Am Montag sorgte besonders ein Kleid für Aufsehen auf der diesjährigen Met Gala: Kim Kardashian erschien in dem Kleid, das einst Marilyn Monroe gehörte. Die Hollywood-Ikone trug es 1962, als sie für den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy zum Geburtstag "Happy Birthday" sang. Das hautfarbene und enganliegende Kleid ging in die Geschichte ein, es sollte den Eindruck erwecken, dass Marilyn nackt wäre und nur kleine Edelsteine das Nötigste verdeckten.
Der freizügige Auftritt in dem Kleid, in das sie vermutlich eingenäht werden musste, befeuerte zudem bereits kursierende Gerüchte, dass Monroe eine Affäre mit dem Präsidenten hätte. Drei Monate nach dem Termin in dem Kleid starb Monroe an einer Überdosis Schlafmittel mit nur 36 Jahren. Zeitlebens hatten sie Depressionen geplagt.
Kim Kardashians Auftritt in Monroes Garderobe sollte eine Hommage darstellen. Das über 60 Jahre alte Kleid hätte aber sehr leicht durch das erneute Tragen zerstört werden können, zumal Kardashian offenbar nicht die gleiche Konfektionsgröße wie Monroe hat. Dass ein Stück Zeitgeschichte diesem Risiko ausgesetzt wurde, kritisierten nun Historiker.
Für besondere Verwunderung sorgte unter anderem die Tatsache, dass Kim Kardashian nur über den Teppich zum Fototermin der Met Gala in dem historischen Kleid lief. Kurz nachdem sie das Metropolitan Museum of Art's Costume Institute betreten hatte, wechselte sie in ein Dress, das eine exakte Nachbildung des Originals ist. Unter anderem für die Fashion-Historikerin Dr. Justine De Young stellte sich deswegen die Frage, wieso sie nicht von Anfang an in der Kopie auftrat. Gegenüber "People" äußerte sie:
Sie befand insgesamt, dass es schlicht "unverantwortlich und unnötig" gewesen sei, dass Kim das Kleid gewählt hat, das aus dem "Ripley's Believe It or Not!"-Fundus stammt. Das Museum hatte das Kleid 2016 für 4,81 Millionen US-Dollar erstanden und an Kardashian an diesem Abend verliehen.
Wie der Reality-Star im Interview selbst verriet, musste er, um in das Kleid zu passen, innerhalb von nur drei Wochen sieben Kilo abnehmen. Auch diesen Fakt kritisierte De Young scharf: "Eine Crash-Diät zu machen, um in das Originalkleid zu passen, ist auch eine unglückliche Botschaft, die den Idealen der 1960er Jahre mehr entspricht als heutigen."
Auch der Monroe-Forscher und Sammler ihrer persönlichen Gegenstände, Scott Fortner, kam auf das Konfektionsgrößen-Problem zu sprechen und betonte, dass das Kleid seinerzeit speziell für die Schauspielerin angefertigt wurde. Er könne zwar den Reiz daran nachvollziehen, so ein ikonisches Dress tragen zu wollen, aber:
Auch Marilyn Monroe selbst habe gewollt, dass es ein Kleid nur für sie sein sollte. Darauf sei im Entstehungsprozess besonderen Wert gelegt worden: "Marilyn stand nackt da, als der Stoff für das Kleid buchstäblich an ihren Körper angepasst wurde, um sich genau an jede Kurve anzupassen. Der Stoff, eine fleischfarbene Soufflé-Gaze, die aus Frankreich importiert wurde, wurde strategisch geschichtet, damit sie keine Unterwäsche tragen musste."
Dadurch, dass sich das Kleid perfekt an Monroes Kurven anschmiegte und auch der Farbton genau an ihre Hautfarbe angepasst wurde, ist es in Fortners Augen bedenklich, wenn es jemand anderes außer ihr trägt – schließlich hätte es so leicht beschädigt werden können. Er fragte sich:
Tatsächlich gibt es Fotos von Kardashian die zeigen, dass der Reißverschluss tatsächlich geschlossen werden konnte – es seien jedoch keine Veränderungen an dem Kleid vorgenommen worden. Augenscheinlich besitzt Kim Kardashian andere Maße als Monroe, wodurch naheliegt, dass zumindest die Nähte des 60 Jahre alten Kleides stark beansprucht worden sein könnten.
Eine letzte positive Sache kann Fortner dem Met-Gala-Auftritt in Monroes Kleid immerhin doch noch abgewinnen. Von dem Auftritt des 1962 verstorbenen Models bei dem Kennedy-Geburtstag gibt es nur wenige Fotos und nur Filmmaterial in Schwarz-Weiß und in sehr schlechter Qualität.
"Ich hätte zwar niemals zugestimmt, dass jemand Marilyns Kleid tragen darf, wenn es Teil meiner Sammlung gewesen wäre", ordnete er ein, aber: "Immerhin haben wir jetzt gesehen, wie es in Bewegung ausgesehen haben muss, als Marilyn Monroe es trug."
(cfl)