
Schon in der vergangenen Woche wurde an deutschen Flughäfen gestreikt – auch hier in Berlin.imago
Urlaub & Freizeit
14.01.2019, 08:2214.01.2019, 08:29
Auch in der neuen Woche müssen sich Reisende
wegen des Warnstreiks beim Sicherheitspersonal auf Ausfälle und
Verspätungen einstellen.
Wer ist von dem Streik betroffen?
Etwa 180.000 Passagiere sind
laut Flughafenverband ADV von den geplanten Arbeitsniederlegungen
betroffen. Neben Deutschlands größtem Airport in Frankfurt am Main wurden Warnstreiks auch
für Hannover, Bremen, Leipzig/Halle, Dresden und Erfurt angekündigt.
Die Deutsche Luftverkehrswirtschaft und die Flughäfen warfen der
Gewerkschaftsseite Rücksichtslosigkeit zulasten der Passagiere vor.
Warum wird überhaupt gestreikt?
Anlass des Ausstands ist der laufende Tarifkonflikt. Die
Gewerkschaften fordern für die bundesweit 23.000 Beschäftigten im
Bereich der Passagier-, Fracht-, Personal- und Warenkontrolle an den
Flughäfen eine einheitliche Bezahlung fordern. Verdi verlangt brutto
20 Euro pro Stunde, der DBB fordert einen Stundenlohn von 19,50 Euro.
Bislang sind die Stundenlöhne in der Branche regional sehr
unterschiedlich geregelt.
Warum wird am Dienstag gestreikt?
Der erneute Streikaufruf sei notwendig geworden, weil der
Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) "weder auf das
starke Signal der Beschäftigten durch die Warnstreiks in Berlin-Tegel
und Schönefeld am vergangenen Montag noch auf die Warnstreiks in
Düsseldorf, Köln-Bonn und Stuttgart am vergangenen Donnerstag mit
einem verhandlungsfähigen Angebot reagiert" habe, sagte
Verdi-Verhandlungsführer Benjamin Roscher.
DBB-Verhandlungsführer Volker Geyer kommentierte:
"Die Arbeitgeber lassen uns mit ihrer Blockadehaltung leider keine andere Wahl."
Nach Verdi-Angaben hat der BDLS bei der jüngsten Verhandlungsrunde am
20./21. Dezember 2018 sein Angebot für eine Entgelterhöhung von 1,8
Prozent auf 2,0 Prozent pro Jahr bei einer zweijährigen
Vertragslaufzeit erhöht. Die Lohnangleichung für ostdeutsche
Bundesländer soll demnach erst nach fünf Jahren beendet sein.
Wie positionieren sich die Arbeitgeber?
Dem widersprach die Arbeitgeberseite: Das aktuelle Angebot der
Arbeitgeber liege bei bis zu 6,4 Prozent mehr Lohn pro Jahr. Bereits
im Dezember habe der Verband zudem sehr deutlich kommuniziert, dass
man zu einer weiteren Erhöhung und zu zügigen Verhandlungen ab
Jahresanfang bereit sei, erklärte der BDLS. "Die Gewerkschaft fordert
weiterhin stur 20 Euro pro Stunde für alle Beschäftigten und schädigt
mit den völlig ausufernden Streikmaßnahmen Passagiere, Flughäfen und
Fluggesellschaften massiv", kritisierte BDLS-Verhandlungsführer
Rainer Friebertshäuser. "Die Gewerkschaft überspannt den Bogen mit
diesen Maßnahmen zunehmend."
Auch der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV, Ralph Beisel, kritisierte Verdi scharf:
"Es ist unverantwortlich von Verdi, die Streiks bis zum Exzess auszudehnen."
Jede Dimension eines
Warnstreiks werde gesprengt. "Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass
Verdi die Streiks auf dem Rücken der Reisenden, der
Fluggesellschaften und der Flughäfen austrägt."
Und was sagt Verdi?
Verdi spielte den Ball am Sonntag auf Anfrage der
Deutschen Presse-Agentur an die Arbeitgeber zurück: Man sei sich der
Härten für die Passagiere bewusst, sagte eine Sprecherin. Sie verwies
aber zugleich darauf, dass die Gewerkschaft die Arbeitsniederlegungen
stets frühzeitig angekündigt und auch die Ferien ausgeschlossen habe.
Da die Arbeitgeber kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt hätten,
sei man nun gezwungen, die Warnstreiks fortzusetzen.
Wie ist die Lage an den Flughäfen?
Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt am Main bereitet sich
entsprechend vor: Wie ein Sprecher des Flughafens sagte, soll sich
ein spezielles Team um die Passagiere kümmern, die nicht wie geplant
in einen Flieger steigen können. Dazu gehöre etwa die Bereitstellung
von Verpflegung, Decken und Feldbetten.
Der Ausstand am kommenden Dienstag könnte den Flughafen in Frankfurt
weitgehend lahmlegen. Die Gewerkschaften Verdi und DBB haben die etwa
5000 Mitarbeiter, die dort für die Kontrolle von Passagieren und
Fracht zuständig sind, zu einem fast ganztägigen Warnstreik
aufgerufen.
"Auch wenn wir gut vorbereitet sind, wir empfehlen Reisenden während
des Streiks nicht zum Flughafen zu kommen", sagte der Sprecher.
Besser sei es, wenn sich die Menschen bei den Airlines nach
Umbuchungen oder sonstigen Alternativen erkundigten.
Reisende, die in Frankfurt zwischenlanden und bereits kontrolliert
wurden, müssen – sofern sie im Sicherheitsbereich bleiben – nicht mit
Komplikationen rechnen. Das seien etwa 60 Prozent aller Passagiere,
sagte der Fraport-Sprecher. Wäre kein Streik, würden am kommenden
Dienstag am Flughafen in Frankfurt normalerweise etwa 135.000
Passagiere abgefertigt.
Auch an den anderen Flughäfen Hannover, Bremen, Leipzig/Halle, Dresden und Erfurt bereitet man sich auf lange Warteschlangen vor.
Wie geht es in dem Streik nun weiter?
Am 23. Januar wollen sich Verdi und Arbeitgeber in Berlin zu ihrer
fünften Verhandlungsrunde in dem Tarifkonflikt wieder an einen Tisch
setzen. Der nächste Verhandlungstermin von DBB und BDLS ist für den
24. Januar 2019 ebenfalls in Berlin vereinbart.
(dpa)