Erleichtert starten viele Menschen in den Sommer: Die Corona-Zahlen sinken seit Wochen, die Sonne scheint, das Leben erinnert wieder an das vor der Pandemie. Maybrit Illner stellte am Donnerstagabend fest: "Der Sommer wird gut" und fragte gleichzeitig "– wird die Corona-Politik besser?"
Ihre Gäste waren sich einig: Die Politik müsse aus den Fehlern der vergangenen Monate lernen und vorausschauend in die Zukunft blicken, falls es doch zu einer vierten Welle der Pandemie kommen sollte.
Doch was könnte dies für Kinder und Jugendliche bedeuten? Vor wenigen Tagen hat die Ständige Impfkommission (STIKO) die Corona-Impfung nun auch für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen empfohlen. Auch eine Impfpflicht an Schulen wurde bei "Maybrit Illner" diskutiert. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wollte davon allerdings nichts wissen.
Das waren die Gäste bei "Maybrit Illner" am 10. Juni 2021:
Impfungen für Kinder und Jugendliche, das könnte auch den Schulbetrieb erleichtern und die Ansteckungsgefahr und Verbreitung des Corona-Virus eindämmen. Gerade erst sind viele Schülerinnen und Schüler nach Monaten des Homeschooling in den Regelunterricht zurückgekehrt. Erneute Schulschließungen wären für viele Kinder wie für Eltern ein echter Horror.
Kanzleramtsminister Helge Braun von der CDU erklärte bei "Maybrit Illner" bezüglich Impfungen bei Kindern und Jugendlichen:
Deswegen sei, abseits der Empfehlung der STIKO, der Impfstoff grundsätzlich auch für Kinder ohne Vorerkrankungen zu bekommen.
Diese Einschätzung teilte auch Journalist Robin Alexander. Nachdem Kinder und Jugendliche während der Pandemie allerhand Opfer und Verzicht gebracht hätten, könne man diesen jungen Menschen nur schlecht erklären, sie hätten jetzt keinen Zugang zu einer Impfung.
Hausärztin Birgid Pohl begrüßte die Aufhebung die Zulassung des Impfstoffs für Kinder und Jugendliche grundsätzlich. Aber sie mahnte auch: "Ich finde es gut, dass Kinde jetzt geimpft werden können – aber unter keinen Umständen müssen."
Aufgebracht hatte das Thema Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Mit Bezug auf die jüngste Entscheidung der STIKO betonte Schmit-Chanasit:
Der Virologe behauptete, Karl Lauterbach habe eine Impfpflicht an Schulen aufs Tableau gebracht.
Lauterbach jedoch wehrte sich gegen diese Behauptung. "Ich muss sofort widersprechen", erklärte der SPD-Politiker. Eine Impfpflicht für Kinder habe er nie gefordert. Auch seien Schulbesuche ohne Impfung nicht zu gefährlich.
Und dennoch sprach Karl Lauterbach sich dagegen aus, Studiendaten über Langzeitschäden bei Kindern und Jugendlichen durch eine Corona-Impfung abzuwarten, um sie für alle jungen Menschen freizugeben – und zwar aus mehreren Gründen.
Erstens sei die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass sein später Impfschaden überhaupt entdeckt werde, der nicht auch früh zu erkennen sei. "Was wir jetzt nicht sehen, das werden wir auch später sehr wahrscheinlich nicht sehen", so der SPD-Gesundheitsexperte. Auch seien Erkrankungen an Covid-19 bei rund einem Prozent der Kinder mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden.
Lauterbach zufolge sei dies „keine Kleinigkeit“. Kinder und Jugendliche könnten von einer Impfung profitieren. Zuletzt prophezeite er: „Wir werden die Schule wieder anlaufen lassen, mit normalem Regelbetrieb, aber dann werden wir halt sehr viele Infektionen bei Kindern sehen.“ Lauterbach gab selbst zu, das diese eine Position sei, die man keinesfalls teilen müsse.
Prompt war Virologe Schmidt-Chanasit anderer Meinung: Er teilte nicht die Einschätzung Lauterbachs, dass Covid-19 für Kinder und Jugendliche eine verstärkte Gefahr darstelle. Außerdem gebe es für Schulen auch abseits der Impfungen entsprechende Leitlinien, die den Schulbetrieb sicherstellen würden. Luftfilter, Händewaschen und Masken beispielsweise.
Statt einer Impfpflicht an Schulen gebe es eine viel wichtigere Sache, um die Corona-Politik in Zukunft zu verbessern: Politikerinnen und Politiker müssten die "Datenerhebungs-Katastrophe" im Land beheben. Nur ausreichend Daten würden eine sichere Zukunft vor dem Virus garantieren.
Und auch wenn dies an diesem Abend nicht sehr oft vorkam: An dieser Stelle waren Karl Lauterbach und Jonas Schmidt-Chanasit sogar einig.