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"Maischberger": Ukraine-Botschafter bezichtigt der Lüge

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk trägt sein Herz auf der Zunge.
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk trägt sein Herz auf der Zunge.Bild: ARD
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"Maischberger": Ukraines Botschafter bezichtigt Verteidigungsministerin Lambrecht der Lüge

07.04.2022, 11:26
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Es ist die letzte Sendung von ARD-Talkerin Sandra Maischberger vor der Osterpause. Und natürlich beherrscht der Ukraine-Krieg ihre Rückschau auf die Woche. Sie bespricht ihn mit folgenden Gästen:

  • Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP (Vorsitzende Verteidigungsausschuss)
  • Gregor Gysi, Die Linke (außenpolitischer Sprecher)
  • Andrij Melnyk (ukrainischer Botschafter in Deutschland)
  • Ulrich Wickert (Autor und Moderator)
  • Anna Sauerbrey (Politik-Redakteurin bei "Die Zeit")
  • Gabor Steingart (Gründer "The Pioneer")

Der Diplomat Andrij Melnyk ist bekannt geworden mit seinen ungewöhnlich undiplomatischen Tweets und Interviews. Egal ob Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) oder Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier – der Botschafter der Ukraine in Deutschland kennt keinerlei Scheu, wenn er Kritik loswerden und sein Heimatland stärken will. Zuletzt warf er dem ehemaligen Außenminister und heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ein zu gutes Verhältnis zu Russland vor. Im Interview mit ZDF-Moderatorin Dunja Hayali lenkte Steinmeier ein. "Die Warnungen von unseren osteuropäischen Partnern hätten wir ernster nehmen müssen."

"Das ist eine gute Geste, ein guter Anfang", findet Melnyk, dem Maischberger diesen TV-Ausschnitt präsentiert.

Melnyk rechnet mit baldigem Kriegstribunal

Russland hat nicht nur 2014 die Krim annektiert, sondern ist davor auch schon mit kriegerischen Interventionen u.a. in Georgien aufgefallen. So nah dran und so unausweichlich sichtbar wie jetzt war das allerdings noch nie. Die schrecklichen Bilder der von der russischen Armee verwüsteten Stadt Butscha und von deren ermordeten Bewohnern schockieren.

Melnyk im Dialog mit Sandra Maischberger.
Melnyk im Dialog mit Sandra Maischberger.Bild: ARD

Melnyk mutmaßt, dass dieser Gewaltexzess kein Einzelfall ist. Aktuell würden Beweisstücke fürs Kriegsverbrechertribunal gesichert, vor die man die Verantwortlichen bringen werde. "Nicht nur die Leute, die politisch verantwortlich sind, auch die Soldaten." Denn für Melnyk ist klar, dass der Angriff "leider auch getragen von der großen Mehrheit des russischen Volkes" ist. Es seien Russen, die foltern, töten und vergewaltigen. "Durch die Propaganda hat man die Menschen 'zombiert'." Er tröstet sich mit dem Gedanken an ein Kriegstribunal, das "sehr bald" komme.

Zu langsam geht ihm schon seit Beginn des Kriegs die Unterstützung des Westens und vor allem Deutschlands. Schon lange fordert er, dass Deutschland auf jegliche Energieimporte aus Russland verzichtet. Er versteht das Zögern nicht, die wohl stärkste Sanktion einzusetzen.

"Was sollte, bitteschön, noch nach einem Massaker wie Butscha geschehen?"
Andrij Melnyk

Die deutsche Regierung hat Sorge, dass eine plötzlich ins Stocken geratende Gasversorgung der Wirtschaft enorm schadet und z.B. zu Massenarbeitslosigkeit führt. Maischberger fragt Melnyk, ob dann nicht auch weniger Hilfe für die Ukraine möglich wäre. "Das ist ein wichtiges Argument", gibt Melnyk zu. Aber er zweifelt an der Verlässlichkeit der pessimistischen Prognose, auf die sich u.a. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) beruft. "Man malt immer ein apokalyptisches Bild, aber es gibt auch viele andere Einschätzungen.“

Die Expertenrunde: Gabor Steingart, Anna Sauerbrey und Ulrich Wickert.
Die Expertenrunde: Gabor Steingart, Anna Sauerbrey und Ulrich Wickert.Bild: ARD

