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"heute-show": Hollands Erfolgsgeheimnis gelüftet

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Die "heute-show" war mit einem Spezial auf Sendung: Energie tanken an der Ladestation? Lutz van der Horst und Fabian Köster (rechts) warten auf Energienachschub.Bild: ZDF
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"heute-show" lüftet Erfolgsgeheimnis unserer Nachbarn: "In Holland gibt es keine Auto-Lobby"

Wo stehen wir nach 16 Jahren Klima-Kanzlerin Merkel? Lutz van der Horst und Fabian Köster gingen fürs "heute-show spezial" (ZDF) der Frage nach und kamen zum Ergebnis: bei Energiewende und Mobilitätskonzept jedenfalls nicht da, wo es wünschenswert und nötig wäre.
26.06.2021, 18:41
Jürgen Winzer
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Echte Außenreporter schreckt auch die verordnete "heute-show"-Sommerpause nicht. Also tuckerten die ZDF-Wadlbeißer Lutz van der Horst und Fabian Köster (natürlich energievorbildlich mit dem E-Auto) durch die Republik (und sogar ins Nachbarland Niederlande) und legten im Gespräch mit Fachleuten und Politikern den Finger in klafffende Wunden der Klimapolitik.

Windräder zum Beispiel sorgen bei Gegnern für entzündete Augen und heiser gekeifte Kehlen. Dabei seien die 29.000 Windräder, die derzeit auf deutschem Land stehen viel zu wenig, um die amtlichen Klimaziele (65 Prozent erneuerbare Energie bis 2030) erreichen zu können. Hierfür müsste die jährliche Gigawattleistung um acht Prozent stiegen – tat es 2020 aber nur um 1,4 Prozent. Resümee:

"Windräder sind so knapp wie Impfstoff. Man könnte meinen, die seien auch von Jens Spahn bestellt worden."

Ist der Wespenbussard wichtiger als saubere Energie?

Dabei sei Spahn gar nicht schuld, sondern die Bürokratie, die Politik und die Bürger. Die Bürokratie, weil es fünf Jahre dauert, bis man überhaupt eine Genehmigung bekomme. Die Politik, weil sie kontraproduktiv arbeite. In Bayern etwa führte Horst Seehofer (CSU) 2014 die sogenannte "10H-Regelung" ein. Die besagt, dass Windräder einen "Mindestabstand vom Zehnfachen ihrer Höhe zu Wohngebäuden" haben müssen. Mit dem Ergebnis, dass die für Windräder nutzbare Fläche auf 0,25 Prozent sank – und das im flächenmäßig größten Bundesland. Dabei sollten insgesamt zwei Prozent der Fläche bewindradet werden.

Um die theoretisch verbliebenen Flächen entbrennt immer wieder Streit. Die einen wollen's, die anderen eben nicht. Es geht um Arten- und Naturschutz. Ist der Wespenbussard wichtiger als saubere Energie? In Ebersberg (Bayern) führte der erbitterte Streit zum Bürgerentscheid. Letztlich stimmten 53 Prozent pro Windräder. Landrat Niedergesäß (CSU) vermeldete froh: "Wir gehen jetzt in die Planung von fünf Rädern."

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Lutz van der Horst (links) stieg im "heute-show spezial" der Windkraft aufs Dach.Bild: ZDF

Söder hat mehr Bäume umarmt, als Windräder aufgebaut

In Bayern geht viel Gegenwind für die Windräder von der CSU aus. Köster fragte den bayerischen Vize-Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler), woher das komme. Aiwanger berichtete von "lauten Bürgerinitiativen, in denen dann bei näherem Hinsehen" der eingefleischte Atomkraft- und Kohlekraftwerkbefürworten zum Windkraftgegner werde, weil ihm plötzlich das Wohlergehen der Vögel am Herzen liege.

