In "The Wolf of Wall Street" motiviert der von Leonardo DiCaprio gespielte Finanzguru Jordan Belfort seine Mitarbeiter mit einer aufpeitschenden Rede zu bedingungsloser Loyalität und unbändigem Einsatz für das Wohl des großen Ganzen – der Firma. Genau diesen Film hatten sich ein paar "Lurche von der Jungen Union" (O-Ton Oliver Welke, "heute-show"-Moderator) am Rande eines TV-Triells als Motivationsvideo ausgesucht und unterlegten die entfesselte Rede mit Untertiteln ("Wir. Gewinnen. Diese. Bundestagswahl."). Armin Laschet auf den Spuren von Superanführer Leonardo?
Welke war beeindruckt, gab aber zu bedenken: "Für alle, die den Film nicht kennen: DiCaprio spielt darin einen zugekoksten, kriminellen Börsenzocker. Ist das eine gute Metapher für die CDU?" Nach kurzen Sinnieren: "Wenn ich so drüber nachdenke: ja."
Das zweite TV-Triell hat Oliver Welke ansonsten nicht gefallen. "Unguckbar", stellte er fest, "null Erkenntnisgewinn". Außerdem sei es zu einer "Asi-Talkshow wie bei RTL" verkommen: "Zwei schreien sich an, eine sitzt wie ein Scheidungskind dazwischen." Überdies sei das alles kein Triell mehr, sondern nur noch ein Duell, da sich die Grünen nach "verblüffend unprofessionellen Fehlern" aus dem Kanzlerrennen sang- und klanglos verabschiedet und ihre Umfragewerte halbiert hätten.
Die Union sei der SPD wieder nähergekommen und das trotz des wohl dümmsten Satzes des Jahres, gesprochen von Armin Laschet. Der hatte den Wählern im Zusammenhang mit dem Klimaschutz versprochen, die CDU wolle "alle machen" lassen und niemandem vorschreiben, was er zu tun und zu sagen habe. Welke war fassungslos:
Christian Lindner, der Alleinunterhalter der FDP, die als "Königsmacher" gehandelt werde und vor allem bei Jungwählern "erschreckend erfolgreich" (Welke) sei, wurde von Gernot Hassknecht persifliert. Hassknecht drehte den Wahlwerbefilm der Gelben nach – unter dem Motto "Du weißt, du musst etwas tun – zum Beispiel ein Bier öffnen. Prost!"
Bei Tino Chrupalla bedankte sich Welke. Der AfD-Bundessprecher, der wieder mehr deutsche Lyrik und "Dichter und Denker"-Kultur ins tägliche Leben einfließen lassen möchte, hatte sich selbst entlarvt, als er in einem Interview auf Nachfrage kein Lieblingsgedicht benennen konnte. Über die AfD leistete sich Welke einen zynischen Gag: Egal, wie schwierig die Koalitionsbildung nach der Wahl auch werde, sicher sei, dass die AfD nicht regieren werde. Da, so Welke, "müsste schon der Reichstag brennen".
Normalerweise haben Kleinparteien wenig Chancen; Diesmal rechnen sich einige was aus. Deshalb wurde Florian Köster ("Ein Herz für Kleinstparteien") bei den Piraten, Volt und der CSU vorstellig. Dort bat er Markus Söder, er möge doch aufhören, "Armin Laschet dauernd das Messer ins Kreuz zu rammen". Das stritt Söder wortreich ab: "Ich unterstütze Armin Laschet zu 100 Prozent!" "Sehr gut", lachte Köster, "Sie wissen einfach, wie man gute Gags macht."
Einen noch besseren landete Andreas Scheuer. Der noch amtierende Verkehrsminister, von Köster eben deshalb ("Mir wäre nur wichtig, dass die CSU so weit abschmiert, dass sie nicht mehr den Verkehrsminister stellen darf.") angegangen, bewarb sich – früh schaut sich um, wer kein arbeitsloser Ex-Minister sein will – offiziell für einen Mini-Job bei der "heute-show"! Köster fand's gut: "Sie können gerne Praktikant werden bei uns. Aber sie dürfen selbst keine Verträge unterschreiben."
Tierisch wurde es, als Welke über die Diskussionen über Billigproduktion von Hühnerfleisch und die PHW-Gruppe, den "FC Bayern der gefiederten Branche" berichtete. PHW sei der "unbekannteste Fastmonopolist Deutschlands" und mit 50 Prozent Marktanteil der "Mäster of the Huhnivers", der alle kleinen Geflügelbetriebe vom Markt verdränge. Obwohl die Zustände in den Legebatterien seit Jahren immer wieder angeprangert würden, halte sich die Politik mit Einflussnahme zurück.
Klar, so Welke: "Die Betriebe werden von Veterinärämtern der Landkreise kontrolliert. Und diese Landkreise brauchen aber Steuereinnahmen und Arbeitsplätze. Klassischer Fall von Interessenkonflikt."
Prunktstück der "Broiler-Barone" von PHW sei das Projekt "Ross 308", ein genmanipuliertes Supermasthuhn. Sebastian Puffpaff meldete sich aus dem Genlabor und meinte stolz: "Unser Huhn ist so geil, das nimmt in fünf Wochen 1,5 Kilo zu – das Gegenteil von 'Biggest Loser.'" Das Huhn müsse dann gleich geschlachtet werden, weil es sonst wegen seiner schweren Brust umkippe. Auch, weil schon die Küken mit Antibiotika vollgepumpt würden. Ja, das sei auch für den Menschen als nächstes Glied der Nahrungskette riskant, da auf Hühnerfleisch immer öfter resistente Keime zu finden sein – auch auf Bio-Produkten. Aber, so Puffpaff:
"Spielen Sie Gott?", fragte Welke, aber Puffpaff lächelte den Vorwurf weg: "Quatsch, der ruft bei uns an und fragt nach einem Praktikum."