Ukrainischer Diplomat widerspricht Christine Lambrecht

Schon seit vor dem Kriegsbeginn schwelt zwischen Deutschland und der Ukraine eine Verstimmung über Waffenlieferungen. Legendär geworden sind die 5000 Helme, die die Bundeswehr in Aussicht gestellt hat, als sie nach Waffen gefragt wurde. Mittlerweile, behaupten deutsche Politiker, laufen die Waffenlieferungen. Wie genau die Ukraine unterstützt wird, das verrät Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) selbst auf Nachfrage nicht. Angeblich, weil die Ukraine es aus taktischen Gründen nicht will. Ob das stimme, fragt Maischberger Melnyk und der bezichtigt die Ministerin ganz schnörkellos der Lüge: "Nein, das stimmt nicht."

"Mir geht es darum, dass auch die deutsche Öffentlichkeit besser versteht, wie dieser Betrieb läuft, dass man sehr oft Märchen hört, die nicht immer stimmen."
Andrij Melnyk

FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sollte eigentlich wissen, wie es sich mit Waffenexporten verhält und wer die Wahrheit sagt. Aber sie weicht Maischbergers Frage aus. "Das sind zwei Leute, die unterschiedliche Sachen sagen.“ Viel wichtiger für sie ist, dass die Ukraine auch wirklich Material geliefert bekommt, das sie braucht. "Es wird sehr viel erzählt, auch sehr viel Stuss.“ Einig ist sie sich aber mit Melnyk, was die Mitverantwortung der russischen Bürger für den Krieg angeht.

"Putins Krieg und die armen Russen – das ist Quatsch. Das funktioniert nur, wenn man tausende von Leuten um sich hat, die das unterstützen."
Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Gysi hat mit Putin abgeschlossen

Und selbst Gregor Gysi, der als außenpolitischer Sprecher der Linken einen traditionell guten Draht zu Russland hat, bekennt: "Ich bin mit Putin und der russischen Führung völlig fertig." Er hat sogar sein Bild von der Nato revidiert. Die Linke wollte vor kurzem noch den Nato-Austritt Deutschlands. Nun sagt Gysi: "Ich muss über bestimmte Dinge neu nachdenken, und meine Partei auch." Er ist sich sicher, dass Putin sein eigenes Ende mit dem Krieg eingeleitet hat. "Ich weiß nur nicht, wie schnell es geht."

Strack-Zimmermann und Gysi bei "Maischberger".
Strack-Zimmermann und Gysi bei "Maischberger".Bild: ARD

Wie geht es weiter mit Russland und der Welt? Das fragen sich derzeit wohl viele und auch Maischbergers Kommentatoren-Trio in dieser Woche: Ex-Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert sieht die größte Herausforderung in den kommenden Jahren in der Frage: "Wie gehen wir jetzt mit autoritären Regimen um?" Seiner Meinung nach ist die Frage sogar noch grundsätzlicher als die Entwicklung nach den Terrorattentaten vom 11. September 2001.

Forderung nach Energie-Embargo

Gabor Steingart (Gründer von "The Pioneer") rätselt: "Worauf wartet unser Bundeskanzler eigentlich, um unsere schärfste Waffe zu ziehen?" Es sei Zeit, komplett auf russische Energie zu verzichten, auch wenn die Preise steigen.

"Die Menschen in der Ukraine geben ihr Leben, wir geben einen Teil des Wohlstands!"
Gabor Steingart

Als nicht so wichtig bewertet er hingegen, dass die Deutschen Waffen liefern. "Die Amerikaner werden die Ukraine fluten mit Waffen und Militärberatern, ohne dass es in der Zeitung steht. Um diese Seite brauchen wir uns nicht kümmern."

Die "Zeit"-Politik-Redakteurin Anna Sauerbrey sieht die Frage mit der Gas-Sanktion differenzierter. Zwar seien seit Kriegsbeginn 35 Milliarden Euro aus dem Westen für Energie nach Russland geflossen, aber ein kurzfristiger Stopp werde den Krieg auch nicht schneller beenden, glaubt sie. "Vielleicht ist herauszögern gar nicht die schlechteste Strategie". So könne sich Deutschland um Ersatzlieferungen kümmern.

Damit verabschiedet sich Maischberger in die Osterpause. Die nächste Sendung läuft am 3. Mai. Zum ersten Mal an einem Dienstag. Denn ab dann läuft die ARD-Talkerin zweimal wöchentlich.

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