Bild: www.imago-images.de
TV
Es war nur eine Szene – doch sie prägte die öffentliche Fernseh-Debatte tagelang. Worum geht's? Natürlich um Luke Mockridge und seinen Auftritt im ZDF-"Fernsehgarten".
Nachdem der Comedian Witze über das ältere ZDF-Publikum, das da gerade vor ihm saß, gemacht hatte, wie ein Affe auf der Bühne herumgesprungen war und schließlich von Moderatorin Andrea Kiewel unterbrochen und verbal zerlegt wurde, fragte sich TV-Deutschland: Was sollte das denn bitte? Und wusste das ZDF vorab, was Mockridge plante?
Schnell stellte sich der Verdacht ein: Mockridge betrieb hier offenbar ziemlich dreiste Promo für seine neue Sat.1-Sendung "Greatnightshow". Die genauen Hintergründe blieben unklar. Bis zum Freitagabend. Da nämlich feierte die neue Show Premiere und Mockridge klärte auf: Die Gags haben sich allesamt Kinder im Grundschulalter ausgedacht.
Was wusste das ZDF über den Mockridge-Auftritt?
Sat.1 zeigte einen Einspieler mit allerlei Backstage-Material, gefilmt von Mockridges Team. Das ZDF hatte schon nach dem Eklat bekanntgegeben, dass Mockridge mit einem eigenen Social-Media-Team angereist war. Das sei auch abgesprochen gewesen – im Gegensatz zum Inhalt des Auftritts, so der ZDF-Showchef vor einigen Wochen.
Dieses Dementi des ZDF war nötig geworden, weil die "Bild"-Zeitung zuvor einen Produktionsmitarbeiter mit den Worten zitiert hatte, dass mehrere Mitarbeiter vor Ort angeblich gewusst hätten, was Mockridgte plante. "Sehr viele waren informiert. Außer Andrea Kiewel."
Der Einspieler zeigt nun ein paar Schlüsselmomente zwischen Mockridge und dem ZDF-Team am "Fernsehgarten"-Set. Es zeigt sich: Wenn das ZDF vor seinem Auftritt genau hingehorcht hätte, hätte es womöglich ahnen können, dass Mockridge etwas im Schilde führt. Aber offen darüber geplaudert, das scheint der Comedian nicht getan zu haben.
Mockridge zeigte dem ZDF-Team sein Spaß-Shirt und kam damit durch
Mockridge trug bei seinem Auftritt ein pinkes T-Shirt, auf dem ein (sorry) kackendes Pferd zu sehen war. Ausgedacht hatte sich das ein kleiner Junge, wie Mockridge in der Sendung zeigte. Und der Comedian schien ziemlich belustigt von dieser Idee zu sein. Darüber sollte die nicht wirklich sinnhafte Buchstaben-Kombi "SESJP" stehen, wünschte sich der (kreative) Junge.
Zumindest von seinem irritierenden Outfit wussten die "Fernsehgarten"-Mitarbeiter vor Ort. In der Sendung ist zu sehen, wie Mockridge das T-Shirt einer Mitarbeiterin vor dem Auftritt zeigt. Die nimmt das Shirt unter die Lupe, und ist verwirrt von der Buchstabenfolge "SESJP".
Bild: Screenshot Sat.1
"Was heißt denn das eigentlich?", fragt die Mitarbeiterin Mockridge. Der antwortet: "Das ist glaube ich der Name des Ponys". Und die Mitarbeiterin? Belässt es dabei: "Ahh..."
Luke Mockridge traf Andrea Kiewel vor seinem Auftritt
Auch mit Andrea Kiewel, die ihn wenig später wohl am liebsten zerfetzt hätte, traf Mockridge vor seinem Auftritt aufeinander. Er saß da gerade in seinem Backstage-Raum, als Kiwi hereinkam. Es entsteht folgender Dialog:
- Mockridge: "Oh, jetzt kommt die Kiwi." (Kiwi betritt den Raum.) "Wir drehen hier gerade ein bisschen."
- Kiwi: "Macht mir gar nix aus. Ich freue mich sehr. Ehrlicherweise verehre ich deinen Vater mehr als dich." (Sie lacht, begrüßt Mockridge.)
- Mockridge: "Das sagt meine Mutter auch."
- Kiwi: "Hahaha - Toi toi toi." (Und geht wieder.)
- Mockridge danach: "Die Kiwi ist immer so nett." Später sagt er, wissend, dass er die Moderatorin gerade heftig hintergeht: "Die arme Kiwi."
Bild: Screenshot Sat.1
Mockridge deutete gegenüber ZDF-Team an, dass sein Auftritt kürzer sein könnte
30 Minuten vor dem Auftritt kam es zu folgender Unterhaltung zwischen Mockridge und einer "Fernsehgarten"-Mitarbeiterin vor Ort:
- "Wie lange muss mein Auftritt sein?"
- "7 Minuten lang laut Plan. Kriegst du hin."
- "Wenn er ein bisschen kürzer ist, ist nicht schlimm, oder?" -
- "Naja... Machste 7 Minuten!"
- Mockridge: grinst
Bild: Screenshot Sat.1
Und Luke Mockridge? Der schämte sich für seinen Auftritt im "Fernsehgarten".
In der "Greatnightshow" sagte er:
"Ich konnte mir das nicht angucken. Ich habe bei Youtube mal versucht, es 20 Sekunden zu sehen. Ich habe mich so fremdgeschämt. Beziehungsweise heißt das Fremdschämen, wenn es Schämen über einen selber ist? Ich habe mich selbst geschämt."
In seiner Sendung guckte sich Mockridge demnach seinen Auftritt zum ersten Mal an, schlug dabei peinlich berührt die Hände vors Gesicht.
Mockridge bereute alles schon vor seinem Auftritt
Spannend sind vor allem die Einblicke in Mockridges moralisches Dilemma, das er schon vor dem Auftritt hatte.
"Es ist eine Stunde vor Auftritt und jetzt geht mir richtig der Stift. Das gucken so viele Leute, und das ist so ein Quatsch. Ich weiß gar nicht, ob ich mir diesen Text merken kann. Das ist so ein wirrer Wahnsinn, den die (Kinder) sich ausgedacht haben."
Über den "Fernsehgarten" sagte er weiter: "Das gucken ja vier Millionen Menschen. Meine Sendung gucken eine Million Menschen." Das mache ja gar keinen Sinn. Millionen Menschen blieben im Unklaren, fürchtete Mockridge.
Doch dass sein Auftritt einen derartigen Wirbel auslösen würde, so dass weit mehr als die vier Millionen "Fernsehgarten"-Fans sich darüber aufregen würden – das hat Mockridge da wohl noch nicht geahnt.
Warum ich Spieleabende hasse
Video: watson
Es ist erst die dritte Folge von Stefan Raabs neuer Show "Du gewinnst hier nicht die Million", doch er scheint bereits voll und ganz im Streaming-Modell von RTL+ angekommen zu sein. So sehr, dass er die Vorspul-Option in der Sendung, die es im linearen Fernsehen bei seinen Sendungen früher nicht gab, zum Programmpunkt des Abends machte.