
Harvey Weinstein kommt am New Yorker Supreme Court an. Bild: dpa/Tayfun Coskun
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06.01.2020, 15:3806.01.2020, 17:29
Mehr als zwei Jahre nach Bekanntwerden der
Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Harvey Weinstein startet am
Montag der Prozess gegen den früheren Hollywood-Mogul am Obersten
Gericht des Bundesstaates New York. Doch der Mammut-Prozess hat seine Tücken: So muss Richter James
Burke zunächst eine Jury auswählen, was bei so einem
schlagzeilenträchtigen Prozess mehrere Tage dauern kann – einige
Beobachter gehen sogar von bis zu zwei Wochen aus.
Mehr als 80 Frauen, darunter Hollywood-Stars wie
Angelina Jolie, Ashley Judd, Uma Thurman oder Salma Hayek, haben
Weinstein in den vergangenen Jahren sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
Viele von ihnen werden als Zuschauer im Gericht erwartet. Der
Prozess, der mehrere Wochen dauern könnte, dreht sich aber nur um die
Vorwürfe von zwei Frauen.
Warum wird Weinstein nur in zwei Fällen angeklagt?
Der Anklage zufolge soll Weinstein Mimi Haleyi, eine damalige Angestellte seiner Produktionsfirma, 2006 in seiner New Yorker Wohnung zum Oralverkehr gezwungen haben. Eine zweite, nicht identifizierte Frau, mit der er eine längere Beziehung unterhalten habe, habe er 2013 in einem Hotelzimmer in Manhattan vergewaltigt.
Weinstein wurde allerdings von Dutzenden Frauen des Missbrauchs beschuldigt. 2006 wurden Verjährungsfristen für Vergewaltigung und andere Sexualdelikte im US-Bundesstaat New York zwar aufgehoben, allerdings nur für Taten, die sich nach dem Jahr 2001 ereigneten. Viele andere Übergriffe sind daher mittlerweile verjährt.
Wie geht die Staatsanwaltschaft in der Beweisaufnahme vor?
Die Staatsanwälte müssen juristisch beweisen, dass
Weinstein sich der Vergewaltigung, krimineller sexueller Handlungen
und räuberischer sexueller Übergriffe schuldig gemacht habe. Der
67-Jährige hat immer wieder betont, jegliche Handlungen seien
einvernehmlich gewesen.
Warum ist Weinsteins Anwältin so umstritten?

Bild: imago images
Weinsteins Prozess steht stellvertretend für die gesamte "MeToo"-Debatte – vor Gericht wird er ausgerechnet von einer Frau vertreten: Donna Rotunno ist Expertin in Sexualdelikten, vertrat rund 40 Männer, denen sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden und gilt im Saal als "Bulldogge".
Zynisch: Im Interview mit dem "Wall Street Journal" stellte sie die These auf, Frauen seien für die Entscheidungen, die sie treffen, "selbst verantwortlich" – ein indirekter Schlag ins Gesicht für Weinsteins mutmaßliche Opfer. Zu den beiden Frauen, deren Fälle im New Yorker Gericht zur Verhandlung stehen, sagte sie im CBS-Interview, dass sie stark daran glaube, "Beweise zu haben, die ihn [Weinstein] entlasten werden".
Wer könnte Harvey Weinstein schwer belasten?
Als Zeugin der Anklage ist unter anderem auch "Sopranos"-Schauspielerin Annabella Sciorra geladen, die Weinstein beschuldigt, sie 1994 vergewaltigt zu haben. Diese Vorwürfe sind verjährt, könnten aber helfen, ein Verhaltensmuster nachzuweisen.

"MeToo"-Protestler demonstrieren Ende 2017 in New York.Bild: Getty Images North America
Die Anschuldigungen gegen Weinstein, im Herbst 2017 von der "New
York Times" und dem Magazin "New Yorker" veröffentlicht und später
mit dem Pulitzer-Preis gekrönt, traten die "MeToo"-Bewegung los.
Überall auf der Welt erkannten viele Frauen und auch einige Männer
ihre eigenen Geschichten in denen der Weinstein-Opfer wieder und
begannen, sie unter dem Schlagwort "Metoo" zu sammeln.
Das Spektrum reichte von blöden Sprüchen, unflätigem Verhalten über
Machtmissbrauch bis hin zu jahrelanger Gewalt.
"MeToo"-Bewegung und Missbrauch: Wer wurde bis dato verurteilt?
Aus dem Internet erwuchs daraus zusammen mit der Kampagne "TimesUp" eine mächtige Bewegung gegen
Machtmissbrauch, gegen Gewalt gegen Frauen und für
Gleichberechtigung. Ihre Ausläufer erreichten die letzten Winkel
vieler Branchen und Gesellschaften, zahlreiche auch berühmte Menschen
verloren ihre Jobs – wie etwa der Comedian Louis C.K. oder der
Schauspieler Kevin Spacey.
Als einziger Verurteilter der "MeToo"-Ära
gilt bisher Entertainer Bill Cosby, der seit 2018 wegen sexueller
Nötigung im Gefängnis sitzt. Die öffentlichen Vorwürfe gegen ihn
begannen allerdings schon Jahre vor dem Skandal um
Weinstein.
(dpa/ab)
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