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Netflix: Wie Streaming-Dienst-Nutzer von der Corona-Krise profitieren – mit einem Haken

FILE PHOTO: A smartphone with the Netflix logo lies in front of displayed "Streaming service" words in this illustration taken March 24, 2020. REUTERS/Dado Ruvic/File Photo
Netflix ist der große Gewinner bei den Streaming-Diensten.Bild: reuters / Dado Ruvic
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Wie Streaming-Dienste die Corona-Krise ausnutzen

27.06.2020, 17:5728.06.2020, 14:36
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Die Corona-Krise beeinflusst seit Monaten das alltägliche Leben stark. Vieles ist noch nicht oder nur eingeschränkt möglich. Auch Besuche im Kino waren lange Zeit nicht erlaubt und auch jetzt funktionieren sie nur unter Auflagen. Dass das natürlich auch Auswirkungen auf die Filmindustrie hat, ist klar. In den vergangenen Monaten war die Branche so gut wie lahmgelegt. Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen oder auch die eingeschränkten Reisemöglichkeiten haben die Produzenten vor Hürden gestellt. Und nicht nur das: Selbst bereits fertige Filme stellten die Filmverleihe vor Herausforderungen. Denn wo sollten diese ohne geöffnete Kinos überhaupt laufen?

Es mussten also andere Lösungen gefunden, neue Wege beschritten werden. Entweder, es wird mit der Premiere bis nach der Pandemie gewartet – wann auch immer das sein wird – oder sie werden auf anderem Wege den Film-Fans zugänglich gemacht. Möglichkeit A: Sie laufen im linearen TV. Möglichkeit B: Ein Streaming-Anbieter übernimmt die Premiere. Am Ende war B die bevorzugte Variante.

So makaber es auch klingt: Ohnehin sind es die Streaming-Dienste, die von der Pandemie auch profitieren. Die Menschen verbringen mehr Zeit zu Hause und somit auch mehr Zeit mit Binge-Watching – und dabei kommen sie nun noch etwas mehr auf ihre Kosten.

Nutzung

Netflix

Netflix ist mit Abstand der erfolgreichste und größte Streaming-Dienst und konnte sich die Krise zunutze machen. Schon vor dem Lockdown in Deutschland verzeichnete der Streaming-Riese zweistellige Zuwächse – 15,7 Millionen Menschen hatten in den ersten drei Monaten 2020 ein Netflix-Abo abgeschlossen. Damit kommt das Unternehmen nun auf 182,8 Millionen zahlende Kunden.

Coronavirus Mexico City, Mexico, 26 March 2020, a computer screen shows Netflix. Residents of Mexico City are told to stay inside to attempt to delay the spread of Coronavirus in Mexico. PUBLICATIONxI ...
Auf Netflix stehen zahlreiche Filme zum Abruf bereit.Bild: www.imago-images.de / Lexie Harrison-Cripps

Sorge, dass wegen der Corona-Lage die Filme und Serien ausgehen könnten, hatte Netflix nicht. Ted Sarandos, der CCO des Unternehmens, hatte bereits zu Beginn der Pandemie gesagt, dass nahezu alle für dieses Jahr geplanten Serien und Filme im Kasten seien. Und auch bei den Produktionen für 2021 sei man noch im Plan.

Weltweit sowie auch in Deutschland steigt die Nutzung von Streaming-Plattformen weiter an. Laut einer AGF-Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Kantar entstand, hat mehr als jeder Dritte der rund 1700 Befragten ab 14 Jahren angegeben, in den vergangenen drei Monaten ein kostenpflichtiges Video-on-Demand-Angebot genutzt zu haben. Vor allem Netflix liegt weit vorne. 27,6 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen drei Monaten den Dienst genutzt zu haben – vor einem Jahr waren es noch rund 3 Prozentpunkte weniger.

Amazon Prime Video

Laut der AGF-Studie liegt Amazon Prime Video mit 19,9 Prozent auf dem zweiten Platz, wenn es um die Nutzung der Streaming-Dienste geht. Dazu, wie sich die Corona-Krise auf die Nutzung des Video-Dienstes ausgewirkt hat, wollte sich das Unternehmen auf Nachfrage von watson nicht äußern. Amazon nenne "grundsätzlich keine kundenbezogenen Informationen" – auch "keine Nutzungszahlen und -präferenzen".

