Es war ein echter Lichtblick in der Geschichte der Vox-Gründershow und eine Präsentation, die alle Investoren bei "Die Höhle der Löwen" flashte: Alex und Ines aus Graz, ein auch privat liiertes Gründertandem, lösten am Montagabend ein Wettbieten aus. Vorgestellt hatten sie ihre "Flasher"-Erfindung, die nach Ansicht der Vox-"Löwen" das Potenzial hat, den Massenmarkt zu erobern und viele Menschenleben zu retten. Zunächst lief alles wie am Schnürchen. Dann drehte sich der Pitch. Und es kam zum Streit.
Aber der Reihe nach. Die vierte neue Ausgabe der aktuellen "Die Höhle der Löwen"-Staffel begann mit einem Produkt, das genial einfach ist und das auch ohne weitschweifige Erklärungen sofort einleuchtete. Die Vorstellung der intelligenten, leuchtenden "Flasher"-Armbänder des gleichnamigen Start-ups aus Österreich überzeugte. Die Lichter sollen das Fahren auf E-Scootern, Fahrrädern oder Lasten-Bikes sicherer machen. Ein elektrisierendes Konzept – für alle fünf "Löwen".
"Mit Flasher bringen wir Licht ins Dunkel und Sicherheit auf die Straßen", sagte Alex. Er ist ein gerade mal 29-jähriger promovierter Ingenieur, auch seine Partnerin Ines trägt schon mit 29 einen Doktortitel, allerdings als Finanzfachfrau. Beide ergänzen sich bei ihrem Jungunternehmen perfekt. "Ihr seid der Hammer!", freute sich Carsten Maschmeyer über so viel geballte Fachkompetenz. "Für mich steht immer die Person vor dem Produkt." Allerdings: Auch am "Flasher"-Produkt gibt es nichts zu mäkeln – im Gegenteil.
Die Warn- und Signallichter zum einfachen Umschnallen am Oberarm signalisieren Verkehrsteilnehmern Abbiege-Absichten (gelb) beim Blinken sowie Abbremsen in Gefahrensituationen (rot). Zudem gibt es ein Nachtlicht. In Zukunft könnten über die Armbänder auch die Informationen von Navi-Geräten weitergeleitet werden, ohne dass man die Hände vom Lenker nehmen muss und sich damit gefährdet.
Der "Flasher"-Funke sprang schnell über, bei allen potenziellen Geldgebern. Es geht darum, schwere Verkehrsunfälle zu verhindern. "Hier stehen zwei blitzgescheite Gründer", staunte Judith Williams über das Ösi-Paar. "So klar wie euer Gerät ist eure Kommunikation." Und schon kippte die Situation, zunächst einmal ins Positive, wohlgemerkt. "Wir pitchen jetzt um euch", verkündete Williams. Alle Löwen machten Angebote. Ines und Alex waren umgarnt und damit in einer sehr angenehmen Position. Einfach mal abwarten!
Besonders gespannt wirkten sie, wie Nico Rosberg, der frühere Formel-1-Weltmeister und erklärte Mobilitätsfreak, reagieren würde. Er teste "Flasher" gleich mal selbst, bei einer rasanten Fahrt mit dem E-Roller. Auch Rosberg war "geflasht". Er empfahl sich den Gründern als perfekter Partner, ist er doch auch bei einem der führenden E-Bike-Verleiher involviert. "Euer Produkt ist sensationell", freute sich der Ex-Rennfahrer.
Nur folgerichtig, dass er ein Angebot abgab: Für 150.000 Euro, im Gegenzug für 20 Prozent am noch jungen Unternehmen, wollte er bei "Flasher" einsteigen. Gebote genau dieser Art gaben allerdings auch Nils Glagau und Judith Williams ab. Und dann bissen auch noch Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel an im Doppelpack.
Noch sah es gut aus für Rosberg, doch dann sorgte er selbst für die größte Verwirrung des Abends. Eine Verbindung von Rosberg mit "Flasher" schien wie auf der Hand zu liegen. Doch dann kam alles ein wenig anders. "Ich möchte bescheiden sein", sagte er plötzlich. "Ich ziehe mein Angebot zurück." Zuvor hatte das Team Dümmel/Maschmeyer den Gründern zusätzlich zur Investmentsumme eine Plakatkampagne aus Eigenmitteln in Aussicht gestellt. Ein Angebot, das offenbar auch den E-Bike-Investor verblüffte. Oder vielleicht sogar einschüchterte?
Schließlich kam es so: Die "Flasher"-Gründer trafen eine Entscheidung nach eingehender Beratung und nach dem Abwägen des plötzlich auf nur noch drei Angebote geschrumpften Bieterfelds von Glagau, Williams sowie Maschmeyer/Dümmel. Wieder einmal behielt Rosberg sein Geld bei sich. Schon oft hatte er sich in der Vox-Show als Zauderer erwiesen. Am Ende entschieden sich Alex und Ines für das "Löwen"-Duo bestehend aus Maschmeyer und Dümmel.
Neu dabei diesmal: Er verärgerte durch sein Verhalten seine Kollegen. Vor allem sein abrupter Wechsel in die Moderatoren-Rolle im Studio, bei der er Sympathien für das Angebot der Doppel-"Löwen" andeutete, ärgerte die anderen Mitstreiter. Judith Williams war sichtlich angefressen über Rosbergs Zickzackkurs. Und auch Nils Glagau wirkte sauer. "Es war nicht sehr neutral zusammengefasst", klagte er über Rosbergs Moderationsstil.
Tröstlich, dass nach dem Stunk in der weiteren Sendung dann aber doch wieder Frieden und oft sogar Einigkeit auf der Bieter-Bank einkehrt. Einig waren sich die Löwen etwa, dass die Idee für den Knabber-Snack "Nagos", einen Linsenmehl-Cracker, der Hund und Herrchen schmecken soll, gelinde gesagt kurios sei. Aber eben doch keines Deals würdig. Keinen Stich machte auch das Vater-Sohn-Gründerteam hinter Easy Mirror aus Buxtehude. Die Idee, sich einen kleinen Garten mit Spiegeln optisch "größer" zu machen, überzeugte nicht.
Besser erging es der Gute-Laune-Gründerin Lara Schäffer aus Köln. Ihre Gründung "Guru Granola" für schmackhafte Ayurveda-Gerichte überzeugte Nils Glagau. Und die Köpfe hinter der "Hyrise Academy", einer Schnell-Schulung für angehende Sales-Talente, gefiel Carsten Maschmeyer und Judith Williams gut. Kein Wunder, beide sind ja selbst, trotz ihres recht unterschiedlichen Hintergrunds, Verkaufstalente aus Leidenschaft.
Friede, Freude, Eierkuchen. Allerdings: Nicht unwahrscheinlich, dass Nico Rosberg nach der Show kritische Fragen beantworten musste. Mal wieder.…