Graues Plastik, ziemlich wuchtig und wahrscheinlich nicht besonders hygienisch: Sicherheitswannen am Flughafen klingen nicht nur unsexy, sondern sehen meist auch nicht besonders ansprechend aus.
Eigentlich ist das Aussehen dieser grauen Plastikdinger egal, solange sie ihren Zweck erfüllen. Und der ist am Ende des Tages, dass Flugreisende ihr Handgepäck darin verstauen und Flughafen-Mitarbeiter:innen deren Inhalt leicht kontrollieren können.
Kein Wunder also, dass viele Menschen diesen Sicherheitswannen bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt haben. Auf Tiktok mutieren sie aber gerade zum neuen It-Piece.
"Airport tray aesthetic" nennt sich der neue Trend, bei dem Menschen ihr Handgepäck möglichst hübsch angeordnet in den Sicherheitsboxen platzieren und dann abfotografieren. Auf den viralen Bildern und Videos sieht man häufig Markenschuhe, teure Handtaschen, exklusiven Schmuck und Sonnenbrillen.
Flugticket und Reisepass dürfen natürlich nicht fehlen. So lassen sich für Influencer:innen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits kann man mehr oder weniger subtil mit seinem aufregenden Jetset-Leben angeben.
Andererseits kann man seinem persönlichen Fashion-Style Ausdruck verleihen und gleichzeitig seinen Follower:innen zeigen, wie gut man den auf sein jeweiliges Reiseziel abstimmen kann.
So erklärt es auch die Trendanalystin J'Nae Philips gegenüber dem "Guardian". Für sie stellt die "airport tray aesthetic" die neueste Form des digitalen Flexen dar: "Dieses Phänomen ist eine Evolution von #foodstagram und ästhetisch ansprechenden Food-Bildern, die online gepostet werden." Durch die Fotos könne man einen bestimmten Lifestyle und Sinn für guten Geschmack vermitteln.
Die "airport tray aesthetic" geht laut Philips aber noch einen Schritt weiter. Die entsprechenden Fotos würden den Nervenkitzel des Reisens mit auffälligem Konsum kombinieren und es dadurch Menschen ermöglichen, ihre angestrebte Identität in einer Art und Weise zu verbreiten, die sich frisch anfühle.
Auf Tiktok sammeln sich schon unzählige Videos zu dem entsprechenden Hashtag. Laut "New York Post" sollen es Ende August schon über 16 Millionen gewesen sein.
In der Kommentarspalte unter manchen Videos ist allerdings schon eine Debatte darüber entbrannt, ob der Trend nicht das Problem mit den ohnehin schon langen Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen verschlimmern würde.
Andere User:innen schreiben, dass es ihnen an der Sicherheitskontrolle viel zu hektisch zugehe, als dass sie ihr Handgepäck fein säuberlich und ästhetisch ansprechend anordnen könnten.
Doch um diesem Stress zu entgehen und niemanden unnötig aufzuhalten, wenden viele Creator:innen einen Trick an: Sie nehmen die Fotos einfach nach der Sicherheitskontrolle auf.
Dazu schnappen sie sich eine Sicherheitsbox und stellen sich etwas abseits hin, um ihre Sachen hübsch anzuordnen. Manche User:innen überlegen sich sogar, eine Sicherheitswanne nach Hause zu bestellen. Dann hätte man alle Zeit der Welt für die Fotos und könnte sogar das Licht perfekt abstimmen.
An deutschen Flughäfen hat der Tiktok-Trend offenbar bisher noch für keine größeren Probleme gesorgt zu haben. Das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) berichtet, dass weder in Frankfurt noch in Berlin oder München Vorfälle bekannt sind. In München sei das Fotografieren im Sicherheitsbereich ohnehin verboten.