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Amazon Prime: Die wahren Gründe hinter der Erhöhung der Preise

Amazon Prime zieht ab Mitte September die Preise für Kunden an.
Amazon Prime hebt ab September die Preise für seine Abo-Kunden drastisch an. Bild: IMAGO / NurPhoto / IMAGO / NurPhoto
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Amazon Prime: Die wahren Gründe hinter der Preiserhöhung

29.07.2022, 09:18
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Am 26. Juli befand sich im Postfach von Millionen Deutschen Haushalten die gleiche E-Mail. Absender der Nachricht war der weltweit größte Onlineversandhändler Amazon, der Betreff: "Wichtige Änderungen der Prime-Mitgliedschaft". Wer die E-Mail öffnete, sah sich mit einer drastischen Erhöhung der Abo-Preise konfrontiert.

Deutlich mehr für das gleiche Angebot

Während US-Amerikaner schon seit Februar höhere Gebühren für die Onlinedienste zahlen, werden deutsche Nutzer erst ab dem 15. September für die gleichen Angebote tiefer in die Tasche greifen müssen.

Künftig bezahlt jeder Nutzer mit einem monatlichen Abo anstatt 7,99 Euro einen ganzen Euro mehr. Wer aber einen Jahres Tarif gebucht hat, bezahlt anstelle der bisherigen 69 Euro satte 89,90 Euro für Amazon Prime. Auch Studierende bleiben nicht verschont. Aus monatlichen 3,99 Euro werden 4,49 Euro. Der jährliche Betrag steigt von 34 Euro auf 44,90 Euro.

Für den Fall, dass man sich mit den in die Höhe geschossenen Preisen nicht zufrieden geben will, besteht die Chance, das Abo bis 30 Tage nach der E-Mail zu kündigen.

In die Hintergründe des Preisanstieges gibt Amazon auch Einblick. Konkret heißt es in der E-Mail, dass "aufgrund von Inflation" und "nicht beeinflussbaren äußeren Umständen" die Kosten steigen. Was wiederum nicht die ganze Wahrheit ist. Denn Amazon gibt viel Geld für ehrgeizige Projekte aus. Und auch die müssen die Kunden finanzieren.

Prime-Preiserhöhung trotz starkem Umsatz

Das Onlineunternehmen war mit ordentlich Schwung in das Jahr gestartet. 2021 machte Amazon in Deutschland nämlich einen Netto-Umsatz von 469,8 Milliarden Euro. Das sind 22 Prozent mehr als noch im Vorjahr, wie "Börsenblatt" berichtet.

Nach den USA bildet Deutschland den zweitgrößten Markt von Amazon. Unter seinen Prime-Zweig fällt nicht bloß der Videostreaming-Dienst des Online Händlers, sondern auch der kostenlose Paketversand sowie eine umfassende Musik- und Podcast-Bibliothek.

Dieses Angebot aufrecht zu halten und sogar zu erweitern, ist ebenfalls ein Grund für die Preiserhöhung, wie der Versanddienst zumindest indirekt zu verstehen gibt. In Amazons Statement heißt es: "Wir werden weiter daran arbeiten, sicherzustellen, dass Prime einen außergewöhnlichen Wert für Mitglieder bietet." Was Kosten verursacht, die die Abonnenten nun tragen müssen.

Ausbau bei Prime: Serien und Filmen

Auf Amazon Video ist viel vorhanden, was das Streaming-Herz begehrt: Liebesfilme, Thriller und Sport-Dokus, Comedy-, Kinder oder Reality-Serien. Das Angebot ist so umfangreich, es kann auf der Suche nach der passenden Abend-Unterhaltung gar überfordern.

Seit 2013 produziert Amazon außerdem in eigenen Studios Filme und Serien und das nicht wenig erfolgreich: "The Marvelous Mrs. Maisel" konnte schon acht Emmys und zwei Golden Globes einfahren, der Film "Manchester by the Sea" sogar zwei Oscars. Ein Niveau, welches es zu halten gilt.

Die Premiere des bisher größten Streaming-Projekts des Anbieters steht aber noch bevor: "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht". Mit 465 Millionen US-Dollar ist die Vorgeschichte der Kultfilme- und Bücher eine der teuersten Produktionen der TV-Geschichte. Dabei handelt es sich bei der Summe nur um die Kosten der ersten Staffel. Vier weitere Staffeln sind bereits angekündigt. Solch ein Budget muss herangeschafft werden, auch wenn es für Amazon in erster Linie ein riesiges Prestigeprojekt ist.

Fußball-Angebot bei Prime

Mit der Champions-League-Saison 2021/2022 wagte sich Amazon zudem erstmals auf internationales Sport-Terrain. Je ein Dienstagsspiel pro Spieltag zählt zum Streaming-Angebot der Plattform. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern – anders als die Champions League selbst.

2024 wird die Königsklasse nämliche reformiert. Anstatt 32 Mannschaften werden dann 36 Teams um den Henkelpott spielen. Die Folge daraus sind 189 Spiele, nicht die bisherigen 125. An jedem Dienstag eine Spielübertragung wird Amazon wohl 575 Millionen Euro kosten, schätzt der "Express".

Es ist ein ordentlicher Vorstoß in den Fußballmarkt, den das Unternehmen vollzieht. Blickt man auf den Fußball im Nachbarland Frankreich, setzt Amazon sogar noch größere Schnitte. Hier streamt der US-Konzern nämlich mehr als 300 Spiele pro Saison. Das sind ungefähr 80 Prozent. Wenn das nächste Mal die Bundesliga-Rechte vergeben werden, ist ganz sicher mit Amazon zu rechnen. Die Frage bleibt bloß, in welchem Ausmaß.

Kylian Mbappe PSG, JULY 25, 2022 - Football / Soccer : PSG Japan Tour 2022 match between Paris Saint-Germain vs Gamba Osaka at Panasonic Stadium Suita in Osaka, Japan. PUBLICATIONxNOTxINxJPN 194331609
Amazon mischt mittlerweile im Fußball-Geschäft mit.Bild: www.imago-images.de / imago images

Stagnierende Nutzerzahlen

Amazon Prime ist nicht der erste Online-Anbieter, der seine Preise in die Höhe schraubt. Auch Netflix justierte bereits die kosten im Februar nach oben. Denn trotz absoluten Top-Produktionen auf der Plattform büßte der Streamingdienst allein im ersten Quartal des laufenden Jahres 200.000 Kunden ein, wie das "Handelsblatt" berichtet.

Auch bei Amazon steigen die Nutzerzahlen zumindest nicht mehr wie noch zu Beginn. Die Folge: Verluste im Umsatz. Ist der Gewinn nicht mehr zureichend, müssen Preiserhöhungen zum Ausgleich geschaffen werden. Im ersten Quartal 2022 verzeichnete Amazon global einen Netto-Verlust von 3,8 Milliarden Dollar, wie bei "Wirtschaftswoche" nachzulesen ist.

Große Ausgaben fordern ihren Tribut

Amazon ist nicht ohne Grund einer der größten Online-Plattformen der Welt. Doch die vielen ausgestreckten Fühler machen sich nun auch bei den Nutzern bemerkbar. Auch wenn man vielleicht gar kein Interesse am Fußball hat oder "Herr der Ringe" nicht schauen möchte. Ob man weiter Kunde bleibt, muss sich letzten Endes jeder Nutzer selbst entscheiden. Auf Twitter drohten bereits zahlreiche User an, ihr Jahresabo zu kündigen, weil sie den Preisanstieg als nicht gerechtfertigt ansehen.

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