Für viele junge Menschen dürfte das Radio gegenüber individuell kuratierten Spotify-Playlists oder dem Lieblingspodcast als ein Relikt aus analogen Zeiten erscheinen. Und dennoch leistet sich die ARD gleich neun Radiosender, die Menschen unter 30 als Zielgruppe hat. Dazu zählt etwa 1Live vom WDR, Puls vom BR oder Dasding vom SWR.
Das Jugendangebot könnte allerdings bald schrumpfen. Denn die Bundesländer haben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk einen harten Sparkurs verordnet. Mindestens 16 der insgesamt 69 Radioprogramme sollen gemäß dem Reformstaatsvertrag bis Anfang 2027 wegfallen.
Am Mittwoch gab die ARD bekannt, dass sich die Intendant:innen der neun Landesrundfunkanstalten auf eine "Radiostrategie" geeinigt hätten, die den Vorgaben der Politik Rechnung tragen soll. Zu Details hielt sich die ARD aber weitgehend zurück, präsentierte aber dennoch drei Maßnahmen.
Demnach sollen vornehmlich Programme gestrichen werden, die über DAB+ verbreitet werden. Außerdem sollen thematisch ähnlich gelagerte Sender zusammengelegt werden. Ferner soll die ARD Audiothek gestärkt werden. Es werde geprüft, welche Genres digital deutlich aufgewertet werden können, um ihre Ausstrahlung über Funk im Gegenzug einzustellen.
Was das für die einzelnen Sender konkret bedeutet, hat die dpa in einer Umfrage unter den neun ARD-Häusern ergründet. Demnach sollen die jungen Wellen Dasding (SWR), You FM (HR) und Unserding (SR) unter dem Leitgedanken "gemeinsam geiler" zusammengelegt werden. Laut HR gebe es noch Gespräche, wie das konkret aussehen soll.
Eine weitere Kooperation soll es ab 2027 zwischen den Informationssendern SWR Aktuell und HR Info geben. Der SR strebt ebenfalls eine Kooperation für das deutsch-französische Inforadio AntenneSaar an.
Die Profile der drei WDR-Jugendsender 1Live, 1Live Diggi und Cosmo sollen der nordrhein-westfälischen Rundfunkanstalt zufolge "geschärft und aufeinander abgestimmt sein." Das Maus-Radio soll künftig ausschließlich online und nicht mehr über das Radiogerät empfangbar sein.
Die Digital-Programme NDR Info Spezial, NDR Schlager und NDR Blue fallen voraussichtlich Ende 2026 weg. Programm-Inhalte soll es aber weiterhin geben. Auch die Sender MDR Klassik, MDR Schlagerwelt und MDR Tweens sollen ab 2027 nicht mehr über Funkwellen verbreitet werden, aber dennoch weiterhin Inhalte produzieren.
Beim RBB und Radio Bremen sollen nach aktuellem Stand alle Hörfunkwellen erhalten bleiben. Der BR hat noch keine Ergebnisse, die kommuniziert werden können.
Nach den Reformplänen der Bundesländer sollen die Landesrundfunkanstalten nur noch jeweils vier Radiowellen betreiben dürfen, pro sechs Millionen Einwohner:innen im Sendegebiet eine weitere.
Der Reformstaatsvertrag wurde inzwischen von allen Ministerpräsident:innen unterzeichnet. Nun muss er von den 16 Landesparlamenten ratifiziert werden, damit er wie geplant zum 1. Dezember in Kraft treten kann.
Neben der Reduzierung der Hörfunkprogramme sieht die Reform eine Zusammenführung der Fernsehsender 3sat und Arte vor. Außerdem sollen drei weitere TV-Spartensender wegfallen.
(Mit Material von dpa)