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"Markus Lanz": Moderator entsetzt über Stephan Weils Corona-Kommentar

Markus Lanz 25.08.21
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) warnt bei Lanz davor, die aktuelle Lage in Afghanistan mit den Flüchtlingsströmen von 2015 zu vergleichen.Bild: screenshot zdf
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"Markus Lanz": Moderator entsetzt über Stephan Weils Kommentar

25.08.2021, 17:01
alina lackerbauer
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Nach einer kurzen, zweiwöchigen Sommerpause ist Markus Lanz zurück mit seiner Sendung – und in der Zwischenzeit ist viel passiert: Die Taliban haben die afghanische Hauptstadt Kabul eingenommen, dem Westen wird politisches Versagen vorgeworfen und Politiker warnen, dass sich 2015 nicht wiederholen dürfe. Derweil steigen die Corona-Neuinfektionen wieder an, größtenteils gilt bereits die 3G-Regel, teils sogar schon 2G.

Diese Gäste waren am Dienstagabend bei Markus Lanz:

  • Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident Niedersachsens
  • Claudia Peppmüller, Sozialarbeiterin
  • Omid Nouripour (Bündnis 90/Die Grünen), Politiker
  • Alena Buyx, Medizinethikerin

"Die Taliban haben 30 Millionen als Geisel genommen und das ist das größte Desaster, das ich mir vorstellen kann", beginnt Omid Nouripour, außenpolitischer Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, die Diskussion um die aktuelle Situation in Afghanistan. Nach dem 31. August darf niemand mehr den Flughafen verlassen, gab ein Taliban-Sprecher kürzlich bekannt. Bis dahin werde man nicht alle Ortskräfte ausfliegen können, bestätigt Nouripour die Einschätzung von Bundesaußenminister Heiko Maas.

Markus Lanz 25.08.21
Omid Nouripour, außenpolitischer Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, verurteilt den Rückzug der westlichen Länder in Afghanistan.Bild: screenshot zdf

"Ich habe mich geschämt", sagt evakuierte Sozialarbeiterin über ihre Rettung

Eine Gerettete ist Claudia Peppmüller, Sozialarbeiterin der Hilfsorganisation "Friedensdorf International". Erst am 9. August ist sie zum ersten großen Einsatz nach 18 Monaten der Corona-Pandemie wieder nach Afghanistan gereist, um gefährdete und verletzte Kinder medizinisch zu versorgen und nach Deutschland zu fliegen.

Sie beschreibt Kabul wie eine Geisterstadt. Sie blieb nur eine Woche – dann wurde sie mit anderen Helfenden von einer Bundeswehrmaschine evakuiert. "Ich habe mich geschämt. In dem Moment waren dort Menschen, die viel dringlicher raus gemusst hätten als ich. Weil die sich wirklich davor fürchten, getötet zu werden", schildert Peppmüller die Situation am Flughafen.

Wie konnte es zu diesem Desaster, zum amerikanischen Truppenabzug und zur verzögerten Rettungsmission kommen, will Lanz von seinen Gästen wissen? In der amerikanischen Politik habe man entschieden, Innenpolitik zu machen, sagt Nouripour auf den Punkt gebracht. Auch in Deutschland sei das der Fall gewesen.

"Die Botschaft der letzten Monate war: Wir gehen und ihr könnt es nicht."
Omid Nouripour

Auch die SPD hat im Juni gegen den Antrag der Grünen gestimmt, die Ortskräfte aus Afghanistan frühzeitig zu evakuieren. "Ja, natürlich war das ein Fehler. Es ist beschämend", sagt Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, heute. Mehrere Politiker, unter anderem CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet, haben sich in der Debatte um eine einprägsame Chiffre bemüht: "2015 darf sich nicht wiederholen." Das könne man so nicht vergleichen, sagt Weil.

Markus Lanz 25.08.21
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) warnt bei Lanz davor, die aktuelle Lage in Afghanistan mit den Flüchtlingsströmen von 2015 zu vergleichen.Bild: screenshot zdf

Buyx und Weil warnen vor 2015-Vergleich

Fünf Tage vor dem Fall von Kabul hatten diverse Politiker – Horst Seehofer, Olaf Scholz, Franziska Giffey – noch davon gesprochen, dass die Abschiebungen weiter gehen sollen, unterbricht Nouripour. "Weil wir Angst haben vor hohen Flüchtlingszahlen, agieren wir zu spät", so der Grünen-Politiker.

Es mache zudem ethisch einen Unterschied, ob man von Flüchtlingsströmen und geopolitischen Verpflichtungen spricht oder von der Verpflichtung, die besteht, wenn man Ortskräfte seit Jahren an einen Ort in Not schickt, so Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. Deswegen sei das Referenznehmen auf 2015 sehr gefährlich.

"Ich habe schnelle Äußerungen erlebt und erstaunlich wenige wirklich informierte Urteile."
Alena Buyx
Markus Lanz 25.08.21
Medizinethikerin Alena Buyx bei "Markus Lanz".Bild: screenshot zdf

Weil lobt deutsche Corona-Politik – Lanz reagiert entsetzt

Politik müsse deswegen nachvollziehbar und gut erklären, rattert Weil floskelhaft hinunter. Die deutsche Politik habe in der Pandemie ja auch ganz gut abgeschnitten, so der Ministerpräsident. Das deutsche Schulsystem sei gut mit der Herausforderung klargekommen und die Impfung für über 12-Jährige sei schließlich auch politisch beschleunigt worden. Das lässt Lanz nicht auf sich sitzen – das soll gut gelaufen sein?

Buxy springt Lanz zur Seite: Familien würden sich derzeit alleingelassen fühlen, einheitliche Regeln oder Testkonzepte gebe es vielerorts noch immer nicht. In Niedersachsen werden die Kinder mit Selbsttests unter Aufsicht getestet, dieses System habe sich bewährt, so Weil. In Bayern würde man aber mit PCR-Pooltests arbeiten, wirft Lanz ein. "Warum kriegen wir nicht mal das bundesweit hin?" Eine direkte Antwort bekommt er nicht.

Wird es irgendwann einen Lockdown für Nichtgeimpfte geben, will Lanz von Weil wissen. "Ich wünsche es mir definitiv nicht", antwortet dieser. Für eine wirklich eskalierende Situation könne er es aber nicht ausschließen. Die Entscheidung, ob 2G oder 3G, werde aber zunehmend bei privaten Betreibern liegen.

Für Weil endet die Sendung erfreulich: Die SPD ist aus dem Umfragekeller gekrabbelt und hat zum ersten Mal seit 15 Jahren die Union überholt. "Es ist erstaunlich, aber auch erklärlich", bewertet Weil das Ergebnis. Er passe jedoch bei der Frage, wie die Regierungsbildung aussehen wird, falls Olaf Scholz Kanzler wird. Bei dieser Diskussion geben sich die beiden Politiker in der Runde überraschend harmonisch. Rot-Grün könnten sich Weil und Nouripour beide vorstellen. Von den Linken seien beide eher distanziert, Rot-Rot-Grün schließen sie trotzdem nicht aus. "Man müsse aber versuchen zu besseren Lösungen zu kommen", besänftigt Weil.

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