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"Maischberger": Lauterbach rechtfertigt umstrittenes SPD-Foto

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kommt bei "Maischberger" in Bedrängnis.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kommt bei "Maischberger" in Bedrängnis.bild: Screenshot ard
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Bei "Maischberger": Lauterbach rechtfertigt umstrittenes SPD-Fraktionsfoto

07.10.2021, 06:5507.10.2021, 06:58
dirk krampitz
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Die Sondierungen zwischen den Parteien laufen nach der Bundestagswahl auf Hochtouren. Aber an die Öffentlichkeit dringt so gut wie nichts. Sandra Maischberger fragt bei ihren Kommentatoren und Gästen nach. Außerdem geht es um den Herbst mit Corona. Die Gäste diesmal:

  • Cem Özdemir, B’90/Grüne (ehem. Parteivorsitzender)
  • Herbert Reul, CDU (Innenminister Nordrhein-Westfalen)
  • Karl Lauterbach, SPD (Gesundheitspolitiker)
  • Andreas Gassen (Vorsitzender Kassenärztliche Bundesvereinigung)
  • Florian Schroeder (Kabarettist)
  • Katharina Hamberger (Korrespondentin im Hauptstadtstudio)
  • Rainer Hank ("FAZ"-Kolumnist)
Cem Özdemir glaubt an eine schnelle Einigung in den Koalitionsgesprächen.
Cem Özdemir glaubt an eine schnelle Einigung in den Koalitionsgesprächen.bild: Screenshot ard

Koalitionsverhandlungen: Özdemir optimistisch

Der ehemalige Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, ist nicht Teil des Sondierungsteams seiner Partei. Es gab Kritik, dass niemand mit Migrationshintergrund dabei ist. Der Schwabe mit türkischer Migrationsgeschichte kommentiert das nicht. Wenn er etwas zu sagen habe, werde er das direkt tun und nicht im Fernsehen, versichert er. Aber: "Es ist auf jeden Fall Zeit, dass die nächste Regierung die gesellschaftliche Vielfalt abbildet."

Wer will, kann da Kritik heraushören. Aber ansonsten gibt sich Özdemir alle Mühe, sich möglichst wenig in die Karten gucken zu lassen. Die Grünen gingen "ergebnisoffen in die Gespräche mit der SPD herein". "Wenn sie sich nicht bewegt, werden wir mit der CDU reden." Wo denn die rote Linie seiner Partei sei, will Maischberger wissen. Doch er blockt ab. "Wir führen keine öffentlichen Sondierungsgespräche oder Koalitionsgespräche."

"Jeder will so viel von der eigenen Erzählung wie möglich reingeben. Am Ende geht es doch darum, dass wir für vier Jahre etwas brauchen, wo sich alle als Sieger sehen. Für uns ist die Ökologie sehr wichtig, gemeinsam mit der FDP ist uns die Modernisierung des Landes, das Thema Digitalisierung, sehr wichtig. Für die SPD ist die soziale Gerechtigkeit sehr wichtig. Da kann man doch eigentlich eine schöne Erzählung drum herum bauen."
Cem Özdemir

Am Ende wisse doch jeder, wo der andere Spielraum habe und wo nicht. "Es ist nicht wie Armdrücken, ich besiege den anderen nicht. Sonst regiere ich nicht vier Jahre erfolgreich. Gehen sie mal davon aus: Am Ende werden wir eine gemeinsame Vereinbarung haben", beruhigt er die Moderatorin.

Insgesamt geht er von einer Klärung noch vor Weihnachten aus. "Weil alle Beteiligten ein Interesse haben, dass wir zügig verhandeln."

CDU-Politiker will nicht spekulieren

Eigentlich ist es ein Doppelinterview mit Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul, aber Maischberger verabschiedet den zugeschalteten CDU-Politiker überraschend schnell wieder aus dem Gespräch. Davor will sie ihn aber noch zu Spekulationen überreden: Von FDP und Grünen gab es Beschwerden, dass aus Verhandlungen mit der CDU Details nach außen gedrungen sind. Wer denn da plaudere, will Maischberger wissen. Jens Spahn etwa, der sich in Stellung bringen will? Oder die CSU? "Man hat Vermutungen, aber es hilft ja nichts", gibt Reul zu. Sagen will er eigentlich nichts. Nur so viel:

"Es muss auf jeden Fall jemand sein, der seine eigenen Karrierepläne über die Idee stellt, wie Deutschland vier Jahre regiert werden soll."
Herbert Reul
Maischberger (re.) mit ihren Kommentatoren Rainer Hank, Katharina Hamberger und Florian Schroeder (v. li.)
Maischberger (re.) mit ihren Kommentatoren Rainer Hank, Katharina Hamberger und Florian Schroeder (v. li.)bild: screenshot ard

Für Kabarettist Florian Schroeder sieht alles nach der Ampel-Koalition für die nächsten vier Jahre aus. "Schon alles klar eigentlich." Die CDU sei jetzt in einem so schlechten Zustand wie die SPD 2005 nach dem Abschied von Bundeskanzler Schröder. "Ich glaube, dass da ganz furchtbare Jahre bevorstehen können", sagt er mitfühlend.