Sky

Sky punktet zwar nicht erst seit der Corona-Krise mit seinem Filmangebot, dennoch reicht das reine Streaming-Portal Sky Ticket bei der Nutzerzahl bei weitem nicht an die Konkurrenz heran. 1,7 Prozent der Befragten aus der AGF-Studie gaben an, Sky Ticket in den vergangenen drei Monaten genutzt zu haben. Damit liegt der Dienst sogar hinter dem reinen Sport-Streamingdienst DAZN.

Kinofilme

Netflix

Während die Kinos ins Deutschland geschlossen waren, war Netflix ein echter Coup geglückt. Der Streaming-Dienst schnappte sich die langersehnte Serien-Verfilmung "Berlin, Berlin". Eigentlich sollte der Film am 19. März Premiere feiern, doch da waren die Kinos in Deutschland bereits geschlossen. Also entschied man sich kurzerhand dafür, den Streifen stattdessen auf Netflix zu zeigen – samt digitaler Premierenfeier. Am 8. Mai lief "Berlin, Berlin" auf der Streaming-Plattform an. Sowohl die Drehbuchautoren und Produzenten sowie die Stars des Films schalteten sich zur virtuellen Premiere dazu und plauderten vom heimischen Sofa aus miteinander. Ungewöhnliche Zeiten bedürfen eben ungewöhnlicher Maßnahmen.

Außerdem übernahm Netflix die Premiere des Films " The Lovebirds", der eigentlich am 3. April in den Kinos starten sollte. Paramount Pictures hatte sich dagegen entschieden, den Streifen zum digitalen Kauf oder als Leihe bei einem der anderen Dienste anzubieten. Und auch ein späterer Kinostart zum Winter oder gar in 2021 kam für die Filmproduktionsgesellschaft offenbar nicht infrage.

Prime Video

In einem Punkt ist Prime Video ein echter Gewinner: Gleich mehrere Filme waren auf der Plattform abrufbar, die erst kürzlich im Kino angelaufen waren oder gerade anlaufen sollten.

"Der Junge und die Wildgänse" ist sogar im Rahmen der Prime-Mitgliedschaft, also ohne zusätzliche Kosten, verfügbar, wie Amazon auf Anfrage mitteilte. Im digitalen Shop von Prime Video seien außerdem "Emma", "Der Unsichtbare", "The Hunt", "Die Känguru-Chroniken" sowie "Trolls: World Tour" verfügbar, für den auch Lena Meyer-Landrut und Mark Forster die Synchronisation übernahmen. Auch "Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn", "Chaos auf der Feuerwache", "Just Mercy" oder "Die Eiskönigin 2" standen zum Leihen oder zum Kauf zur Verfügung. Die Kosten dafür? Unterschiedlich. Manche Streifen sind ab knapp 5 Euro zu leihen, anderen kosten bis zu 15 Euro. Mit einem Teil dieses Film-Angebots ist Prime Video übrigens nicht allein.

Sky

Bei Sky und dem zugehörigen reinen Streaming-Angebot Sky Ticket gab es auch vor Corona bereits zahlreiche Blockbuster der vorherigen Kinosaison. Das liegt natürlich daran, dass die Plattform starke Filmrechtedeals mit unter anderem MGM, Constantin und Tobis oder auch mit Sony hat. Das sorgte nun auch dafür, dass einige Filme, die eigentlich im Kino laufen sollten, direkt oder viel früher bei Sky zur Verfügung gestellt wurden – allerdings gab es Überschneidungen mit der Konkurrenz. Sky bot genau wie Prime Video die Streifen "Trolls: World Tour", "Der Unsichtbare" sowie das Jane-Austen-Drama "Emma" oder auch "Die Känguru-Chroniken" an.

Die meisten Filme gab es bei dem Dienst für eine Leihgebühr von bis zu 18 Euro zum Streamen. Kein günstiger Spaß, aber immerhin genauso teuer, wenn nicht gar preiswerter als ein Kinobesuch für zwei Personen.

Lena Meyer-Landrut, Anna Kendrick, Walt Dohrn, Justin Timberlake und Mark Forster beim Photocall zum Kinofilm Trolls World Tour im Waldorf Astoria Hotel. Berlin, 17.02.2020 *** Lena Meyer Landrut Säng ...
In "Trolls: World Tour" übernahmen Mark Forster und Lena Meyer-Landrut die Synchronisation zweier Trolle.Bild: imago images/Future Image

Fazit

Auf den ersten Blick profitieren sowohl die Streaming-Dienste als auch die Nutzer hinsichtlich der Filmveröffentlichungen von der aktuellen Lage. Auf den zweiten Blick wird aber deutlich: Es gibt meist einen Haken!

