Deutschland sorgt sich um die Energieversorgung im Winter. Experten raten der Bevölkerung dazu, sich auf Stromausfälle vorzubereiten und weiter Energie zu sparen. Rund 7000 km weiter haben chinesische Demonstranten ein anderes Problem: Sie fordern ein Ende der Null-Covid-Politik und den Rücktritt von Xi Jinping. Dabei kommt es zu heftigen Protesten. Außerdem ist Alice Schwarzer zu Gast und hat mehrere hitzige Themen im Gepäck.
Wut und Frust über die Covid-Politik hat sich über Monate angesammelt und sorgt in China derzeit für Proteste. Sie richten sich gegen die lokale Willkür in der Null-Covid-Strategie des Machthabers Xi Jinping. Aber nicht nur dagegen. Es gehe auch um zivile Freiheit und Pressefreiheit, sagt Journalist und China-Experte Kai Strittmatter. Die Dimension der jetzigen Proteste hätte es das letzte Mal im Jahr 1989 gegeben. Das soll jetzt jedoch – so schnell wie möglich – unterbunden werden. Die chinesische Polizei verhindert mit einem massiven Aufgebot sowie Sperrungen weitere Proteste.
Zuvor war in sozialen Medien zu neuen Protesten aufgerufen worden. Insbesondere in Universitätsnähe sollen Menschen angehalten worden sein und mussten ihre Smartphones vorzeigen. Sie sollten Bilder und Videos von den jüngsten Protesten löschen. Eines der vielen Merkmale eines totalitären Staates. Die Menschen in China sind einer wachsenden Unzufriedenheit ausgesetzt. "Heute haben wir einen Staat, der plötzlich wieder totalitär ist. Wo die Kontrolle und Repression so stark ist wie seit Mao nicht mehr. Und umso mehr muss man die Leute bewundern, die da auf die Straße gehen", kommentiert Strittmacher.
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ist zu Gast. Er ist für die Sicherheit der Energiezufuhr zuständig und versichert, dass die Gasspeicher gut gefüllt seien. Und zwar bei fast 100 Prozent. Eine gewisse Anspannung und Angst vor einem sehr kalten Winter sei dennoch gegeben: "Bei schwerem Winter, etwa -10 oder -12 Grad in ganz Deutschland, wären wir schnell bei 70/80 Prozent des Speichers." Er bekräftigt mehrmals, ein Szenario, bei dem man an die Gasspeicher der privaten Haushalte ranmüsste, gebe es nicht.
Der Anreiz zum Gassparen müsse trotz dessen erhalten bleiben. Man sei auf das Sparen der Privathaushalte angewiesen, so Müller. Die Gasspeicher dürfen im Frühling nämlich nicht ganz leer sein, weil sie für den Folgewinter erneut aufgefüllt werden müssen. Einen Blackout schließt er aus.
In den 70ern und 80ern war Alice Schwarzer für viele feministische Bewegungen verantwortlich und reflektiert in der heutigen Sendung die Errungenschaften und die heutige feministische Perspektive. Es habe sich vieles getan, denn heute könnten Frauen Kanzlerinnen oder politische Journalistinnen werden und bezieht sich dabei auf die Moderatorin Sandra Maischberger, die sie schon lange kennt.
Gleichzeitig seien diese Errungenschaften aber auch in Gefahr. Den jungen Frauen würden falsche Werte vermittelt werden. Dafür prangert sie Influencerinnen an, die jungen Mädchen ein verheerendes Konsumverhalten weitergeben würden. Es gehe ihr aber nicht darum, die "jungen Frauen" zu tadeln: "Reden wir mehr über die Welt, welche Angebote, Möglichkeiten und Chancen sie den Frauen gibt und nicht immer über 'die jungen Frauen'."
"Die Lust zu streiten ist dir angeboren", merkt Maischberger an und Schwarzer lacht selbstgefällig darüber. Im April hat sie, als Herausgeberin der Zeitschrift "Emma", einen Brief an Olaf Scholz geschrieben. In diesem forderte sie den Stopp der Waffenlieferungen. Es ist mittlerweile November und Maischberger möchte wissen, ob sie nach wie vor hinter ihren Forderungen aus April steht. "Aber mehr denn je. Man sieht die schlimmen Bilder. Jeden Tag sterben 1000 Soldaten", antwortet sie ganz selbstverständlich und schon fast empörend über die Frage der Moderatorin.
Ab diesem Thema lässt sich eine erhöhte Anspannung und Aufregung bei Schwarzer im Gesicht ablesen. Sie wird lauter und angriffslustiger, so wie man sie halt kennt. "Wenn man keine Waffen liefert, dann geht das Grauen erst recht los", so Maischberger. "Nein, mit Waffen verlängert sich das", entgegnet sie.
Amerika würde in diesem Krieg eine große Rolle spielen, so Schwarzer. Den Krieg in der Ukraine nennt sie einen "Stellvertreter Krieg" zwischen Russland und den USA, welcher auf ukrainischem Boden ausgetragen werde. Für den ARD-Korrespondenten Vassili Golod mit ukrainischen Wurzeln ist diese Diskussion nur schwer erträglich. Er mischt sich ein:
Alice Schwarzer ist auf 180 und wirft ihm Polemik in "so einer ernsten Sache" vor. Golod weist den Vorwurf von sich und erklärt ihr, dass Amerika nichts damit zu tun habe, dass Russland die Souveränität der Ukraine nicht akzeptiert. Zur Bekräftigung der Waffenlieferung fasst er in einem kurzen Satz sehr gut die Verbrechen der russischen Armee zusammen: Vergewaltigung als Kriegswaffe und unzählige tote Zivilisten. Damit das aufhört, brauche die Ukraine militärische Unterstützung. "Das ist ja das Elend", schreit Schwarzer ihn an, "die Hälfte der Menschen in Deutschland teilt meine Ansicht." "Mehr als die Hälfte ist nicht der Ansicht", kontert Golod.
Nicht nur Golod war nicht Schwarzers Meinung. Auch im Netz sorgt sie mit ihren Aussagen bei "Maischberger" für Entsetzen:
Aber noch ein anderes Thema erhitzte Schwarzers Gemüt. Das Selbstbestimmungsgesetz soll die Änderung des Geschlechts beim Standesamt ermöglichen. Das passt Alice Schwarzer nicht. Sie selber setze sich seit 1989 für die Rechte von Transsexuellen ein. Dass aber schon 14-jährige Jugendliche ihre Identität ändern dürfen sollen, kann sie nicht verstehen und stellt sich dagegen. "Man soll es nicht möglich machen, ein Gesetz zu verabschieden, dass schon 14-Jährige zum Standesamt gehen können und sagen: So, ich bin jetzt ein Mann." Ihre transsexuellen Freunde seien ebenfalls schockiert über das Gesetz, so Schwarzer.
"Es gibt aber auch viele transsexuelle Menschen, die nicht deiner Meinung sind", wirft Maischberger ein. Wie erwartet, akzeptiert Schwarzer das nicht. "Ohne scheiß, die sind nicht deiner Meinung", wiederholt die Moderatorin.