Hauptstadtstudio-Korrespondentin Katharina Hamberger glaubt: "Noch ist alles offen". Nur Markus Söder habe sich mit seinen Äußerungen schon "in den Oppositionsmodus geschaltet und indirekt Armin Laschet die Tür gewiesen". Den größten Knackpunkt vermutet sie in der Steuer- und Finanzpolitik. "Da habe ich ehrlich gesagt noch nicht die Vorstellung, wie das zusammengeht."

"FAZ"-Kolumnist Rainer Hank glaubt, das sich die FDP die CDU nur noch "als Druckmittel" warmhält. Markus Söder trage "maßgeblich zur Zerlegung der Union bei" und bringe sich selbst gleichzeitig in Stellung für die nächste Bundestagswahl.

Andreas Gassen und Karl Lauterbach sind ziemlich gegensätzlicher Meinung.
Andreas Gassen und Karl Lauterbach sind ziemlich gegensätzlicher Meinung.bild: Screenshot ARD

Maischberger lässt bei Lauterbach nicht locker

Die Wahlen haben die Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen deutlich in den Hintergrund geschoben. Fast konnte man den Eindruck bekommen, die Pandemie laufe langsam aus. Doch es gibt einen zuverlässigen Mahner, der ein Vergessen nicht zulassen würde: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.

Und so gab es dieses Foto der SPD-Bundestagsfraktion, auf dem von 206 Abgeordneten nur einer eine Maske trug: Karl Lauterbach. Als Sandra Maischberger ihn darauf anspricht scherzt er: "Da habe ich wohl einen Fehler gemacht." In Wahrheit war er der einzige, der sich korrekt verhalten hat. Im Bundestag herrscht Maskenpflicht. Bis zu 5000 Euro beträgt die Strafe bei Missachtung. Maischberger rechnet schnell durch, dass das Foto die SPD eine halbe Million Euro kosten könnte. Aber Lauterbach sieht das in diesem Fall nicht so eng. Es sei ja nur ein kurzer Augenblick gewesen, behauptet er.

Aber Maischberger widerspricht ihm: "Das stimmt nicht. Wir haben das Bild in bewegt…", und dann spielt sie den Film ein. Man sieht, die Abgeordneten klatschen, und wow-en als Olaf Scholz kommt. Man sieht aber auch, dass sie die Masken offenbar bei der Hand hatten und nur fürs Foto abgenommen hatten. Es ist Auslegungssache. "Das ist ein Superspreader-Event", provoziert Maischberger. "Das wäre es, wenn da laut gesungen worden wäre", sagt Lauterbach. "Soll ich Ihnen nochmal den Ton vorspielen?", fragt Maischberger. Und Lauterbach gibt zu: "Es war nicht vorbildlich, das war nicht der geschickteste Moment."

Corona: Kommt die 4. Welle?

Denn für ihn fest: "Leider ist Corona nicht vorbei, wir haben noch einen schwierigen Spätherbst und Winter vor uns. Wir werden nochmal eine vierte Welle bekommen, die nicht ohne ist."

Es ist eine interessante Konstellation, die Maischberger sich da ins Studio geladen hat. Denn Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, kommt der SPD-Foto-Fauxpas sehr gelegen: "Ich sehe das Infektionsrisiko gegen null", sagt Gassen. Gassen hat vor drei Wochen einen "Freedomday" gefordert, an dem alle Einschränkungen fallen. "Irgendwann muss man sagen: Das kann nicht endlos so weitergehen." Man könne nicht einfach Geimpfte weiter einschränken, nur weil einige nicht geimpft sind, es aber auch nie beabsichtigen zu tun, findet der Facharzt für Orthopädie.

"Man muss mal ein bisschen runterkommen, es ist nicht Ebola."
Andreas Gassen

Gassen zieht eine Studie des amerikanischen Gesundheitswissenschaftlers und Statistikers Forscher John Ioannidis heran, nachdem die Sterberate geringer sei als man bisher gedacht habe.

Ioannidis ist ein rotes Tuch für Lauterbach. Er sei "in der Fachwelt nicht extrem umstritten, sondern extremst umstritten" und am Ende ein "Verharmloser der Krankheit". Für Lauterbach steht fest, dass man auf die Maßnahmen erst ab einer Impfquote von 85 Prozent verzichten kann.

Für wohl keinen anderen Politiker hat die Pandemie einen solchen Popularitätsschub gebracht wie für ihn. Jetzt, da es vermutlich eine Regierung unter Führung der SPD geben wird, gibt es für den SPD-Gesundheitsexperten die realistische Chance, Gesundheitsminister zu werden. Ob er schon mit Olaf Scholz darüber gesprochen habe, will Maischberger wissen. "Wenn es so wäre, würde ich es nicht ausplaudern", sagt Lauterbach, lässt sich dann aber noch zu einer vergleichsweise deutlichen Aussage hinreißen:

"Dass ich in diesem Bereich schon lange arbeite, ist bekannt. Wenn jemand gesucht würde, der etwas Erfahrung hat, würde ich darüber nachdenken."
Karl Lauterbach
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