespielt. Warum der deutsche Lebensmittelhersteller ein so ausgeprägtes Faible für Deutschrapper der alten Schule hat, bleibt uns bis heute ein Rätsel.

Eko Fresh macht Bahnfahren cool

Wie kann man jungen Menschen das Bahnfahren schmackhaft machen? Die Antwort liegt auf der Hand: mit einer feschen Sprechgesangs-Einlage! 2016 sollte das Image des bayerischen Regionalexpress ordentlich aufgehübscht werden – und dafür hat die Deutsche Bahn prompt den Rapper Eko Fresh zu Rate gezogen.

Ein etwa dreiminütiges Musikvideo ist das Produkt dieser Idee. Eko, der hier und da immerhin mit seinen Songwriting-Skills punkten kann, ist darin allerdings nicht zu sehen. Stattdessen wird sein Song von etwas klischeehaft gestikulierendem Zugpersonal performt. Außerdem geben ein paar Damen im Dirndl eine Tanzeinlage zum Besten. Geht ja schließlich um Bayern.

Alles in allem bleibt "Rollin'", so der Name von Ekos Bahn-Song, dank dieser Aufmachung eher unangenehm in Erinnerung. Auch, wenn die reine Botschaft, lieber die Bahn anstelle des Autos zu nutzen, natürlich keine verkehrte ist.

Luciano macht sich mit Edeka über Rap in der Werbung lustig

Egal, ob im Internet, im TV oder sogar während des Kinobesuchs: Aktuell kommt man kaum um die Axe-Werbung mit Luciano herum. Ein Deodorant der "Fine Fragrance Collection" zu benutzen sei demnach der "ultimative Flex" für jeden Träger. Ein vermutlich unerwünschter Nebeneffekt: Lucianos Song "Mios mit Bars" lässt sich heute nicht mehr hören, ohne dabei unmittelbar an die effektgeladene Werbung erinnert zu werden.

Drei Jahre zuvor hat Luciano allerdings schon gemeinsam mit Edeka – pardon, "Eh Dikka" – eine andere Werbekampagne gestartet, um auf Ausbildungsplätze bei der Einzelhandelskette aufmerksam zu machen. Ein Video im Stile einer Mockumentary trägt eine klare Botschaft nach außen: Der Einzelhandel braucht keine unangenehmen Werbe-Rap-Songs mehr, dafür aber junge Azubis. Grundsätzlich gehen wir da mit, dem Publikum drängt sich dieser Meta-Witz aber ein bisschen zu sehr auf. Auch die ganze Story über "Hiphop-Sven" (wer das Video gesehen hat, weiß, was es damit auf sich hat) wirkt ein wenig zu gewollt ironisch.

Was dazu kommt: Nur wenig später hat Lidl ebenfalls für Ausbildungsplätze in den eigenen Reihen geworben und dabei gezeigt, dass Werbe-Rap-Songs auch ohne eine gepflegte Portion Cringe funktionieren können. Tillmann, angeblich selbst Lidl-Azubi und talentierter Nachwuchsrapper, hat in einem von Orkan Çe produzierten Video seine gar nicht mal so schlechten Lines zum Besten gegeben.

Auch Deutschrap-Legende Azad hatte einen Gastauftritt in besagtem Video. Später haben weitere Werbe-Songs wie zum Beispiel Shirin Davids McDonald's-Version von "Lieben wir", so kritisch man die Zusammenarbeit auch sehen kann, gezeigt, dass man nicht immer gleich im Boden versinken muss, wenn man sich Rap als Werbemittel zunutze macht. Es kommt auf die Umsetzung an – und aus dieser Perspektive ist Lucianos Auftritt bei Edeka nicht allzu gut gealtert.

Übrigens: Auch Samy Deluxe hat vor einigen Jahren mal einen Song für Penny eingerappt. Warum der Deutschrapper der alten Schule ein so ausgeprägtes Faible für absurde Werbeaktionen hat, bleibt uns bis heute ein Rätsel.

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