Zusätzliche Kosten für die Nutzer

In den seltensten Fällen sind die neuesten Kinofilme nämlich tatsächlich im bereits kostenpflichtigen Abo enthalten. Bis zu 18 Euro für die 48-stündige Leihe eines Films wie beispielsweise bei Sky sind nicht wenig. Und Achtung: Die Preise der Streaming-Anbieter für eine Leihe des gleichen Films können auch abweichen. So zahlt man bei Sky Ticket 5,99 Euro für die "Känguru-Chroniken", während es bei Prime Video einen Euro günstiger ist.

Neue Kinofilme ganz ohne Zusatzkosten bekamen fast nur die Netflix-Abonnenten geboten – auch wenn dann vielleicht zunächst etwas weniger hochkarätige Blockbuster dabei waren. Das könnte sich langfristig aber ändern, denn als der führende Streaming-Anbieter ist Netflix für die Filmindustrie natürlich dennoch besonders attraktiv.

Gratis-Inhalte

Netflix

Die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass Netflix auch einige wenige Inhalte gratis zur Verfügung gestellt hat – allerdings nicht in einem Umfang, wie es die Konkurrenz tat. Die Plattform entschied sich dafür, einige Dokus auf seinem Youtube-Channel gratis anzubieten. Anlass waren vor allem die Schulschließungen.

Prime Video

Prime Video punktete in der Corona-Krise neben vielen neuen Filmen mit einem weiteren Service. Da vor allem Kinder durch geschlossene Schulen und Kitas gezwungen waren, zu Hause zu bleiben, bot der Streaming-Dienst kostenlos einige Serien und Filme für die Kleinsten an. Dafür war nur ein Amazon-Konto notwendig – und das ist gratis. Zu sehen gab es dann beispielsweise die Serien "Creative Galaxy", "Kekse für die Maus im Haus", "Bianca Zauberkind", "Teletubbies" oder auch den Film "Horrible Histories: The Movie – Rotten Romans".

Sky

Auch Sky-Nutzer kamen und kommen dieses Jahr auf ihre Kosten. Durch die Corona-Krise hatte sich der Konzern bereits im März, quasi fast zeitgleich mit den Schließungen der Kinos, dazu entschlossen, seinen Kunden einen Monat lang einen kostenlosen Zugriff auf das Sky-Cinema-Paket, das Sky-Entertainment-Paket sowie die Sky Box Sets zu gewähren. Diejenigen, die ohnehin schon Zugriff auf diese Pakete hatten, durften sich stattdessen aus dem Sky-Store-Angebot zwei Filme gratis aussuchen.

Fazit

Für Familien mit Kindern dürfte das Angebot von Prime Video ein willkommenes Gimmick gewesen sein. Ganz ohne Abo auf bestimmte Kinderserien oder Filme zurückgreifen zu können, kann gerade jetzt Gold wert sein. Das Gratis- oder Zusatzangebot von Sky hingegen kam nur dem bereits vorhandenen Kundenstamm zugute.

Die von Netflix auf Youtube zur Verfügung gestellten Dokus bezogen sich sogar nur auf den amerikanischen Channel der Plattform. Aber immerhin gab es vieles davon mit deutschen Untertiteln.

Die Konsequenzen

Für die Kinos ist die Corona-Krise natürlich ein absolutes Desaster. Für einige bedeutet es vermutlich gar das Aus. Besonders bitter: Nach dem enormen Erfolg von "Trolls: World Tour" hatte ein Universal-Studios-Manager bereits angeregt, Filme auch nach der Pandemie parallel zum Kinostart auf die Streaming-Plattformen zu bringen. Den Kinos schmeckt dieser Vorstoß natürlich gar nicht. Die Kinokette AMC drohte daraufhin damit, keine Universal-Produktionen mehr zu zeigen.

Natürlich haben auch Netflix oder Prime Video derzeit Probleme, ihre Serien- und Filmproduktionen fortzuführen, aber an Nachschub mangelt es ihnen nicht. Solange die Kinos nur eingeschränkt öffnen können, werden sich die Filmverleihe dreimal überlegen, wie sie ihre Produktionen den Filmfans zugänglich machen.

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