Schluss mit Gruppenkuscheln! Das Urlaubsparadies Coconut Island ist für die 20 Recall-Kandidaten von "Deutschland sucht den Superstar" (RTL) definitiv keine Friendzone mehr. In der Luxusvilla krachte es und am Beach bröckelten die Stimmen. Für einen besonderen Moment der Ergriffenheit reichte es trotzdem.
Katja Krasavice nimmt die "DSDS"-Sache ernst, sich selbst aber nicht allzu sehr. Als sie von einer Darbietung ganz besonders entzückt war, seufzte sie: "Deine Stimme ging ganz tief in mein Herz, durch das ganze Silikon durch." Es gab nicht viele dieser wunderbaren Gesangsmomente. Dieter Bohlen an anderer Stelle: "Wenn es rein nach dem Ohr geht, müsstet ihr alle nach Hause fahren."
Der Pop-Titan meinte auch: "Manche haben es anscheinend immer noch nicht begriffen, worum es hier geht." Da hatte er recht, denn die bunte, noch 20-köpfige Kandidatenschar wirkte auf Phuket angekommen wie eine Horde Spätpubertärer auf Klassenausflug. Dass es tatsächlich um einen Wettbewerb geht, merkte man vor allem daran, dass sich Neid und Missgunst breit machen.
Die gute Nachricht, dass Tatjana Ivanovic und Olga Levit doch noch ihre Visa-Probleme überwinden und verspätet einfliegen konnten, wurde nicht bei allen als solche gewertet: "Das ist unfair, dass die eine Runde pausieren durften und jetzt einfach so einsteigen", maulte etwa Rose Ndumba. Wofür sie vom Titan humorlos abgekanzelt wurde: "Das ist Kinderkacke." Die Konzentration aufs Wesentliche – die eigene Leistung – fiel etlichen schwer.
Monika Gajek, mit Nachzüglerin Olga Gesangspartnerin von Rose, gefiel der zugeteilte Song "Snap" von Rosa Linn nicht ("Der ist langweilig, eintönig."). Das Trio war generell "abgef..ked" und wollte einen Songtausch erwirken, geriet da bei Vocal Coach Juliette Schoppmann aber genau an die Falsche: "Ich will mehr Kampfgeist und weniger Beschwerden. Ihr vergeudet eure Energie."
Angesichts des Stresses, den sich das Trio vor dem Auftritt machte, war die Performance dann zur großen Überraschung schwungvoll, kreativ und insgesamt eine gute Gruppenleistung. Monika stach heraus. "Du warst mit Abstand die Beste. Dein Geschluchze hätte ich gerne aufgenommen", meinte Dieter, "das klang echt geil."
Songprobleme hatten auch Lawa Baban, Dilara Sabahat und Tatjana Ivanovic bei "Hold My Hand" von Lady Gaga. Da war es vor allem Tatjana, die nölte. Um die Gruppenharmonie herzustellen, tauschte Dilara mit ihr den Part und versuchte sie zu trösten. "Wetten, dass Pietro sich freut, dass du wieder da bist und dich lobt?" Tatjana schlug ein: "Um 100 Euro." Das Ende vom Lied: Dilara behielt recht!
Pietro lobhudelte Tatjana beinahe exakt mit den von Dilara vorausgesagten Worten – und Dilara wurde von der Jury als "verwirrt" und "wuschig" kritisiert. Ihre "Opferbereitschaft" wurde von der Jury nicht belohnt. Sie war am Ende eine von fünf, die nach Hause geschickt wurden. Hoffentlich steht Tatjana wenigstens zu ihrem Wort und packt Dilara einen Hunderter ins Handgepäck.
In der Villa hing der Haussegen vor allem zwischen den beiden extrovertierten Fatih "Flamingo" Yüksel und Lawa Baban massiv schief. Beide hielten sich gegenseitig vor, vor allem auf Follower und Sendezeit zu schielen. Der Streit gipfelte in Lawas Worten so: "Wir sind hier doch nicht bei einer Reality-Show." Da hat sie Einblick, schließlich war sie schon bei "Temptation Island" aktiv.
