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"Hart aber fair": Harald Lesch lacht über steigenden Strompreis

Harald Lesch hat kein Problem damit, unpopuläre Ansichten kundzutun.
Harald Lesch hat kein Problem damit, unpopuläre Ansichten kundzutun.bild: screenshot ard
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"Hart aber fair": Lesch lacht über Strompreis – "Warum soll Energie immer billiger werden?"

27.01.2022, 18:45
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Die Strom- und Gaspreise sind massiv gestiegen, der Stromanbieter "Stromio" hat 100.000 Kunden kurzfristig gekündigt, weil sich die die Firma beim Einkauf der Energie verspekuliert hat. "Der Strompreis liefert sich ein Wettrennen mit dem Gaspreis", sagt Moderator Frank Plasberg. Er diskutiert das Thema "Zu Hause warm und hell: Wer kann sich diese Energiepreise noch leisten?" mit folgenden Gästen:

  • Jürgen Trittin, B‘90/Grüne, Bundestagsabgeordneter, war von 1998 bis 2005 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
  • Harald Lesch, Professor für Theoretische Astrophysik an der Uni München; ZDF-Wissenschaftsmoderator
  • Tilman Kuban, CDU, Bundestagsabgeordneter; Bundesvorsitzender Junge Union
  • Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)
  • Wolfram Weimer, Publizist und Verleger
  • Christina Wallraf, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW
Der Publizist Wolfram Weimer sieht die Verantwortung vor allem bei der Politik.
Der Publizist Wolfram Weimer sieht die Verantwortung vor allem bei der Politik.bild: screenshot ard

Für den Publizisten Wolfram Weimer stehen die Schuldigen fest: die Politiker. Die deutschen Strompreise seien die teuersten. Der deutsche Staat mache die Energie absichtlich teuer und das habe auch in der Wirtschaft fatale Folgen: Unter den zehn größten Stahlerzeugern seien keine deutschen mehr, aber acht chinesische zu finden, weil dort die Kilowattstunde für die energieintensive Industrie nur 10 Cent kostet. Dramatisch malt er dann das Bild von Bundesbürgern, die sich das Heizen nicht mehr leisten können. "Zwei Millionen Deutsche frieren, weil die Energiepreise zu hoch sind."

"Es kann nicht sein, dass uns diese Klimawandelpolitik so lieb und teuer ist, vor allem teuer."
Wolfram Weimer

Angesichts von Weimers Pathos bei den Strompreisen lacht TV-Wissenschaftsmoderator Harald Lesch. Die Unruhe am Strommarkt und unseriöse Kündigungen von Verträgen wie bei "Stromio" sind für ihn Folgen einer fatalen Entwicklung. "Wir hätten von vornherein dafür sorgen müssen, dass Energie eine Sache ist, mit der man nicht so leicht spekulieren kann. Diese Art von Wildem Westen können wir uns nicht mehr erlauben, da muss ganz anderes eingeschritten werden – das muss ein Hoheitsrecht werden."

Aber Lesch hat nicht nur die Stromlieferanten im Blick, sondern auch die Konsumenten, weil wir alle "ganz falsch gelebt haben und organisiert waren".

"Wir haben einfach nicht verstanden, wie teuer Energie wirklich ist – sie ist eine Ware, die einen Preis hat, aber keinen Wert."
Harald Lesch

Um den echten Wert einer Kilowattstunde abschätzen zu können, schlägt er vor, dass man 100 Watt im Fitnessstudio auf dem Ergometer erzeuge und sich nun vorstelle, das zehn Stunden lang zu machen. Dann habe man eine Kilowattstunde zum Preis von 30-34 Cent erzeugt.

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Die Energiewende werde kosten, sagt Lesch ganz unumwunden. "Sind die Brötchen billiger geworden, ist das Brot billiger geworden? Ist überhaupt irgendwas billiger geworden? Warum soll die Energie immer billiger werden?", fragt Lesch in seiner ihm eigenen Mischung von Empörung und Amüsement. Allerdings sieht er schon, dass es durchaus Bedürftige gibt, die Unterstützung bei Strom und Gas dringend brauchen. Sein Vorschlag: Die Politik könnte die zwei Millionen bedürftigen Haushalte leichterdings unterstützen, das Geld könne aus dem Wegfall des Dienstwagenprivilegs oder einer angemessenen Besteuerung von Kerosin kommen.

