Es ging heiß her am 67. Tag des Prozesses zwischen Rapper Bushido und seinem Ex-Manager Arafat Abou-Chaker. An diesem Mittwoch im Amtsgericht Tiergarten wurde ein Zeuge geladen, der eigenen Angaben zufolge lange Bushidos "bester Freund" war und mit dem Rapper von 2015 bis 2017 "24/7 zusammen war": Steven K.
Doch wie bei so vielen der bislang in diesem Prozess geladenen Zeugen hat auch K. sich irgendwann mit seinem früheren Kumpel Bushido zerstritten und seitdem kein Wort mehr mit dem Rapper gewechselt. Vier Jahre später sitzt er jetzt in Berlin als Zeuge vor Gericht und macht Anis Ferchichi, so Bushidos bürgerlicher Name, schwere Vorwürfe. Dieser habe ihn getäuscht, betrogen und manipuliert. K., der von seinem Rapperkumpel lange finanziell und beruflich "abhängig" gewesen sei, erzählt, er habe vor Freude geweint, als es endlich zum Bruch kam. Bushido selbst war – wie schon bei den vorangegangenen Prozesstagen – nicht anwesend.
Zu den Vorwürfen, um die sich der Prozess eigentlich dreht, nämlich dass die vier Abou-Chaker-Brüder Bushido am 18. Januar 2018 beleidigt, bedroht, eingesperrt und verletzt haben sollen, nachdem dieser seinem damaligen Manager Arafat verkündet hatte, nicht mehr mit ihm arbeiten zu wollen, hatte der Zeuge an diesem Prozesstag nichts zu sagen. Zu seinem Verhältnis zu Bushido und dessen Beziehung zu Arafat Abou-Chaker dafür aber umso mehr.
Doch der Reihe nach: Wo er den berühmten Rapper denn überhaupt kennengelernt habe, will Richter Martin Mrosk als Erstes wissen. "Im Aquariumgeschäft", so die unerwartete Antwort von Steven K.. "Das müssen Sie mir aber mal erklären", entgegnet der verwunderte Richter. Und K. erklärt: Weil er sich gut mit Fischen und Korallen auskenne, habe ihn Bushido in seinem 2015 gegründeten Aquaristik-Fachgeschäft "Into the Blue" in Berlin-Lichterfelde angestellt.
Rapper und Fischfachmann merkten angeblich schnell, dass sie sich gut verstehen und auch eine gemeinsame Leidenschaft teilen, nämlich das Angeln. So sei über die Jahre eine enge Freundschaft erwachsen, gemeinsame Reisen nach Amerika, Costa Rica und ins Disneyland inklusive.
Bushido habe seinem finanziell klammen Freund K. auch eine Wohnung organisiert und einen Großteil der Miete übernommen, berichtet dieser. Sie hätten sich dort dann regelmäßig zum allabendlichen "Stammtisch" getroffen und in gemütlicher Runde "Brettspiele gespielt, lustige YouTube-Videos geschaut, getrunken und gekifft", so K.. Neben ihm und seiner Freundin sowie Bushido und dessen Frau Anna-Maria Ferchichi hätten auch die Musiker Samra und Lukas Piano zum "Stammtisch" gehört.
"Ich war abhängig von ihm", sagt K. über Bushido heute. "Ich hatte Schulden, habe bei ihm gewohnt und für ihn gearbeitet." Mit der Zeit sei die Beziehung der beiden immer komplizierter geworden. "Vor allem, wenn er mal wieder Streit mit Anna-Maria hatte", berichtet K., "war er nicht zu ertragen."
Irgendwann habe er dann gemerkt, dass Bushido ein "Schauspieler" sei. Er führe ein "Doppelleben und lügt seine Frau und seine Kinder an", behauptet K.. So habe er, als er mit Bushido und einem gemeinsamen Freund in New York Urlaub gemacht habe, mitbekommen, wie sich der Rapper eine Prostituierte aufs Zimmer bestellt habe und das vor seiner Familie in Deutschland verheimlicht.
Zum Bruch sei es gekommen, als der Rapper versucht habe, einem von K.s engsten Freunden, Stephan B., der auch im Aquariumsgeschäft gearbeitet habe, das Verschwinden von 5.000 Euro in die Schuhe zu schieben. "Wenn ihr sie nicht wiederbringt", drohte Bushido demnach B. und K., "dann bricht euch Arafat alle Knochen".
So habe der Rapper alle seine Probleme gelöst, erzählt K.. "Wenn er Beef mit jemandem hatte, dann hat Arafat das für ihn geklärt". Meist habe dann ein Anruf des Berliner Clanchefs genügt, um die Wogen zu glätten. Doch das sei in seinem Fall gar nicht nötig gewesen, sagt K.. Damals wie heute beteuert er, dass weder er noch sein Freund B. mit dem verschwundenen Geld etwas zu tun gehabt hätten. "Vielleicht hat er eine gespaltene Persönlichkeit, keine Ahnung, was sein Problem ist", sagt K. heute zu Bushidos damaligen Vorwürfen, die er als "fingiert" bezeichnet.
Aus der Zeit an der Seite des Rappers berichtet K. von seinen Einblicken in dessen angebliche kriminelle Machenschaften. Er habe ihm zum Beispiel beim Zählen von "einer Million Euro Schwarzgeld" geholfen, die der Rapper bei "Clubshows, Touren und Geschäften in der Türkei" verdient habe.
Außerdem habe er in einem früheren Prozess für Bushido vor Gericht gelogen, um einen Versicherungsbetrug des Rappers zu vertuschen. Dieser hatte nämlich fälschlicherweise behauptet, in sein Aquaristik-Geschäft sei eingebrochen worden und die Diebe hätten neben teuren Fischen und Korallen auch mehrere Hunderttausend Euro aus einem Safe gestohlen. Seine damals getätigte Falschaussage, zu der ihn Bushido gedrängt hätte, sei inzwischen verjährt, sagt K., und darum könne er heute so offen darüber reden. Doch noch immer fühle er sich deswegen manipuliert und missbraucht von Bushido.
Auch zu den Streitigkeiten um das Grundstück in Kleinmachnow (Brandenburg), das sich Bushido und Arafat teilten und das im bisherigen Prozessverlauf immer wieder Thema war, wurde K. von Richter Mrosk befragt. Arafat habe sich um alle anstehenden Arbeiten auf dem Grundstück gekümmert, berichtet K., doch gehört habe es Bushido und Arafat zu gleichen Teilen.
K. offenbart zudem, dass er auch bei dem im Prozess immer wieder thematisierten "Zaunstreit" im Sommer 2017 dabei gewesen sei. Auch er berichtet, wie sich Bushido und seine Frau Anna-Maria Ferchichi mit Arafat Abou-Chaker über den Bau eines Zauns auf dem gemeinsamen Grundstück in Kleinmachnow heftig stritten. Abgesehen davon habe er aber keinen Streit zwischen Arafat und Bushido erlebt. "Ich war mit Anis befreundet, nicht mit Bushido. Über sein Musikbusiness und alles, was damit zu tun hatte, haben wir nicht geredet", sagt K.. Damals sei die Beziehung zwischen Rapper und Manager noch wie "zwischen Brüdern" gewesen.
Nach einer längeren Pause wird der Prozess am 25. April fortgesetzt. Womöglich erscheint dann das eigentlich schon für diesen Prozesstag geladene Kindermädchen, das für Bushido und Anna-Maria Ferchichi gearbeitet hat, dem Verfahren aber unentschuldigt fernblieb.
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