In Zeiten von Digitalisierung, Globalisierung und demographischem Wandel wird die Veränderung in der typisierten Arbeitswelt stetig geprägt. In den letzten Jahren hat bereits eine enorme Transformation am Arbeitsplatz stattgefunden. Diese Entwicklung verläuft exponentiell. Welche Herausforderungen und Veränderungen die Zukunft der Arbeit bringen könnte, bespricht Markus Lanz in dieser Sendung mit seinen Gästen. Besonders spannend wird es bei der Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen.
Heute im Studio anwesend:
Unter den drei anwesenden Gästen sind gespaltene Ansichten zur Begrifflichkeit "Arbeit" wahrzunehmen. Richard David Precht greift den historischen Aspekt auf und kritisiert, dass zwei unterschiedliche Bedeutungen von Arbeit aus der Antike heute zu einem Ganzen verschmolzen seien und die Arbeit, die man heute kenne, existiere erst seit ca. 200 Jahren. Davor habe es zwei Gruppen gegeben, in der einen habe man hart geschuftet und in der anderen habe man Ideen verwirklichen können.
Die Ökonomin Monika Schnitzer hinterfragt die Äußerungen ihres Sitznachbars und macht deutlich, man habe "immer gearbeitet, egal wie es genannt wurde. Menschen mussten für ihr Dasein aufkommen und sie mussten dafür etwas tun, sie mussten als Sammler oder Jäger unterwegs sein."
Auch vor der Einführung des Geldes als Tauschmittel sei das Arbeit gewesen. Die Ingenieurin Kenza Ait Si Abbou stimmt ihr zu, indem sie ein Beispiel anführt, mit dem sich insbesondere Mütter identifizieren können: "Zuhause arbeiten ist ebenfalls arbeiten, wird nur nicht bezahlt." Weiter stellt sie die These auf, dass Menschen etwas mit Arbeit verbinden würden, wenn es mit Bezahlung assoziiert ist.
Die Pandemie habe die Arbeitsatmosphäre weltweit verändert. In der Sendung wird per Einspieler gezeigt, wie ein Roboter als Kellner in einem Restaurant eingesetzt wird. Besonders Markus Lanz und Richard David Precht reagieren entsetzt. Was müsse man tun, um die Kellner wieder zurück an ihre Arbeitsplätze zu bekommen, fragt der Moderator bei Monika Schnitzer nach. Die Roboter seien bedeutsamer Teil der Zukunft, schildert sie. Für reale Arbeitskräfte in der Gastronomie, müsse man bereit sein, mehr zu entlohnen und faire Arbeitsbedingungen zu schaffen. Richard David Precht schließt sich dieser Aussage an und lässt verlauten, dass harte und aufopferungsvolle Arbeit sehr schlecht bezahlt werde.
Erneut wird ein Einspieler in der Sendung gezeigt, in dem Roboter in einem Amazon Warenhaus dargestellt werden. Diese Roboter sortieren selbstständig Pakete und fahren von Lager zu Lager. Durch solche transformierenden Prozesse würden um die 10.000 Jobs wegfallen, so Lanz. Diese Aussage bestätigt auch Monika Schnitzer. Sowas habe es aber immer gegeben, selbst vor 100 Jahren, als die Rate der Landwirtschaftsarbeiter bei knapp 40% gelegen hätte und sich heute im einstelligen Bereich wiederfindet: und zwar bei 2%. Die 38% der Menschen liegen heute aber nicht auf dem Sofa liegen, sondern arbeiten etwas anderes, berichtet Schnitzer.
Neue Techniken seien erfunden worden, welche gewisse Jobs überflüssig gemacht hätten, aber somit für neue Arbeitsstellen gesorgt hätten. Kenza Ait Si Abbou stimmt mit dieser Auffassung überein und fügt hinzu, dass man Arbeitsstellen ganz oft automatisieren müsse, weil die Arbeitskräfte fehlen würden. Der Prozess sei nicht nur "reaktiv sondern auch präventiv".
Ein Busfahrer, der von einem selbstfahrendem Bus ersetzt wird, werde in der Regel nicht plötzlich zum Big Data Analyst, führt Precht als Beispiel an. Mit der heranwachsenden künstlichen Intelligenz, könne der Mensch nicht mehr mithalten. Die Patentlösung, dass automatisch neue Arbeitsplätze entstünden, würde nicht mehr greifen. Schnitzer widerspricht und erläutert die Möglichkeit der Menschen, immer neue Jobs finden zu können. An dieser These hält sie fest, wiederholt dies des Öfteren und stößt damit auf Nachfragen des Moderators, die nicht konkret beantwortet werden.
Eindeutige Meinungen zu der Konzeptidee, welches die Existenz aller Bürger in Deutschland sichern soll, gibt es insbesondere vom Philosophen Richard David Precht und der Ökonomin Monika Schnitzer. Diese Meinungen wirken wie Gegenpole und damit repräsentieren die Disziplinen, aus denen sie beruflich kommen. Precht fordert das bedingungslose Grundeinkommen und nennt soziale Gründe wie die Existenzsicherung unterer Sozialschichten und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung.
Währenddessen ist Schnitzer davon überzeugt, das Projekt ließe sich finanziell nicht durchsetzen. Sie spricht von 900 Milliarden Euro, welche für die Realisierung notwendig wären. Das Bundesetat läge bei ungefähr 350 Milliarden Euro. Somit würde die Rechnung nicht aufgehen, schildert sie. Außerdem würde eine „Ungleichbehandlung“ entstehen: Die Miete in München gleiche nicht der auf dem Land oder die vermeintliche Gegebenheit, dass eine Lebensgemeinschaft, wie eine WG oder eine Paarwohnung, von dem bedingungslosen Einkommen profitieren würde.
Die „Ungleichbehandlung“, welche von Schnitzer dargestellt wurden, nennt Precht „Mikroungerechtigkeiten“ und definiert seine Ungleichbehandlung in Form einer modernen Ausbeutung: "Leute sind gezwungen Arbeiten zu machen, die sie beim besten Willen nicht machen wollen, weil man ihnen sonst noch den geringen Satz, den sie vom Staat kriegen, auch noch kürzt." Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen könne man unter "Gerechtigkeitssichtpunkten" sehr viel Gerechtigkeit einführen, verrät Precht.
Das bedingungslose Grundeinkommen sei keine Alternative zum Arbeiten, sondern die Alternative zum Arbeitszwang, macht Precht schlussendlich deutlich und stellt sich erneut gegen Schnitzer, die das bedingungslose Grundeinkommen mit Arbeitslosigkeit verbindet.
Zum Schluss der lebendigen Debatte über unterschiedliche Themen, die aber doch zusammenhängend bei der Transformation der Arbeitswelt einspielen, spricht sich Monika Schnitzer für einen späteren Rentenstart aus. Man bräuchte diese Fachkräfte nämlich. Auf die Frage von Moderator Lanz, wer denn noch 67- Jährige beschäftigen würde, antwortet sie mit Verwaltungen und Schulen. Lanz und Precht reagieren darauf leicht entsetzt und hinterfragen die Sinnhaftigkeit davon, wenn die Welt so aussehen würde. Daraufhin ergreift Richard David Precht das Wort und nennt die Vorstellung der Ökonomin eine "Paradoxie".