
Blick auf die Venus. Bild: NASA/JPL / NASA/JPL
15.09.2020, 07:3415.09.2020, 07:34
In der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten
Venus haben Astronomen das Gas Monophosphan entdeckt. Die Verbindung
aus einem Phosphor- und drei Wasserstoffatomen (PH3) entsteht auf der
Erde vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von
Sauerstoff stattfinden. Der Nachweis in der Venus-Atmosphäre sei
allerdings kein belastbarer Beleg für eine biologische Quelle auf
unserem Nachbarplaneten, schreibt das Team um Jane Greaves von der
Universität Cardiff im Fachblatt "Nature Astronomy". Es weise
zunächst nur auf unbekannte geologische oder chemische Prozesse hin.
In einer eigens einberufenen Pressekonferenz am späten
Montagnachmittag schlossen die Autoren aber die Möglichkeit nicht
aus, dass es Leben auf der Venus geben könnte.
Die Venus ist ähnlich groß wie die Erde, hüllt sich jedoch in
eine dichte Wolkendecke. Durch einen starken Treibhauseffekt
herrschen auf der Venusoberfläche mehrere hundert Grad Celsius, es
ist viel zu heiß für Leben. In den oberen Atmosphärenschichten, rund
50 bis 60 Kilometer über der Oberfläche, könnten vergleichsweise
moderate Temperaturen jedoch Leben erlauben, was zu Spekulationen
über schwebende Mikroorganismen geführt hat.
Die Wissenschaftler hatten die Venus mit dem
James-Clerk-Maxwell-Teleskop auf Hawaii und dem Atacama-Teleskopfeld
in den chilenischen Anden analysiert. Dabei entdeckten sie
Spektrallinien, die nur bei Monophosphan vorkommen. Die Venuswolken
sind allerdings sehr sauer, wodurch die Verbindung schnell zerstört
werden sollte. Sie muss also regelmäßig neu entstehen, um die
gemessene Konzentration von rund 20 Teilen in einer Milliarde Teilen
Atmosphäre (parts per billion, ppb) zu erklären.
Herkunft des Gases lasse sich nicht erklären
Das Team untersuchte daher verschiedene mögliche Quellen für das
extrem giftige Gas wie etwa Mikrometeoriten, Blitze und chemische
Vorgänge in den Wolken und auf der Planetenoberfläche. Damit lasse
sich die Herkunft des Monophosphans jedoch nicht erklären, berichten
die Forscher. Das lege nahe, dass es auf der Venus bislang unbekannte
fotochemische oder geochemische Prozesse gebe.
"Wir behaupten nicht, dass wir Leben auf der Venus gefunden
haben", sagte Ko-Autorin Sara Seager vom Massachusetts Institute of
Technology bei der Pressekonferenz. "Wir haben das Gas Monophosphan
detektiert, dessen Herkunft ein Geheimnis ist." Auf der Rangliste
jener Himmelskörper im Sonnensystem, auf denen Leben möglich sein
könnte, rücke die Venus nun nach oben, sagte sie. Für die Lösung der
Frage wäre es von Vorteil, den Planeten zu besuchen, um Messungen vor
Ort vorzunehmen, betont das Team in seinem Fachartikel.
(lin/dpa)