Jan Hofer startet um 22.15 Uhr mit seiner neuen Nachrichtensendung "RTL Direkt". Nach seinem kurzen Ausflug ins Unterhaltungsfernsehen ist es quasi die Rückkehr zu seinen Wurzeln – immerhin kannte man ihn über Jahrzehnte als "Tagesschau"-Sprecher. Sein neues Format soll allerdings kein Abklatsch der ARD-Nachrichten werden, genauso wenig eine One-Man-Show.
Es sei "keine Nachrichtensendung im klassischen Sinne", beschreibt Jan Hofer kurz vor der ersten Ausgabe sein neues Format im Podcast "heute wichtig". Es gebe zwar einen kurzen Nachrichtenüberblick, aber ansonsten würde er sich einem Thema des Tages intensiver widmen – "in Gesprächen nach Möglichkeit mit sehr prominenten und kompetenten Gesprächspartnern". Aber auch Reportagen würden in der 20-minütigen Sendung vorkommen.
Dass er sich nach seinem "Tagesschau"-Abschied nicht einfach zu Ruhe gesetzt hat – immerhin ist Jan Hofer ja bereits 71 Jahre alt – hat einen Grund:
Er sei immer aktiv gewesen, mache Sport – "und das Gleiche gilt auch beruflich".
Direkt im Anschluss an seinen ARD-Abschied habe er bereits einige Angebote auf dem Tisch gehabt, "die ganz prima waren". Doch das von RTL sei dann "das attraktivste und interessanteste" gewesen, da es die Möglichkeit gab, "nochmal etwas vollkommen Neues zu machen".
Jung hält Hofer, wie er sagt, vor allem sein Beruf. Denn der zwinge ihn quasi dazu, sich für Dinge zu interessieren. "Das ist, glaube ich, einer der Bestandteile dessen, dass man wirklich jung bleibt, weil man immer interessiert ist", stellt er im Gespräch klar.
Podcast-Host Michel Abdollahi fragte Jan Hofer auch nach seiner "Let's Dance"-Teilnahme, die nach dem Aus bei der "Tagesschau" doch recht überraschend kam. Immerhin hätten wohl nur die wenigsten Hofer im Bereich Tanz und Unterhaltung verortet. Jan Hofer berichtet dazu, dass er, als er beim "Tagesschau"-Abschied die Krawatte abgenommen habe, gewusst habe: "Für mich beginnt ein neuer Lebensabschnitt – im übertragenen Sinne ohne Krawatte."
Er habe nie ein Problem mit dem Schlips gehabt, aber es signalisierte für ihn dennoch eine neue Lebensphase. Tanzen gehöre zwar nicht zu seinen Kernkompetenzen, wie er bei der Show feststellen musste, aber er habe da "unfassbar viel gelernt". Unter anderem hätte er nun Einblicke ins Showbusiness gewonnen.
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl sprach Jan Hofer mit Abdollahi abschließend auch über den aktuellen Wahlkampf der Parteien und das Ende der Merkel-Ära. Dass nach 16 Jahren Angela Merkel nun etwas Neues beginnen wird, sieht er durchaus positiv: "Ich finde Veränderung gut", bekräftigt Hofer, auch, wenn er "eine gewisse Kontinuität" schätze. "Außerdem ist niemand unersetzbar", so der 71-Jährige.
Hinsichtlich des Wahlkampfes hat der Ex-"Tagesschau"-Sprecher allerdings einen dicken Kritikpunkt auf Lager:
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik rückten beispielsweise immer weiter in den Hintergrund. Er glaube, dass sich die Menschen auch teilweise ein wenig alleingelassen fühlen würden. "Dass Klimapolitik und Umweltschutz große Themen sind, die alle interessieren, ist die eine Geschichte. Aber dass man alles andere überhaupt nicht mehr wahrnimmt, finde ich dann schon ein bisschen merkwürdig", kritisiert Hofer und sieht da die Politiker ein bisschen in der Verantwortung.
(jei)