2020 wurden in Bayern nur drei Windräder genehmigt. Kösters hämischem "Söder hat mehr Bäume umarmt, als Windräder aufgestellt" konnte Aiwanger nicht widersprechen. "Klar, das dauert auch nicht so lange." Aiwanger forderte seinen Ministerpräsidenten auf, dafür zu sorgen, dass "wir 10H wegbekommen". Gleichzeitig meinte Aiwanger: "Ich weiß, du (Söder) bist gar nicht der Hemmschuh, aber deine zweite und dritte Reihe ist dagegen."

In Fuchstal (ebenfalls Bayern) stehen seit Jahren vier Windräder. Bürgermeister Karg hat sie durchgeboxt. Mittlerweile sind alle Bürger zufrieden – denn sie sind beteiligt. "Lohnt es sich?", fragte Lutz van der Horst. "Wir haben in den ersten fünf Jahren 46 Prozent der Einlagen ausbezahlt." Das schürt weiteres Interesse, deshalb sollen noch mal drei gebaut werden. Karg: "Aber sagen Sie's nicht weiter!"

Egal, ob "Verbenner oder Elektro" - es gibt zu viele Autos

Wie geht es weiter im Verkehr? Bei aktuell 48 Millionen Pkw auf den deutschen Straßen, so das "heute-show"-Team, sei nicht die Frage "Verbrenner" oder "Elektro", sondern: Wie bekommen wir weniger Autos auf die Straße? Beziehungsweise: Womit sonst mobil sein?

Die potenzielle Lösung "Fahrrad" werde in Deutschland noch nicht so dolle gefördert. Nur ein Prozent seines Budgets investiere das Verkehrsministerium in Radwege. Diagnose "heute-show": Beim Thema "Rad" denken die Politiker halt nur "Allrad". Beim Nachbarn Holland ist das anders. Lutz van der Horst besuchte den Verkehrswissenschaftler Dirk Bussche im Fahrradparadies Nijmwegen, wo highwayartige zweispurige (!) Radwege zum entspannteren Cruisen laden. Holland radelt: 25 Prozent aller Wege werden per Rad zurückgelegt, in Deutschland sind es elf Prozent.

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Lutz van der Horst (rechts) und Fabian Köster präsentierten ein etwas anderes EM-Studio.Bild: ZDF

Man könne nicht einfach von einer niederländischen Kleinstadt auf eine deutsche Großstadt Konzepte kopieren, verteidigte Franziska Giffey, Bundesfamilienministerin und Ex-Bezirksbürgermeisterin von Neukölln, sich und ihre Stadt Berlin. Die ist, so Fabian Köster, Europas gefährlichste Fahrradstadt.

Holland ist Fahrradparadies – da gibt's auch keine Auto-Lobby!

Ein Kopieren erscheint in der Tat hanebüchen. Denn dann würde man ja – wie man es in Nijmwegen tut – auf die direkten Bedürfnisse der Einwohner eingehen und deren Ideen und Anregungen prüfen und umsetzen. Klingt geradezu pervers! Van der Horst fragte Bussche: "Wo nehmen Sie denn den ganzen Platz für die Radwege her?" Busche: "Ich frag mich immer, wo ihr Deutschen den Platz für die Autostraßen hernehmt."

Woran liegt's, dass Holland so radfreundlich ist? Bussche führte ins Feld, dass die Bewohner irgendwann die Nase voll hatten von tausend im Straßenverkehr von Autos getöteten Kindern pro Jahr. Außerdem: "In Holland gibt es keine Autoindustrie, das heißt auch: keine Lobby gegen die Radfahrer."

Brutaler Rückschlag für ARD-Serie: "Mord mit Aussicht" verliert ein Viertel des Publikums

Am 16. April startete die fünfte Staffel der ARD-Serie "Mord mit Aussicht". Der Sender gab dazu an: "Es hätte alles so schön werden können für Kommissarin Marie Gabler (Katharina Wackernagel): zurück nach Köln, zurück in ihren alten Job, zurück ins alte Leben – stattdessen muss sie ihre Rückkehr in die Großstadt noch etwas verschieben." Aber auch in der Eifelgemeinde Hengasch habe Marie Gabler alle Hände voll damit zu tun, die kleinen Schönheitsfehler dieses Idylls aufzudecken, hieß es weiter.

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