Aber um die Klimaziele zu erreichen, müsse Deutschland seinen Energieverbrauch halbieren, sagt Lesch. Er glaube, dass sich die "Beteiligten nicht ehrlich machen und die Wahrheit sagen", und damit meint er wohl aus der Runde vor allem den Grünen Jürgen Trittin – der einzige, bei dem man in dieser Runde beim Thema so etwas wie Ehrlichkeit erwartet.

Ex-Umweltminister Jürgen Trittin sieht die Abschaffung der EEG-Umlage als "Selbstkritik".
Ex-Umweltminister Jürgen Trittin sieht die Abschaffung der EEG-Umlage als "Selbstkritik".bild: screenshot ard

Jürgen Trittin war von 1998 bis 2005 Bundesumweltminister. Er will solchen Spontan-Kündigungen wie bei den Kunden von Stromio entgegenwirken, indem es bald eine Kündigungsfrist von drei Monaten geben soll.

Plasberg hält ihm vor, dass er in seiner Zeit als Umweltminister immer wieder gesagt habe, dass die EEG-Umlage die Haushalte in Höhe "einer Kugel Eis" im Monat belasten werde. Heute sind es allerdings knapp 12 Euro, also das Zwölffache. Trittin gibt das nach kurzer Gegenwehr und Verweis auf die Verantwortung seiner Amtsnachfolger zu und will die geplante Abschaffung deshalb auch als "praktische Selbstkritik“ verstanden wissen.

JU-Vorsitzender Tilman Kuban merkt an, dass die EEG-Abschaffung von der großen Koalition auf den Weg gebracht worden ist. Im nächsten Moment klagt er, dass 40 Prozent der Energiekosten ja Steuern und Abgaben sind. Das waren sie aber auch schon, als die CDU noch führender Teil der Regierung war. Aber gut, meckern ist eben die Aufgabe der Opposition.

Die Grünen haben im Wahlkampf oft von ihrem Klimageld gesprochen, einem Pro-Kopf-Ausgleich für Mehrkosten bei Energien. Robert Habeck habe es seit der Wahl nie mehr erwähnt. "Hat er es vergessen?", versucht Plasberg Trittin mit einer Frage zu provozieren. Der bleibt locker. Nein, aber das komme erst, wenn der CO2-Preis weiter ansteigt. Und solange das noch nicht steige, gebe es noch keinen Grund. Und immerhin sei ja der Heizkostenzuschuss von 135 Euro beschlossen.

Energie-Lobbyistin Kerstin Andreae warnt vor "unseriösen Billiganbietern".
Energie-Lobbyistin Kerstin Andreae warnt vor "unseriösen Billiganbietern".bild: Screenshot ard

Die steigenden Kosten setzen den Verbrauchern jedenfalls zu. Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) findet, dass der liberalisierte Energiemarkt aber nicht das Grundproblem sei, sondern unseriöse Anbieter. Stromio hätte seine Kunden "im Stich gelassen und betrogen", denn die Verträge wurden ja aus wirtschaftlichen Überlegungen kurzfristig gekündigt, eine Insolvenz besteht nicht. Man solle "unseriöse Billiganbieter" meiden. Wie man diese erkennt, erklärt sie allerdings nicht.

Auch Christina Wallraf, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW, betont, dass es sich bei Stromio um ein schwarzes Schaf handle. Sie rät allen Kunden der Firma, Zahlungen zu stornieren und Einzugsermächtigungen zu widerrufen. Wertvoller Tipp: Kunden, die ihren Strom nun zu einem höheren Preis von einem Ersatzversorger beziehen müssen, können Schadensersatzansprüche an Stromio stellen. Musterschreiben gibt es auf den Seiten der Verbraucherzentralen.

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