Auf einer tropischen Insel begleiten Kameras eine Gruppe junger Erwachsener, die eines gemeinsam haben: keine sexuellen Erfahrungen. "Virgin Island" (nicht zu verwechseln mit der Inselgruppe) ist ein neues Format des britischen Senders Channel 4. Es will den Jungfrauenzustand der insgesamt 12 Teilnehmenden mithilfe professioneller Intimitätscoaches und sogenannter "Sex-Surrogates" beenden.
Die Surrogate agieren in dem Format als zeitweilige "Partner:innen" in einem therapeutischen Umfeld, um den Kandidat:innen bei der Bewältigung von Problemen im Zusammenhang mit Intimität, Sexualität und emotionalem Wohlbefinden zu helfen. Quasi eine Anti-These zu Sex-Dating-Shows wie "Love Island", die wohl gar nicht so schlecht gemacht ist.
Der britische "Guardian" zumindest hatte die Show und ihren Ansatz in einer Kritik als "überraschend empathisch" gelobt. Eine solche Show könnte Abwesenheit von Sexualität schnell als ein Defizit oder Makel darstellen.
Dieser Trailer zeigt einen kurzen Eindruck von der Show:
Im Frühling war "Virgin Island" in Großbritannien angelaufen. Im Mittelpunkt der finalen Folge steht Dave, 24 Jahre alt, Buchhalter – und bis vor Kurzem noch Jungfrau. Nach Wochen intensiver Therapie, Gesprächen mit Coaches und vielen emotionalen Momenten kommt es tatsächlich zum Akt.
Gemeinsam mit Surrogatin Kat erlebt er seinen ersten Sex. Die Szene – deutlich hörbar und mit suggestivem Schnitt inszeniert – wurde zur bisher umstrittensten des gesamten Formats.
Während Kat in einem anschließenden Interview erklärt, sie sei froh, diesen besonderen Moment mit Dave geteilt zu haben, sorgte der Auftritt bei vielen Zuschauerinnen und Zuschauern auch für Unbehagen.
In sozialen Netzwerken wie X (ehemals Twitter) wird die Folge als "verstörend" und "unbehaglich" beschrieben, berichtet "Daily Mail". Eine Person empfand das Geschehen als "erniedrigend".
Die Kritik richtet sich weniger gegen Dave selbst, sondern gegen das Format an sich – insbesondere gegen die Tatsache, wie offen ein so intimes Ereignis gezeigt wurde.
In der Debatte gibt es auch positive Stimmen. Einige unterstützen Dave, der nach einem langen Weg endlich Selbstvertrauen gefunden habe. Mehrere Posts lobten ihn für seine Entwicklung.
Um einen gegenwärtigen Anstoßpunkt für das umstrittene Konzept bereitzustellen, beruft sich der Sender auf eine Studie des University College London aus dem Jahr 2021. Demzufolge sei eine:r von acht 26-jährigen Brit:innen noch Jungfrau, "während es in früheren Generationen nur eine:r von zwanzig war".
Für die Studie wurden der Beschreibung zufolge 16.000 junge Menschen ab dem Alter von 14 Jahren begleitet.
Man ist sich der Sensibilität des Themas offenbar bewusst. Die Sendung verfolgt einen therapeutischen Ansatz: Ziel sei es, emotionale Blockaden zu lösen und erste sexuelle Erfahrungen zu ermöglichen. Bei den meisten bleibt es jedoch bei Nähe ohne Geschlechtsverkehr. Nur im Fall von Dave kam es tatsächlich zum "Vollzug".
Entscheidend bei dem Prozess sei die sogenannte triadische Struktur: Neben Klient und Surrogat begleitet eine dritte Person – meist ein:e Therapeut:in – den Vorgang. Das soll emotionale Grenzüberschreitungen vermeiden und Reflexion ermöglichen.
Sechs Monate nach Ende der Produktion ist Dave laut "Daily Mail" übrigens in einer festen Beziehung – zum ersten Mal. Die Teilnahme an der Show habe ihm geholfen, Selbstvertrauen zu entwickeln, so die These.