Die Performance beider litt natürlich. Lawa hatte Textaussetzer, brachte Pietro Lombardi aber trotzdem an den Rand einer Gänsehaut. Sie wird auf jeden Fall das Rennen um die Sendezeit gewinnen. Denn Lawa kam eine Runde weiter, Fatih aber nicht. Er schied am Ende im Direktvergleich gegen seinen Buddy Peris Grigoriadis aus. Die beiden haben viel gemeinsam. Vor allem sind beide, so Dieter Bohlen, "nicht die besten Sänger hier". Trotzdem bekam Peris – schon wieder – "eine allerletzte Chance".
Andere Talente, andere Probleme: Bei Marleen Schäfer, Natalie Nock und Aileen Sager knirschte es, weil sich bei der Zuteilung der Gesangspassagen jeder das liebste Sahnehäubchen rauspicken wollte. Am Strand knirschte es dann bei Marleen, als ihr bei "Dirty Dancing" (Glockenbach) Kollegin Aileen, wohl versehentlich, tonal in ihren Solopart grätschte.
Da war Marleen mächtig angepisst. Und bekam mächtig Schimpfe: "Marleen, du warst hier die beste Sängerin", meinte Dieter, "und zeigst erst mal, dass du scheiße drauf bist. Das ist Showbiz! Das interessiert niemanden, wenn dir da jemand in deinen Part singt." Pietro ergänzte: "Konzentrier dich auf deine Stimme und nicht den Quatsch daneben."
Am besten sind viele Kandidaten bei den Ausreden. "Wir kannten den Song nicht", "Wir hatten zu viel Text". Wenige sind so drauf wie Sem Eisinger und David Leischik. Deren Motto: "Lernen, sich konzentrieren und das Beste geben." Beide führte es zu Lob und in die nächste Runde. "Das war gigantisch", jauchzte Dieter. "David, ich hab dich noch nie so gut gehört. Total geil." Sem wurde von Pietro attestiert, er sei "das beste Gesamtpaket."
Das Gegenstück bildete das Trio mit Flamingo-Fatih, Peris und Drama-Queen Jill Lange. Da war es ausgerechnet Jill, die ja auch gerne über alle möglichen Umstände hadert, die zum Vorbild avancierte. "Du warst als Einzige im Takt und hast die anderen gerettet", meinte Katja. Jury-Kollegin Leony relativierte: "Ihr seid die Gruppe mit den meisten Texthängern und den meisten Ausreden, warum wieder mal was nicht geklappt hat." Da musste Jill gar bitter greinen. Die Tränen werden schnell trocknen, sie kam weiter.
Das kann man von Isa Berisha und Sidan Yilmaz nicht behaupten. Beide scheiterten gemeinsam mit Felix Gleixner an "Shape of You" von Ed Sheeran. "Der Song war zu groß für euch", urteilte Dieter, bekennender Ed-Sheeran-Fan. "Der Tonumfang hat euch gekillt." Felix zog sich nur deshalb aus der Ausscheide-Affäre, weil er "Personality" (Katja) und "Lockerheit" (Pietro) präsentierte.
Isa nahm sein Aus gefasst. "Ich war heute schlecht, aber ich weiß, dass ich ein krasserer Sänger bin als viele hier." Sidan war geschockt über sein Aus. Und das mit Recht, wenn man bedenkt, wie er in den Vorwochen ablieferte und wie schräg sich einige andere Weiterkommer anhörten.
Die Fünfte im Bunde der Ausscheider war Nachzüglerin Olga – auch eine harte Entscheidung. Auch sie verpasst die "Königsdisziplin" (O-Ton Dieter). Nächste Woche werden nämlich Duette gesungen. Und die Nachwuchstalente dürfen sowohl Partner als auch Songs selbst auswählen. Wenn das mal gut geht.